Ein Schnäppchen – für den Hersteller
Exklusive Designertaschen kosten ein kleines Vermögen. Das gilt etwa für die Tote Bag von Dior. Sie ist – so die Anzeige auf der Dior-Website – mit ihren klaren Linien zeitlos und modern zugleich und ein unverzichtbares Accessoire für den Alltag. Für rund 3000 Franken ist man dabei.
Doch geht es nicht billiger? Auf der Webplattform Fruugo erhält man die Tasche mit dem Schriftzug Christian Dior beispielsweise schon für 64 Franken. Als Marke steht dabei «Unbranded». Das deutet auf eine gefälschte Tasche aus China hin. Und solche werden viele im Netz angeboten, etwa von Replicataschen.de, hier für immerhin 390 Euro.
Fälschungen können teuer werden
Doch gefälschte Taschen zu kaufen, ist risikoreich und klar verboten. Wenn eine solche Designertasche vom Zoll aufgegriffen wird, dann kann es fast so teuer wie beim Kauf eines Originals werden. So wird ein pauschaler Schadenersatz von etwa 1000 Franken fällig, und man muss eine Verzichtserklärung für die Ware unterschreiben.
Wenig zimperlich sind die Hersteller von Luxusgütern jedenfalls, wenn es um ihre Herstellerrechte geht. Schon im Jahre 2008 wurde das Internet-Auktionshaus e-Bay in Frankreich wegen der Versteigerung von gefälschten Luxusgütern aus dem Hause der Dior-Mutter LVHM zu einem Schadenersatz von fast 40 Millionen Euro verknurrt. E-Bay habe den Verkauf der nachgemachten Ware nicht verhindert.
Was die Taschen den Hersteller kosten
Doch ist eine solche Tasche allein wegen des Schriftzugs, der zum Beispiel auf der Tote Bag von Dior aufgedruckt ist, wirklich so viel mehr Wert? Ein Prozess in Italien gegen den Hersteller der Luxustaschen von Dior kommt zu erstaunlichen Ergebnissen. Für Taschen, die im Einzelhandel Tausende von Franken kosten, zahlt Dior gerade einmal 53 Euro pro Stück an Subunternehmer. Das ist fast derselbe Preis, den Fruugo für eine gefälschte Tasche verlangt.
Der Konzern soll nach dem Urteil des Gerichts Arbeiten an chinesische Firmen untervergeben haben, welche ihre Arbeiter ausbeuteten. Sie mussten an ihrem Arbeitsort schlafen, um rund um die Uhr die Produktion von Taschen zu gewährleisten. Das Personal lebt und arbeitet nach den Gerichtsunterlagen «unter Hygiene- und Gesundheitsbedingungen, die unter den Mindestanforderungen eines ethischen Ansatzes liegen». Zudem seien Sicherheitsvorrichtungen aus den Maschinen entfernt worden, damit die Arbeiter sie schneller bedienen konnten.
Markenschutz schützt Gewinne
Markenschutz ist ein hohes Gut und auch gerechtfertigt, wenn man damit ein qualitativ hochwertiges Produkt erhält. Aber die 53-Euro Tasche von Subunternehmern, die bei Dior für mehr als zweitausend Franken über den Ladentisch geht, weckt berechtigte Zweifel.
Die Nachrichtenagentur Reuters, welche über diesen Fall berichtet hat, zitiert die Staatsanwaltschaft, welche behauptet habe, dass es sich nicht um einen Einzelfall unter Modeunternehmen gehandelt habe, sondern dass der Regelverstoss aufgrund der Notwendigkeit, höhere Gewinne zu erzielen, systematisch erfolgt sei. Reuters kommentiert lakonisch, wer auf diese Gewinne so dringend angewiesen ist: Delphine Arnault , Vorsitzende und CEO von Dior, dem zweitgrössten Modelabel von LVMH, und ihr Vater Bernard Arnault, der das LVMH-Imperium leitet und zu den reichsten Menschen der Welt gehört.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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