Die glücklichen Angestellten der Migros: Alles Models
«Danke & Goodbye» schrieb die Migros auf ihrer Website von M-Electronics und bildete dazu fünf zufrieden lächelnde Angestellte ab. Darunter informierte die Migros darüber, dass sie ihre Filialen an Media-Markt verkauft habe und 17 Filialen schliesse.
Was dort nicht steht: Rund 100 Angestellte verlieren ihre Stelle. Dem «K-Tipp» kamen die fröhlichen Gesichter seltsam vor. Auf Nachfrage musste die Migros denn auch einräumen, dass die fünf Personen auf dem Bild nicht echte Angestellte seien, sondern Models.
Die Migros verteidigte ihr Vorgehen: Die Models würden «den Stolz, die Dankbarkeit und den Spirit repräsentieren, den die M-Electronics-Mitarbeitenden lebten».
Mittlerweile dürften die Migros-Verantwortlichen aber auch festgestellt haben, wie zynisch dieser Werbeauftritt ist. Sie haben das Foto gelöscht.
Es stammt übrigens von einer Werbeagentur, die dafür sogar eigene Angestellte vor die Kamera gestellt hat. Die Agentur nennt sich ausgerechnet True-Story – wahre Geschichte.
Pro Senectute lässt Armut und Einsamkeit vorspielen
Auch Hilfswerke inszenieren angeblich Betroffene mit Fotomodellen. So hat die Pro Senectute schon Spendenaufrufe verschickt, auf welcher drei vermeintlich von Armut betroffenen Leute anonym und von hinten abgebildet waren.
Doch Peter Burri von der Pro Senectute bestätigt, dass die Organisation in ihren Kampagnen in der Regel Fotomodelle abbildet. Der Grund: «Themen wie Armut und Einsamkeit sind oft mit grosser Scham behaftet. Es ist uns deshalb besonders wichtig, die Privatsphäre von Betroffenen zu wahren und gleichzeitig das Thema eindrucksvoll und berührend zu kommunizieren.»
Die Pro Senectute deklariert bei ihren Bildern allerdings nicht, dass sie mit Fotomodellen inszeniert sind. Peter Burri sagt: «Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Betrachter getäuscht fühlen.» Er findet, es spiele keine Rolle, ob es sich um Fotomodelle oder um echte betroffene Personen handle, «solange die Botschaft authentisch vermittelt wird und der Realität entspricht».
Auch bei der derzeitigen Herbstsammlung ist eine alte Frau abgebildet, die ein auf einsame Person zurechtgemachtes Fotomodell ist. Was daran authentisch sein soll?
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Alle Werbung funktioniert, weil sie täuscht. Oder schon mal einen tonnenschweren SUV im städtischen Stau vor einem Rotlicht gesehen? Mit der Lüge Geschäfte machen, funktioniert seit Persil weisser wäscht. Leider schwappte diese Erkenntnis auch auf die Politik über. Die Spitze des Eisbergs ist Trump. Weiter unten marodieren auch hiesige Politikerinnen. Tut der Demokratie nicht gut.
Wir leben in einer kapitalistischen Gesellschaft. Jeder einzelne von uns trägt Verantwortung für sein Verhalten. In jeder Beziehung. Wir müssen uns gegen Missstände wehren. Alle, auch du und ich. Aber das mit Anstand. Wir brauchen Journalisten, die Ungereimtheiten ehrlich aufdecken. Danke an Esther Diener für diesen Beitrag.
Ich frage mich seit Jahren: «Wie tief kann die Migros sinken?»
Aktuell steht dieser Satz auf ihrer Titelseite (Migrosmagazin).
Bloss deren Antwort ist anders als meine.
Ich finde es unfair, die pro senectute in die gleiche Kategorie mit der Migros zu stellen. Sie stellt ein Problem dar, in dem sie sich wirklich engagiert und man kann nicht dauernd Datenschutz fordern und gleichzeitig erwarten, dass sich einsame Leute in Inseraten und auf Plakaten entblössen.
Ich bin immer davon ausgegangen, dass sich bei den Fotos der pro senectute, der Heilsarmee u.ä. um Modells handelt.