Kupferabbau

Mit Kobalt- und Kupferminen machte Glencore profitable Geschäfte. © Depositphotos

Glencore wegen profitabler Minen-Deals in Kongo verurteilt

Red. /  Der Zuger Rohstoffkonzern muss 152 Millionen Franken zahlen – und hofft auf einen Schlussstrich unter seine Korruptionsaffären.

Glencore hatte einen «unsichtbaren Drahtzieher» für seine korrupten Geschäfte in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Der Zuger Rohstoffkonzern nutzte die Dienste des israelischen Geschäftsmannes Dan Gertler, um seine hochprofitablen Minen-Deals einzufädeln.

Das zeigen die Untersuchungen der Bundesanwaltschaft. Sie hat Glencore nun zu einer Geldstrafe von zwei Millionen Franken verurteilt und verlangt eine Rückzahlung von 150 Millionen US-Dollar aus den unrechtmässigen Gewinnen. Dieses Geld wird der Bundeskasse gutgeschrieben.

Gertler war Glencores Agent

Gertler habe als «Agent von Glencore» gehandelt. Seine Bestechungen gelten laut der Bundesanwaltschaft «als innerhalb des Unternehmens erfolgt», berichtet das auf Wirtschaftskriminalität spezialisierte Online-Magazin «Gotham City» (Bezahlschranke).

Aktiv geworden ist die Bundesanwaltschaft, weil die Organisation Public Eye 2017 eine Klage eingereicht hatte. Glencore hatte in der DRK grosse Anteile an Kupfer- und Kobaltminen zu Spottpreisen gekauft.

2011 soll Glencore mit der Hilfe von Dan Gertler die Mehrheit an der Mutanda- und der Kansuki-Mine im Süden der DRK gekauft und sie zu einem einzigen grossen Unternehmen fusioniert haben. Dan Gertler, der mutmassliche Agent von Glencore, war ein enger Freund des damaligen Präsidenten Joseph Kabila.

Ein verdächtiger Verkauf

Gertler kaufte Anteile der beiden Minen via zwei Firmen, die ihren Sitz auf den britischen Jungferninseln haben. Laut «Gotham City» lautete deren Adresse auf eine in Zürich ansässige Treuhandgesellschaft, die Salix Services.

Der Kaufpreis wurde auf insgesamt 137 Millionen US-Dollar festgesetzt: 120 Millionen US-Dollar für Mutanda und 17 Millionen US-Dollar für Kansuki. Hinzu kam die Übernahme der Schulden von Mutanda in Höhe von 31 Millionen. Glencore kündete die Fusion im Juli 2013 an. Der Schweizer Konzern erhielt so die Mehrheitsbeteiligung am neuen Bergbaukonglomerat.

Bestechungsgelder an Kabilas Berater

«Das Problem ist nur, dass dieses riesige Geschäft durch Bestechungsgelder ermöglicht wurde», schreibt «Gotham City». Der «Geschäftspartner» von Glencore, also Dan Gertler, hatte mehrmals «erhebliche Barzahlungen» an einen Regierungsbeamten geleistet. Es handelte sich dabei um den ehemaligen Gouverneur von Katanga, Augustin Katumba Mwanke. Dieser kam 2012 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Laut der Bundesstaatsanwaltschaft war der hohe Beamte «in der Lage, Massnahmen zu ergreifen und entscheidenden Einfluss auszuüben».

Zehn Millionen in bar

Die Ermittlungen ergaben, dass Gertler Schweizer Konten genutzt hatte, um dem hohen Beamten Bargeld zukommen zu lassen. Im Zeitraum um den Erwerb der Minderheitsbeteiligungen an Mutanda und Kansuki wurden rund 26 Millionen US-Dollar über diese Konten geleitet. Davon gingen etwa 10 Millionen in mehreren Tranchen in bar an den Beamten. Im Gegenzug erleichterte dieser den Verkauf der Aktien von Mutanda und Kansuki an Rowny und Biko zu einem Preis unterhalb des Marktwerts.

Es gibt keine Beweise für eine direkte Beteiligung von Glencore-Managern oder -Angestellten an diesen illegalen Geschäften. Dennoch befand die Bundesanwaltschaft, dass der Konzern fahrlässig gewesen sei. Das Unternehmen habe es versäumt, die erforderlichen organisatorischen Massnahmen zu ergreifen, um die Bestechung ausländischer Amtsträger durch einen seiner Geschäftspartner zu verhindern.

In einer Stellungnahme erklärte Glencore, dass es die Schlussfolgerungen der Bundesanwaltschaft zurückweise. Der Zuger Riese verzichtete jedoch «im Interesse der Lösung dieses Falles» darauf, die Anordnung anzufechten.

Giftige Altlasten in Peru

Gegen Glencore wurden in den letzten Jahren nicht nur Bestechungsvorwürfe erhoben. In Peru hat die Umweltbehörde belegt, dass die von Glencore betriebene Kupfermine die Luft mit schwermetallhaltigem Feinstaub belastet, Wasser verschmutzt und die Qualität der Böden rund um die Mine erheblich verschlechtert.   

Steuertricks in Sambia

In Sambia musste die Glencore-Tochter Mopani Copper Mining 13 Millionen US-Dollar nachzahlen, weil ihr die OECD illegale Steuervermeidungspraktiken nachweisen konnte.

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Eine Meinung zu

  • am 3.09.2024 um 08:20 Uhr
    Permalink

    Was sich in der Schweiz ansässige Rohstoffhandelsfirmen in der Welt so erlauben ist ja schon lange bekannt. Public Eye weist seit Jahren immer wieder mit klaren Fakten darauf hin. Wie lange wird es wohl noch dauern bis auch wir in unserem «beschaulichen» Märchenland ein griffiges Konzerverantwortungsgesetz erschaffen? Die Zeit ist längst schon reif dafür.

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