Die Branche will den Grimseltunnel nicht einmal «geschenkt»
Die Idee ist eigentlich bestechend. Die nationale Stromnetz-Gesellschaft Swissgrid will die Stromleitung über den Grimselpass BE/VS in den Boden verlegen. Dafür plant sie einen Stollen zwischen Oberwald VS und Innertkirchen BE. Und wenn schon ein Loch – dann ein richtiges. Deshalb lobbyieren IG Grimseltunnel und Grimselbahn-AG dafür, dass auch gleich eine Schmalspurbahn gebaut wird.
«Sicher nicht nötig»
Die Promotoren träumen von einem zusammenhängenden Schweizer Schmalspurnetz. Von 400’000 Fahrgästen pro Jahr. Von kürzeren Reisezeiten. Und von wintersicheren Verbindungen. Infosperber zeigte schon im Januar, dass sich diese Hoffnungen nicht erfüllen werden. Und nun äussert sich auch Ueli Stückelberger negativ über den Grimseltunnel. Stückelberger ist Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr (VÖV). Der VÖV ist der Dachverband der Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs. Stückelberger sagt, der Grimseltunnel sei «sicher nicht nötig».
Geld dort einsetzen, «wo der Nutzen am grössten ist»
Ueli Stückelberger findet es zwar eine schöne Idee, Stromleitung und Eisenbahn in einem Tunnel zu vereinen. Doch damit hat es sich bereits mit den positiven Aspekten. Stückelberger findet, das Geld aus dem Bahninfrastrukturfonds solle dort eingesetzt werden, «wo der Nutzen am grössten ist». Und der Nutzen sei dort am grössten, wo «vorhandene oder zu erwartende Kapazitätsengpässe» beseitigt werden könnten. Und dort, wo viele Leute zum Umstieg auf den Zug bewegt werden könnten. Beides sei beim Grimseltunnel nicht der Fall.
«Mit Sicherheit hoch subventioniert»
Stückelberger fährt fort: «Auch wenn man den Grimseltunnel geschenkt bekäme – der Betrieb wiese einen äusserst schlechten Kostendeckungsgrad auf. Der Betrieb der Züge müsste mit Sicherheit hoch subventioniert werden.»
Der VÖV-Direktor äussert gegenüber Infosperber seine persönliche Meinung. Aber er sagt auch: «Die ablehnende Haltung betreffend Grimseltunnel ist im Vorstand des VÖV weit verbreitet.» Einen formellen Entscheid gebe es dazu noch nicht, da das Projekt «bis jetzt ja gar nicht Gegenstand einer Vernehmlassungsvorlage war. Der Planungskredit rutschte ja erst im Parlament so rein.» Zur Erinnerung: Im März bewilligte das Parlament ohne vertiefte Abklärungen 30 Millionen Franken für die Planung des Tunnels.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Strategisch ziemlich gute Idee: Verbindung zwischen Goms und Berner Oberland ermöglicht Transporte auch dann, wenn die eine Seite von den tiefer gelegenen Regionen abgeschnitten ist.
Geld für Bahntunnels wurde auch schon deutlich dümmer ausgegeben: Stichwort »Bedretto-Fenster«.