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In der Bitcoin-Szene geht wieder einmal die Phantasie durch © public-domain Pixabay

Bitcoinhype – wie die Wallstreet Leichtgläubige ausnutzt

Christof Leisinger /  Börsengehandelte Fonds sollen Bitcoin bald endgültig salonfähig machen, der Kurs hebt ab. Kritische Skeptiker dagegen wüten.

«An den Börsen dieser Welt könnten Investoren bald Bitcoin-ETF kaufen. Beginnt jetzt der grosse Boom?» – so oder so ähnlich spekuliert die Medienlandschaft in diesen Tagen angesichts zuletzt rasant gestiegener Kurse der so genannten Kryptowährung über die baldige Zulassung eines standardisierten, börsengehandelten Finanzproduktes in den USA.

«Die amerikanische Börsenaufsicht SEC soll in wenigen Tagen über die Zulassung des ersten börsengehandelten Bitcoin-Fonds entscheiden», heisst es allenthalben. Von da an könnten auch institutionelle Anleger wie etwa Pensionskassen oder Vermögensverwalter in «digitale Vermögenswerte» investieren, was bisher aus regulatorischen Gründen nicht möglich war, so die Erwartung.

Setzen bald auch traditionelle Finanzinstitute auf Bitcoin?

Langfristig, so die Meinung so genannter Finanzexperten, würden «die Investitionen in den Bitcoin» enorm zunehmen. Schätzungen gingen von 10 bis 25 Milliarden Dollar im ersten Jahr aus. Krypto-Befürworter halten die Genehmigung für einen notwendigen Schritt, um den Bitcoin aus «seinem Nischendasein» herauszuführen. Behördliche Akzeptanz und Regulierung tragen laut ihrer Ansicht dazu bei, dass die Kryptowährung auch von traditionellen Finanzinstituten als legitimes Instrument betrachtet werde und als normales Anlage- und Zahlungsmittel fungieren könne.

Bitcoin Kurshype
Kursentwicklung des Bitcoin in Dollar

Kritische Skeptiker sehen das natürlich ganz anders. «Für mich ist das Anpreisen von Kryptowährungen als transformative technologische Innovation wie die Promotion von Heroin als therapeutische futuristische Wunderdroge oder wie die Förderung des Abbaus von Blutdiamanten», wütet zum Beispiel John Reed Stark, ein früherer SEC-Manager.

Alles, was die «räuberischen Finanzriesen von der Wallstreet» interessiere, sei die Ausbeutung des Geschäfts mit Kryptowährungen, damit sie ihren Kunden so viel Gebühreneinnahmen wie möglich entlocken könnten. Seine Botschaft an alle Bitcoin-Spot-ETF-Sponsoren, Förderer, Antragsteller ist:

  • Sie sollten aufhören so zu tun, als ob sie sich für Kryptowährungen interessierten, weil diese Personen ohne Bankverbindungen helfen könnten. Das sei nicht nur falsch, sondern Bitcoin-Spot-ETF seien gerade das Gegenteil der angeblich transformatorischen und hochtechnologischen Welt der «dezentralisierten Finanzen» – kaum etwas sei zentralisierter.
  • Sie sollten aufhören so zu tun, als ob Sie sich für «dezentralisierte Finanzen» interessierten, weil solche die Anleger irgendwie weiterbrächten. Das sei nicht nur falsch, sondern die Sponsoren und Förderer eines Bitcoin-Spot-ETF seien weder wohlwollend noch zukunftsorientiert, sondern verschafften unbedarften Menschen Zugang zu einem weitaus riskanteren und kostspieligeren «Finanzsystem», das keinen Konsumentenschutz und keine regulatorische Aufsicht habe.
  • Sie sollten aufhören so zu tun, als seien sie Innovatoren, nur weil sie mit mathematischen Tricksereien riesige finanzielle Vorteile erzielen könnten. Kryptowährungen seien kein finanzielles Allheilmittel für Menschen ohne Bankverbindungen, sondern das Geschäft damit beute unter dem Deckmäntelchen der Inklusion Menschen aus, die sich finanzielle Verluste am wenigsten leisten könnten und die kaum Ressourcen hätten, um sich zu wehren.

Kritische Bitcoin-Skeptiker nehmen kein Blatt vor den Mund

Mit der Behauptung, Kryptowährungen seien nur gut für kriminelle Aktivitäten wie Terrorismus, Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen, Ransomware-Angriffe, Drogenhandel, Handel mit Kinderpornografie, Menschenhandel oder Spionage geht er sogar sehr viel weiter als Cornell-Professor Eswar Prasad oder Jus-Professorin Hilary J. Allen von der American University Washington. In Prasads Augen sorgen Bitcoin und weitere Kryptowährungen zwar für enorme Schlagzeilen, aber die meisten von ihnen hätten keinen inneren Wert und keine Zukunft. Der Mann ist stattdessen begeistert von den innovativen Möglichkeiten der Blockchain, und er fordert eine Diskussion über den Umgang mit der Privatsphäre.

Es sei vor allem Betrug – damit versuche sich die Krypto-Szene nach der FTX-Gross-Pleite von aller Kritik an ihren Geschäftsmodellen zu distanzieren, argumentiert Allen. Gemäss ihrer radikalen Ansicht wäre ein Bann der einfachste Weg, um normale Anleger und das Finanzsystem vor dem «Krypto-Unwesen» zu schützen. Ein solcher würde die unkontrollierte Schaffung sogenannter Krypto-Assets beenden und sicherstellen, dass die Szene nie mit öffentlichen Mitteln gerettet werden müsste.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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Bitcoins und andere Kryptowährungen

Nur für waghalsige Spekulanten oder künftiger Zahlungsverkehr ohne Banken?

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4 Meinungen

  • am 10.01.2024 um 15:20 Uhr
    Permalink

    Die inneren Werte von Bitcoin sind null. Stimmt, aber wie sieht es mit dem Derivaten aus. Aich dass sind Wetten mit innerem Wert Null. Es gibt nicht soviel Gold und Rohstoffe, wie es Derivate(wetten) dazu gibt.

    Der innere Wert vieler Währungen ist ebenfalls null. Im Gegensatz zu Bitcoin taugen sie auch kaum noch als Zahlungsmittel. Fragen Sie mal die Argentinier!

    Und die schönen neuen digitalen Währungen sind toll, solange man nicht die Regierung kritisiert. Diese «Gelder» lassen sich nämlich abschalten. Man hat sie dann noch, kann aber nicht mehr damit bezahlen.

    Die EU und die Länder führen einen Krieg gegen das Bargeld. Unter dem Vorwand der Inklusion und anderer schöner Worthülsen. In Wirklichkeit geht es um Kontrolle. Das habe die Trucker in Kanada zu spüren bekommen, vom WEF Zögling Trudeau.

    Bitcoin ist da sicherer.

  • am 10.01.2024 um 18:08 Uhr
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    Tja, ich glaube auch nicht das BTC-ETF’s der richtige Weg sind. Genau das Gegenteil was zum Beispiel die Potenz von BTC ist: dezentrales (somit nicht durch eine Regierung oder Firma kontrollierbares) Handels- oder Investitions Geld (nicht Währung), international sofort transferierbar (sofern Internet da), in Selbstverwaltung gesichert (nicht in einer Bank oder Tresorfach), und und und…
    Aber dass BTC und ein paar auserlesene Altcoins (zum Beispiel ETH) nicht nur eine Zukunft haben sondern DIE Zukunft mitgestalten werden macht wohl gewissen Traditionellen Finanzgurus ziemlich Angst. Sie verlieren die Kontrolle über unsere Währung und das ist wohl aus ihrer Sicht des Teufels.

    • am 10.01.2024 um 22:07 Uhr
      Permalink

      Die Potenz von Bitcoin?
      Die Behauptung, Kryptowährungen seien nur gut für kriminelle Aktivitäten wie Terrorismus, Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen, Ransomware-Angriffe, Drogenhandel, Handel mit Kinderpornografie, Menschenhandel oder Spionage, ist zwar schon recht heftig. Trotzdem habe ich noch nie eine glaubwürdige Entgegnung gehört. Bitcoin als Zahlungsmittel für arme Leute in Entwicklungsländern, welche sich kein Bankkonto leisten können? Das ist doch höchst unglaubwürdig.
      Kryptowährungen sind vor allem für deren Erfindung gut. Indem sie die Kryptowährung aus dem Nichts schöpfen, schöpfen sie richtiges Geld aus fremder Leute Taschen in die eigenen.

  • am 13.01.2024 um 00:13 Uhr
    Permalink

    Heute Abend verliert der Bitcoin 6 %.
    Weil die Kryptos keinen Gebrauchswert haben,können sie unermesslich steigen und auch wieder auf 10 Rappen fallen. Das werden sie aber kaum machen,weil bei spätestens 5000 Franken ,gibt es wieder genügend Leute,die die nächste Party nicht verpassen möchten.
    Zu einem Totalverbot wird es kaum kommen, schliesslich verkauft die Schweizerische Eidgenossenschaft über Yuh jedem Kind Kryptos.
    Allerdings in Form von Derivaten.
    Das Kryptos vorallem als Derivaten gehandelt werden,beflügelte auch den jüngsten Anstieg.
    Ich fand in einem Forum den Hinweis,der von der SEC bewilligte Fonds,ermögliche den üblichen Verdächtigen,nackt zu shorten,also Bitcoins zu verkaufen,die es gar nicht gibt ?
    Kann sein das Yuh von grossem erzieherischem Wert ist,wenn die Kinderchen auf ihrem Smartphone sehen,wie aus 5 plötzlich 2 Franken werden,bleibt ihnen das fürs ganze Leben.
    So kriegen wir Eidgenossinnen noch die UNO Goldmedaille für finanzielle Früherziehung.

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