Kommentar

Ex-CS-Leute staunen über UBS: Inside Paradeplatz ist gesperrt

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Das Verbot von UBS-Chef Ermotti ist seit 2018 in Kraft. Die Credit-Suisse hatte zwar häufig geklagt, aber nie zensuriert.

Was darf online gesagt werden? Das Thema beherrscht Deutschland, Frankreich und die USA. Die Schweiz weniger. Trotzdem wunderten sich die alten CS-Leute, als sie als frische UBS-Angestellte auf ihrem Laptop «Inside Paradeplatz» lesen wollten.

Und es nicht ging. Seite gesperrt.

Das Verbot stammt aus dem Jahr 2018, ausgesprochen von Sergio Ermotti. Der war schon damals die Nummer 1 der Grossbank. Ermotti und seine Leute griffen seinerzeit zu einem Trick. Sie stuften die «Finanznews aus Zürich» als «Soziales Medium» ein – und «Soziale Medien» waren auf den UBS-Rechnern ohne «Special License» untersagt. Insbesondere die Kommentare von IP gaben zu reden. Diese seien oft unterirdisch.

Die CSler, die neu unter UBS-Farben antraten, fanden das Verbot erstaunlich. Sie sind sich an harte Wortmeldungen aus ihrer Zeit am Paradeplatz gewöhnt. Dass Ermotti an der Zensur festhält, überrascht. Die Kommentare mögen teils harsch sein – doch dagegen gibt es Mittel. Mit dem Melde-Button kann man Grenzwertiges schnell und einfach anzeigen. Zudem beschäftigt die Grossbank Heerscharen von Medien-Überwachern. Die können bei Kommentaren, welche die rote Linie in ihren Augen überschreiten, sofort intervenieren – was viele Banken tun. Ständig.

Die einstigen CS-Kapitäne hatten gerne geklagt. Selbst als ihr Tanker schon am Kentern war, liessen sie ihre Medienanwälte gegen «Inside Paradeplatz» von der Leine. Vor Gericht gaben dann fast ausschliesslich die Kommentare zu reden. Hunderte hatte die CS eingeklagt, 30 gar strafrechtlich. Am Ende blieb praktisch nichts übrig.

Die Klagefreudigkeit der Escher-Bank beeinflusste aber die Grundhaltung nicht. Medien, auch wenig gemochte, waren intern stets zugelassen. Nie hatte die CS zensuriert. Ermotti und seine UBS hingegen tun dies seit Jahren – und halten weiter daran fest. Umgekehrt nutzen sie ihnen wohlgesinnte Medien, um sich ins rechte Licht zu rücken. Schöne neue Medienwelt.

Helfen kann das der Bank nur beschränkt. Die UBS-Aktie ist in steten Sinkflug übergegangen. Am Mittwoch Abend lag der Titel nach einem neuerlichen Rückgang nur noch knapp über 25 Franken. Das ist wenig angesichts des «Geschenks», das die Bank und ihre Leitung mit der ganzen CS für mickrige drei Milliarden von der Schweiz erhalten hatte.

Die Investoren beginnen an der Leistung von Ermotti und Co. zu zweifeln. Die Integration der CS, die Abflüsse von Kundengeldern, die Flucht guter Leute: Das alles lastet auf dem Kurs. Und der ist das beste Barometer für die Zukunft. Die bleibt glänzend, was Ermottis Verdienst angeht. Er kriegte für seine ersten neun Monate 14,4 Millionen Franken – noch bevor wirklich Zählbares auf dem Tisch lag.


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Der Autor ist Redaktor und Inhaber des Portals Inside Paradeplatz, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.
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