Auch Starinvestoren wie Warren Buffett können irren
Die amerikanische Investorenlegende Warren Buffett hat sich abfällig über Kryptowährungen und insbesondere über den Bitcoin geäussert. Wie etwa die «NZZ» oder finanzen.ch berichten, sagte der Investmentstar anlässlich der Generalversammlung seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, dass er für alle Bitcoins auf dieser Welt nicht einmal 25 Dollar bezahlen würde. Er wüsste gar nicht, was er mit dem digitalen Geld anfangen solle, liess er sich weiter zitieren.
Zunächst ist die Abneigung des Starinvestors gegen Kryptowährungen eigentlich keine News, sondern eine Wiederholung seiner Aversion. Bereits im Jahr 2018 machte er in einem viel beachteten Interview klar, Kryptowährungen seien «wahrscheinlich Rattengift hoch zwei» und Investoren sollten ja die Finger von Bitcoins & Co. lassen.
Gemälde weisen den Weg
Buffett argumentiert dabei stets, dass der Bitcoin nichts produziere und deshalb auch keinen Wert habe. Diese Annahme ergibt nur auf den ersten Blick und allenfalls theoretisch einen Sinn, denn die «Mona Lisa» produziert zum Beispiel per se ebenfalls nichts und dennoch hat das Gemälde einen enormen Wert. Es ist stets Ansichtssache, was Menschen als wertvoll einstufen, denn Wert entsteht immer in den Augen der Betrachter.
Selbst wenn man aber annimmt, die «Mona Lisa» generiert einen Teil der Eintrittsgelder für das Museum Louvre in Paris und rechtfertigt dadurch ihren Wert, würde sich dieser wohl kaum ändern, falls das Gemälde bei einem Privatsammler hinge und keinerlei Eintrittsgelder generieren würde.
Handel bringt Geld
Ähnlich wie bei einem teuren Gemälde verhält es sich mit dem Bitcoin, denn auch er generiert auf indirekte Weise ein Einkommen. Dabei sei nur an den ständigen An- und Verkauf gedacht, bei dem Gebühren für den Tauschservice erhoben werden und mit dem Firmen ihr Geld verdienen. Auch die vielen Beteiligten, die das ganze Bitcoin-Finanzsystem aufrechterhalten, werden für ihre Tätigkeit entlohnt. Obendrein können Bitcoins relativ einfach ver- und beliehen werden, was ebenfalls für Einkommensströme sorgt. Insofern produzieren Bitcoins durchaus etwas.
Doch dies ist nicht die einzige Fehleinschätzung von Buffett bezüglich der Krypto-Welt. Selbst nach dem aktuellen Kurseinbruch bei Digitalwährungen liegt der Preis der bekanntesten digitalen Devise noch bei ungefähr 30´000 Dollar je Bitcoin. Daraus ergibt sich ein Bitcoin-Gesamtwert von rund 600 Milliarden Dollar, weil momentan zirka 20 Millionen Einheiten der wichtigsten Kryptowährung im Umlauf sind. All dies würde wohl kaum jemand für nur 25 Dollar an den Starinvestor abtreten. Auch insofern macht seine jüngste Aussage ökonomisch keinen Sinn.
Millionen von Krypto-Investoren sehen gerade in den Bitcoins einen Schatz, der sie vor dem Gelddrucken der Notenbanken oder vor dem Zugriff von Regierungen auf ihr Vermögen schützt.
Vergleich zeigt Irrglauben
Ausserdem ist der Bitcoin das Transportmittel eines internationalen Zahlungssystems, welches über die sogenannte Blockchain abgewickelt wird. Damit lässt sich Geld an jeden Ort der Welt übertragen – es braucht nur einen Internetanschluss. Dieses System steht mit dem bekannten Geld-Transfer der Traditionsbanken, Swift, in Konkurrenz.
Swift ist in Belgien angesiedelt und hat die Rechtsform einer Genossenschaft. Dieser gehören rund 11´000 Finanzinstituten weltweit an. Laut dem jüngsten Geschäftsbericht erwirtschaftete dieses Geldtransfer-System in nur einem Jahr einen Gewinn von rund 36 Millionen Euro und stellt somit einen Vermögensgegenstand für die Eigentümer dar.
Zwar gehört die Blockchain eigentlich niemanden. Allerdings könnte das globale Bitcoin-Zahlungssystem einem Wertvergleich mit Swift durchaus standhalten. Wenn ein Geld-Transfer-System aber allein in einem Jahr soviel Nutzen stiftet, dass rund 36 Millionen Euro an Gewinn entstehen, käme in der Analogie niemand darauf, für ein System mit der gleichen Funktionalität nur 25 Dollar als Gesamtwert zu bezahlen beziehungsweise zu akzeptieren.
Buffetts Interessenkonflikt
Die Abneigung von Buffett bei Digitalwährungen dürfte andere Ursachen haben. So ist der Starinvestor ein Fan des traditionellen Bankensystems und will daher auch keine andersartige Zukunft von Geld beziehungsweise von Finanzinstitutionen akzeptieren.
Seine Holding ist ein Geldgeber der etablierten Finanzindustrie; Bankaktien sind über Jahrzehnte grosse Kapitalanlage-Positionen. Allein die Investitionen bei der Bank of America kommen derzeit bei Berkshire Hathaway auf einen Wert von rund 42 Milliarden Dollar. Und wie aus den jüngsten Meldungen an die amerikanische Börsenaufsicht SEC hervorging, investierte Buffett unlängst einen Milliardenbetrag in die Citibank, also wieder in ein traditionsreiches Geldhaus, das eher nichts mit Krypto am Hut hat.
Und als im Jahr 2008 die Finanzmärkte kollabierten, versorgte der Starinvestor sogar zahlreiche Finanzinstitute, wie Goldman Sachs oder eben die Bank of America, mit Milliarden an Kapital. Mit dieser «Hilfsaktion» hat Buffett gut verdient – Analysten kommen auf jährliche Zins- und Dividendenzahlungen von um die 20 Prozent auf diese Gelder.
Indem Buffett die Krypto-Welt und den Bitcoin schlechtredet, stützt er also seine Bankeninvestitionen und versucht, die Konkurrenz zu den Traditionsbanken auf Distanz zu halten.
Internet spottet
Keine Frage, dass Buffett ein guter Investor ist. Aber dies gilt eher für die alte Welt, denn es hat fast vier Jahrzehnte gedauert, bis er etwa die Aktien des Technologieriesen Apple als Anlageobjekt entdeckte. Im Internet kursiert daher derzeit viel Häme von Krypto-Fans, dass Buffett nach Jahren des Zauderns nun endlich die Titel des Apple-Konzerns in sein Portfolio aufgenommen hat und diese mittlerweile zur grössten Einzelposition bei Berkshire Hathaway in Höhe von 156 Milliarden Dollar aufgestiegen sind. Besser spät als nie, so lautet der Tenor.
Und der US-Journalist sowie Krypto-Analyst Paul Barron stichelt sogar noch weiter, denn gemäss seinen Berechnungen wäre Buffetts Anlageportfolio derzeit doppelt so viel wert, falls der Investmentguru die gleichen Beträge seiner Apple-Investments jeweils in Bitcoins angelegt hätte.
Buffetts Enkelin ist begeistert
Mit Gewissheit dürfte die Abneigung von Buffett bei Kryptowährungen aber etwas mit dem Alter und der komplexen Technologie von digitalen Assets zu tun haben. Der 91-jährige Börsenstar räumt sogar beiläufig ein, dass er wahrscheinlich aufgrund seines Alters für das Neue nicht so zugänglich sei. Untersuchungen zeigen genau dies – die Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem sinkt mit dem Alter. Medien sollten transparent darüber sowie über die Interessen von Buffett berichten und nicht nur wiederholt seine Abneigung gegenüber Kryptowährungen präsentieren.
Buffets Enkelin, Nicole Buffett, ist jedenfalls von Digitalwährungen begeistert. Die Künstlerin nutzt die Krypto-Welt sowie die Blockchain-Technologie mittels sogenannter NFTs für den Verkauf ihrer Kunstwerke, wie sie neulich zugab. Sicher generiert sie damit mehr als 25 Dollar an Einkommen.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wo genau soll sich der Interessenkonflikt befinden? Handelt sich wohl eher um eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Autor und Buffet.
Bin Mitte dreissig und halte genauso wenig von Kryptowährungen.
Berkeley EECS Lecture on Cryptocurrency
https://www.youtube.com/watch?v=J9nv0Ol-R5Q&t=30s
Die meisten Leute habe mittlerweile zwar eine Meinung zu Cryptowährungen aber leider immer noch keine Ahnung. Es ist völlig klar, dass Ctypto massiven Gegenwind erfährt, da das System in direkter Konkurrenz zum traditiinellen Bankensydtem steht. Alleine diese Tatsachen sollte einem Neugierig machen. Für viele ist nämlich nicht nur eine Investitionsmöglichkeit, sondern die Hoffnung auf Rettung unseres kranken Finanzsystem.
Die meisten Leute habe mittlerweile zwar eine Meinung zu Cryptowährungen aber leider immer noch keine Ahnung. Es ist völlig klar, dass Crypto massiven Gegenwind erfährt, da das System in direkter Konkurrenz zum traditionellen Bankensystem steht. Alleine diese Tatsachen sollte einem Neugierig machen. Für viele ist es nämlich nicht nur eine Investitionsmöglichkeit, sondern die Hoffnung auf Rettung unseres kranken Finanzsystems.