Elon Musks politische Agitation kommt Tesla teuer zu stehen
«Tesla-Verkaufsstelle von Vandalen angegriffen» – in den USA häufen sich in letzter Zeit Meldungen dieser Art. Die Medien bringen das damit in Verbindung, dass Tesla-Gründer und -Chef Elon Musk politisch ins «rechte Lager abgedriftet» sei und dass er im Auftrag von Präsident Donald Trump DOGE leitet. Dieses Akronym steht für «Department Of Government Efficiency».
Damit ist ein Sonderausschuss gemeint, der unter der Trump-Regierung den Behördendschungel lichten und Bundesbedienstete in Massen überflüssig machen soll. So sollen nicht nur Staatskosten gespart und das gigantische Staatsdefizit verringert werden. Sondern das Weisse Hauss möchte die Wirtschaft von bürokratischen Hürden befreien, damit sie sich besser entfalte und stärker wachse.
Aus Protest gegen Elon Musk: Brandsätze und Schüsse vor Tesla-Filialen
Kritiker zweifeln an diesem Vorgehen und viele von ihnen denken, es sei verfassungsrechtlich illegal. Andere protestieren vor Tesla-Filialen gegen das in ihren Augen rücksichtslose Prozedere. Extremistisch Veranlagte legen sogar Brandsätze oder schiessen auf die Gebäude. Die prominente Rocksängerin Sheryl Crow gab jüngst demonstrativ bekannt, ihr Tesla-Auto aus Protest verkauft zu haben. Der Erlös solle an NPR gehen, den öffentlichen Rundfunksender, der ebenfalls von Kürzungsmassnahmen bedroht ist.
Die Stimmung heizt sich also auf, vor allem auch im Hinblick auf Tesla. In den vergangenen Jahren war der Hersteller von Elektrofahrzeugen allgemein sehr beliebt gewesen. Damals bewunderten viele, wie Elon Musk mit seinen innovativen Produkten und Dienstleistungen den Markt aufrollte und welche Furore die Tesla-Aktien mit ihren gewaltigen Kursgewinnen an der Börse machten. Elektromobile galten ohnehin als die Zukunft schlechthin, höchstens rückwärtsgewandte «Benzinköpfe» konnten daran zweifeln.
Tesla wächst schon lange nicht mehr wie früher
Inzwischen kommen an der Tesla-Story immer mehr Zweifel auf. Mit erratischen Äusserungen und extrem hohen Gehaltsforderungen war Elon Musk schon immer aufgefallen, nun kommt die enge Verbrüderung mit der Trump-Regierung in Washington hinzu. Längst fragen sich kritische Tesla-Anleger, ob diese Entwicklung zusammen mit den 200 Millionen Dollar, die Musk zugunsten Trumps in den Wahlkampf investiert hatte, für Tesla zum Bumerang werden könnte.
Sie blicken auf dîe jüngste Schwäche bei den Absatzzahlen von Tesla und fürchten, diese könnte sich vor allem in Regionen mit links-liberaler Wählerschaft noch akzentuieren. Im Januar waren die Verkaufszahlen von Tesla in Europa mit einem Minus von 51 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr förmlich eingebrochen und in China gaben sie um 15 Prozent nach. In der Schweiz kamen in den ersten vier Wochen dieses Jahres nur 240 Teslas neu auf die Strasse, 27 Prozent weniger als vor einem Jahr.
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Das ist kein E-Auto-Phänomen, sondern ein Tesla-Problem. In Grossbritannien wurden im Januar gut ein Drittel mehr Elektro-Autos verkauft als im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, während der Absatz von Tesla-Fahrzeugen um acht Prozent schrumpfte. Selbst in der Schweiz nimmt die allgemeine Nachfrage nach E-Fahrzeugen gemäss Statistik eher zu als ab. Die jüngsten Zahlen von Tesla beziehen sich auf den traditionell schwachen Januar, und angesichts «aufgefrischter» Modelle mag grundsätzlich eine gewisse Erholung denkbar erscheinen.
Prognosemärkte wie Kalshi hingegen gehen von einem überaus schwachen ersten Quartal im Jahr 2025 aus. Derzeit rechnen die Marktteilnehmer dort damit, dass Tesla in den ersten drei Monaten knapp 360’000 Fahrzeuge ausliefern wird. Das wären sieben Prozent weniger als im Vorjahr und fast ein Drittel weniger als im Vorquartal. Die Erträge könnten sogar noch schlechter ausfallen.
Gerät der Elektro-Autohersteller in den «perfekten Sturm»?
Alles in allem – bei Tesla kann im Moment von hohen Wachstumsraten keine Rede mehr sein. In Kalifornien etwa, dem mit Abstand wichtigsten Markt für Elektroautos in Nordamerika, sind die Tesla-Verkäufe seit Monaten rückläufig. Die Neuzulassungen gingen 2024 um 12 Prozent zurück, obwohl die Gesamtverkäufe von Elektroautos um 1,2 Prozent zulegten. Gesamthaft haben die E-Autoverkäufe im vergangenen Jahr in den USA um 15 Prozent zugenommen, angeführt von Honda-, GM-, Hyundai-, Ford- und Toyota-Fahrzeugen.
Tesla dagegen hat fast 40’000 Autos weniger verkauft. Das Unternehmen beherrscht bisher zwar die Hälfte des Marktes, aber Musk droht mit ihm in einen «perfekten Sturm» zu geraten. Denn erstens wird die Konkurrenz immer grösser und stärker: Heute haben potenzielle Kunden eine breite Auswahl an guten E-Autos. Öfter und öfter greifen sie zu Marken, welche ein moderneres Design, vergleichbare Software, bessere Batterien und oft auch günstigere Preise bieten. In manchen Regionen sind chinesische Anbieter wie der Marktführer BYD stark im Kommen, so auch in der Schweiz.
Tesla-Fahrzeuge fallen statistisch mit fatalen Unfällen auf
Zweitens fällt Tesla bei der Analyse von Unfallzahlen unangenehm auf. So zeigt eine Studie von iSeeCars, dass Tesla-Fahrzeuge die höchste Unfallrate mit tödlichem Ausgang unter allen Automarken in Amerika haben. Diese Analyse wurde für Fahrzeuge der Modelljahre 2018 bis 2022 durchgeführt und konzentrierte sich auf Unfälle zwischen 2017 und 2022. Die Unfallrate liegt um mehr als das Doppelte über dem Durchschnitt für alle Autos von 2,8 Todesfällen pro Milliarde gefahrener Meilen. In der Schweiz zeigt die Tesla-Pannenstatistik gemischte Ergebnisse. Daten der Motorfahrzeugkontrolle deuten auf erhebliche Probleme bei älteren Tesla-Modellen hin.
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Drittens färbt das schlechte Image von Musk zunehmend auf Tesla ab. Seine Fahrzeuge seien nicht mehr erste Wahl, seit er mit Trumps Segen die amerikanische Bürokratie bekämpfe und womöglich sogar die Demokratie aushöhle, schreibt zum Beispiel der «Guardian». Die potenziellen Kunden goutierten es überhaupt nicht, dass sich der reichste Mensch der Welt allerorten zugunsten dubioser Parteien in die Politik einmische und mit Hitlergruss-ähnlichen Posen provoziere. Und «Elon Musk can go to Mars, we don’t need your Nazi cars», skandieren Teilnehmer auf den Protesten.
Musk lässt Kritiker «diktatorisch» abperlen
Manche Fachleute denken, das sei erst der Anfang und Musk sei zu einer Hypothek für Tesla geworden. Selbst innerhalb des Unternehmens regt sich Widerstand: Laut einem Bericht der «Washington Post» haben hochrangige Tesla-Mitarbeiter in einem internen Meeting erklärt, dass es für die Zukunft des Unternehmens besser wäre, wenn Musk zurücktreten würde. Der Tesla-Verwaltungsrat hingegen hält bisher still, obwohl der CEO macht, was er will und obwohl er angesichts seiner politischen Aktivitäten, weiterer Managementaufgaben bei seinen anderen Firmen X, xAI, SpaceX, Neuralink und der Boring Company kaum noch Zeit für Tesla hat.
Ähnlich wie Donald Trump die aktuelle Regierung hat Elon Musk den Tesla-Verwaltungsrat mit absolut loyalen Personen besetzt und kann Kritiker «diktatorisch» abperlen lassen. Möglicherweise setzt er nun auch darauf, die betriebswirtschaftlichen Interessen seiner Firmen im Zweifel politisch durchzusetzen. Zum Beispiel indem er die Regulierung so beeinflusst, dass Tesla-Fahrzeuge bald autonom verkehren können, obwohl die Technologie noch nicht ausgereift ist.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Umsomehr müssen wir Elon Musk dankbar seine dass er sich ungeachtet wirtschaftlicher Interessen für die Meinungsfreiheit einsetzt. Ganz anders Zuckerberg, der hat sich unter Biden jeder Zensur unterworfen und kriecht nun zu Kreuze seit Trump im Weissen Haus ist.