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Der Dollar hat in den vergangenen Jahren ganz schön an Wert verloren und steht erneut enorm unter Druck. © magann/Depositphotos

Dollar-Crash bringt Schweizer Nationalbank in die Bredouille

Christof Leisinger /  Die US-Währung ist nach dem Minus von 5 Prozent auf dem tiefsten Stand seit dem «Frankenschock». Die SNB kann sich kaum wehren.

Minus fünf Prozent – der amerikanische Dollar ist über Nacht zum Franken massiv unter Druck geraten und ist mit gut 81 Rappen auf den tiefsten Stand seit dem «Frankenschock» vor gut zehn Jahren gefallen. Damals war die Schweizer Nationalbank schuld, weil sie aufgrund massiver Spekulationen die Kursuntergrenze zum Euro nicht mehr länger halten konnte und enorme Kursturbulenzen zulassen musste.

Jetzt ist US-Präsident Donald Trump der Sündenbock: Die Anleger reagieren mit einem Exodus auf die Einführung und die erratische Modifikation von Zöllen auf amerikanische Importe. Sie verkaufen gleichzeitig die Aktien amerikanischer Unternehmen, US-Staatsanleihen und nun also auch den Dollar. Gefragt sind dagegen Währungen wie der Franken, der Euro und der Yen.

An den Finanzmärkten herrschen gerade aussergewöhnliche Zeiten

Das ist aussergewöhnlich, da die Zinspapiere des amerikanischen Staates normalerweise als sehr sicher gelten und deswegen in Krisenzeiten gefragt sind. Jetzt dagegen reagieren die Anleger darauf, dass Donald Trump und seine Entourage das Freihandels-System in seiner bisherigen Form vor allem aus geopolitischen Gründen sprengen möchten. Sie bringen damit nicht nur die globalen Lieferketten bewusst durcheinander und schüren in den USA Rezessionssorgen, sondern sie stehen auch noch im Verdacht, sich in diesem Rahmen persönlich selbst zu bereichern.

Dollad schweiz
Das Zoll-Chaos hat Folgen: Der Dollar gibt zum Franken deutlich nach. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Diese Strategie erschüttert das Wirtschaftssystem, an das sich die Welt in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt hatte und in dem sich viele bequem eingerichtet hatten – auch viele Anleger und Spekulanten. Nun trauen viele von ihnen der Trump-Regierung wegen ihrer Zollstrategie und nach einer Kakaphonie von negativen Medienkommentaren nicht mehr über den Weg und verkaufen derzeit selbst die lange Zeit als sicher geltenden amerikanische Staatsobligationen – und die Ausländer auch den Dollar.

«Der Dollar fällt wegen der geringeren Erwartungen in Bezug auf das amerikanische Wachstum und der zunehmenden Rufe nach Zinssenkungen der Fed sowie der allgemeinen Abwanderung aus amerikanischen Wertpapieren in andere globale Märkte», sagt Jayati Bharadwaj, Währungsstrategin bei TD Securities.

Vielfach stehen aber auch technische Gründe dahinter: Investmentfonds und Hedge-Fonds brauchen dringend Liquidität, um verunsicherte Anleger auszahlen zu können, die ihr Geld zurückhaben wollen. Aus diesem Grund sind sie gezwungen Wertpapiere zu verkaufen, welche sich am einfachsten und schnellsten liquidieren lassen. Und dazu zählen nun einmal amerikanische Staatsanleihen und Aktien grosser Unternehmen, welche an den Weltbörsen bis vor kurzem noch so glänzend dastanden. Unabhängig davon, wie solide diese Firmen grundsätzlich sein mögen.

Die Kursturbulenzen gehen also auf eine Kombination aus fundamentalen und den gerade genannten markttechnischen Faktoren zurück. Aus fundamentaler Sicht wehren sich die Märkte gegen das traditionelle Narrativ, wonach Treasuries das Mittel der Wahl sind, wenn es um Risikovermeidung geht. Aus technischer Sicht wird diese Volatilität verstärkt, weil Hedge-Fonds und institutionelle Investoren riskante Spekulationen wie die so genannten «Basis-Trades» zurückfahren oder einfach nur Liquidität schöpfen müssen.

Schweiz zu den grössten gläubigern der USA
Die SNB hat einen grossen Teil der enormen Währungsreserven in amerikanische Staatsanleihen investiert. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik,

Die Schweizerische Nationalbank steckt in der Zwickmühle

Mittendrin steckt die Schweizerische Nationalbank. Sie sitzt nach den enormen Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Frankens in der Vergangenheit zum einen auf massiven Positionen mit (amerikanischen) Aktien und Staatsanleihen – und verbucht darauf wohl gerade enorme Verluste. Zum anderen kann sie sich derzeit kaum gegen die enorme Aufwertung des Franken wehren. Schliesslich hat sie den Leitzins schon früh auf sehr tiefem Niveau stark gesenkt. Zudem wären Interventionen derzeit alles andere als ideal, da sie sich kurzfristig kaum gegen die enorme Marktkräfte wehren kann und weil sie sich gegenüber den Amerikanern damit als «Währungsmanipulatorin» outen würde. Das ist ein Vorwurf, der in der Vergangenheit immer wieder einmal aufkam und den die Trump-Regierung in diesen Zeiten wohl mit Genuss medial ausschlachten würde.

Aus diesen Gründen dürfte sich die Schweiz in nächster Zeit auf einen stärkeren Franken und dessen Konsequenzen einstellen müssen. Das gilt vor allem für die exportorientierten Firmen, welche ihre Preise im Ausland nicht ohne weiteres erhöhen können. Für viele von ihnen ist der amerikanische Markt wichtig, da sie dort beachtliche Umsätze erzielen.

Bricht nicht nur der Dollar sondern dort auch die US-Konjunktur ein, weil Trumps Regierung nach dem kenyesianischen Stimulierungswahn auf Pump der vergangenen Jahre auf die Ausgabenbremse tritt, sind sie gezwungen, ihre Effizienz auf Kosten der Arbeitsplätze zu steigern oder neue Märkte zu suchen. Ein Trost: Es gibt eine Welt ausserhalb der USA, wie der Blick auf Unctad-Daten zeigt.

exporte weltanteil
Die asiatischen und europäischen Staaten dominieren das internationale Exportgeschäft. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.
Importe weltanteil
Die USA sind im Welthandel längst nicht mehr der Nabel der Welt. Es gibt auch andere schöne Importmärkte. Hier gibt es eine grössere Auflösung des Charts.

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4 Meinungen

  • am 11.04.2025 um 11:51 Uhr
    Permalink

    Ich darf aus China vielleicht ergänzen, dass der chinesische Renminbi sich als einzige grosse Währung nicht aufgewertet hat gegenüber dem US Dollar, sondern ziemlich stabil sich sogar anfangs um etwa 2% abschwächte, jetzt aber wieder gefangen hat. Das führt zum absurd hohen Frankenkurs von fast 1: 9 (aktuell 1 : 8,95). Vielleicht etwas Trost, dass viele oder die meisten Schweizer Unternehmen schon vor diesem Schock in China kaum auf Preis konkurrieren konnten, also nur mit einzigartigen, unersetzlichen Produkten und Diensten wettbewerbsfähig waren. Für Importeure kommt hingegen eine schöne Zeit zu, so lange das andauert. Chinesische Exportprodukte sind auf einen Schlag 10-15% günstiger geworden. Sinnvoll wäre, wenn die Schweiz das mit China bilateral anspricht und auf Stabilität pocht. Katastrophal, wenn sie stattdessen unilateral Schutzzölle verhängt. Das würde die grosse Chance und den aktuellen Goodwill in China verspielen.

  • am 12.04.2025 um 07:55 Uhr
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    Ich habe mich gefragt, warum Belgien selber soviele US-amerikanische Staatsanleihen hält. Mich überrascht, dass Belgien dabei sogar die Schweiz überholt. Belgien ist ja kein grosses Land! Ich habe etwa recherchiert mit dem Ergebnis: Ist es Euroclear? Euroclear soll 40 Trillionen Dollar an monetären Werten verwalten. Da könnten durchaus etwas über 300 Milliarden Dollar ein Teil davon sein. Herr Leisinger, was ist Ihre Meinung?

    • Christof Leisinger
      am 12.04.2025 um 11:31 Uhr
      Permalink

      …. ja, Euroclear ist wohl die Antwort. Der weltgrösste Wertpapierverwahrer hat dort den Hauptsitz. Es ist unklar, welche Anleger wirklich dahinterstecken, während in Bezug auf die Schweiz die SNB eine massgebliche Rolle spielt.

  • am 12.04.2025 um 10:20 Uhr
    Permalink

    Ergänzend dazu, gibt sich Infosperber die richtige Antwort gleich selbst:

    Finanzcasino
    Mit unvorstellbaren Summen darf gewettet werden, dass grosse Unternehmen und Staaten pleite gehen.

    Bestimmte Leute sind durch soziale Medien so mächtig geworden, dass eine blosse Ankündigung einer Absicht, irrationale und spekulative Hysterie auslöst. Beispiel: Elon Musk hatte nie vor Twitter zu kaufen! Selbst Bussen zu bezahlen, war trotzdem rentabel, mit Twitter zu spekulieren. Musk brauchte schlicht Cash für Tesla und Space X. Netterweise musste er am Ende Twitter tatsächlich kaufen…😅
    Das Selbe tut die Schweiz seit Jahren und nun auch die Trump Regierung tut das mittlerweile mit Vorliebe. Warren Buffet hat es auf den Punkt gebracht: Es ist einfach alles überbewertet! Aktien, Gold, Immobilien und Vieles mehr. Warum? Es sind alle Pleite und klammern sich an Buchwerte. Tatsächlich verkaufen können sie nicht, weil dann das kommt, was am Black Friday 1929 kam, inklusive Weltwirtschaft…

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