Migros sonnenschein

Bei der Migros herrscht nur vordergründig eitel Sonnenschein. Der Konzern ist in der Krise. © migros.ch

Die Schönfärber von der Migros

Marco Diener /  Die Migros hat ein schwarzes Jahr hinter sich. Und die Aussichten sind weiterhin trüb. Aber sie tut, als ob nichts wäre.

«Migros-Gruppe baut Führungsposition im Schweizer Detailhandel aus.» Unter diesem Titel präsentierte die Migros diese Woche die Geschäftszahlen aus dem letzten Jahr. Die Medienmitteilung ist eine Ansammlung von Beschönigungen.

Die Migros schreibt: «Die Migros-Gruppe hat 2023 einen Umsatz von 32 Milliarden Franken erwirtschaftet und damit den Rekord aus dem Vorjahr übertroffen.»

Tatsache ist: Die schönsten Umsatzzahlen nützen nichts, wenn das Verhältnis von Aufwand und Ertrag nicht stimmt. Und das stimmt bei der Migros nicht. Der Gewinn sank von 459 auf 175 Millionen Franken.

Die Migros schreibt: «Im Kerngeschäft, dem Detailhandel, gewann die Migros Marktanteile dazu.»

Tatsache ist: Die Migros spricht in ihrer Medienmitteilung bloss von gewonnenen Marktanteilen bei Gesundheitsdienstleistungen. Diese kamen allerdings nicht zustande, weil die Migros gut gewirtschaftet hätte, sondern weil sie die Apotheke zur Rose übernommen hat.

Die Migros schreibt: «Damit beweist die Migros Stärke und Anpassungsfähigkeit in einem herausfordernden Marktumfeld.»

Tatsache ist: «Stärke und Anpassungsfähigkeit» bedeuten für die Migros: Verkauf von Hotelplan und Mibelle. Wahrscheinlich auch von SportX und M-Electronics. Eventuell sogar von Bike-World, Do it+Garden, Micasa und Obi.

Die Migros schreibt: «Der Gruppengewinn belief sich auf 175 Millionen Franken (Vorjahr: 459 Millionen).»

Tatsache ist: Ohne den Gewinn der Migros-Bank hätte die Migros einen Verlust von 138 Millionen Franken gemacht.

Die Migros schreibt: «Im Rahmen ihres gesellschaftlichen Engagements stellte die Migros der Schweizer Bevölkerung 140 Millionen Franken zur Verfügung.»

Tatsache ist: Die Hälfte des Kulturprozents blieb im Haus. 67 Millionen Franken gingen nämlich an die Migros-eigene Klubschule. In die Kultur floss nicht einmal ein Fünftel: 26 Millionen.

Die Schönfärberei scheint zur Geschäftspolitik der Migros zu gehören. Auch die Genossenschaft Migros Aare tut, als wäre sie sehr erfolgreich.

Die Migros Aare schreibt: «Im Geschäftsjahr 2023 erzielte die Migros Aare einen Gesamtumsatz von 3,34 Milliarden Franken. Es konnte ein Umsatzplus von insgesamt 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielt werden.»

Tatsache ist: Von Interesse ist weniger der Umsatz als vielmehr der Gewinn. Und dieser stürzte von 46,9 auf 3,6 Millionen Franken ab.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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