Gold-Boom: Vorsicht – Hochkonjunktur für Anlagebetrüger!
Pandemie, Krieg, Skandale, extreme geld- und fiskalpolitische Massnahmen, rasant steigende Staatsschulden, Inflation, seltsame parteipolitische Strömungen und eine erratisch anmutende Regierung in den USA. Dort zerstören Präsident Donald Trump und seine Adjutanten gerade mit der Kettensäge innenpolitische Gewissheiten – und international die geopolitische Nachkriegsordnung.
Diese Melange verunsichert die Menschen. «Wenn Sie glauben, dass die demokratischen Kontrollmechanismen schwächer werden, Interessenkonflikte allgegenwärtig sind, Fake News entstehen und wenn die Verlässlichkeit der Politik in Frage gestellt werden kann, schwindet das Vertrauen» – und das sei gefährlich, sagt Vincent Mortier.
Ist das Wirtschaftssystem nicht mehr vertrauenswürdig?
Denn Vertrauen sei die Basis für das internationale Finanzsystem und für die Stabilität der westlichen Währungen, so der Chefstratege des französischen Vermögensverwaltungsriesen Amundi. Er trifft damit einen wunden Punkt, der in den vergangenen Monaten viele Anleger dazu veranlasst haben mag, Gold zu kaufen. Das gelbe Metall gilt bei vielen als «sicherer Anker» in einem unsicheren Umfeld.
Wer etwas auf der hohen Kante habe, fahre gut damit, einen Teil in Gold zu investieren, sagen zum Beispiel auch Finanzprofessoren von der Universität Zürich. Das Metall habe eine lange Tradition in der Wertaufbewahrung, die langfristige Wertentwicklung sei beachtlich, und somit sei Gold zum Vermögenserhalt in Krisenzeiten prädestiniert, argumentieren sie.
Selbst Finanzprofessoren werben für Gold als Geldanlage
Der spanische Ökonom Daniel Lacalle wird sogar noch drastischer. «Gold spiegelt die bisherige Zerstörung der Kaufkraft der normalen Währungen wider, aber nicht das Ausmass dessen, was noch vor uns liegt. Die Regierungen werden ihre Währungen kontinuierlich demolieren, um ihre Zahlungsunfähigkeit zu verschleiern», behauptet er.
Zusammen vertreten sie eine Grundhaltung, welche zur Erklärung beitragen mag, wieso Gold mit knapp 3000 Dollar und gut 2600 Franken je Feinunze so teuer ist wie noch nie. Der Dollar-Goldpreis hat sich in den vergangenen 25 Jahren verzehnfacht, in Franken ist das gelbe Metall heute fast sechs Mal teurer als damals. Die Preisdynamik an den Terminmärkten zeigt im Moment sogar noch weiter nach oben.
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Und das, obwohl Anleger mit anderen Anlageformen in der gleichen Zeit deutlich besser gefahren wären, obwohl Gold im Gegensatz zu Aktien oder Anleihen keine laufenden Erträge abwirft und obwohl der Preis langfristig stark schwankt. Zudem kann es im Notfall schwierig und wegen den hohen Margen gieriger Händler auch teuer werden, Erträge zu realisieren – falls es solche überhaupt gibt.
Tatsächlich sind ungewöhnliche Zeiten wie diese oft auch «gute Zeiten» für dubiose Angebote. So geistert in diesen Tagen eine Einladung in die Klubschule Migros in Winterthur zum «Infoabend Geldsystem» im Internet und auf persönlich verteilten Informationen herum. «Spüren Sie auch die Unsicherheiten im Finanzsystem? Suchen Sie nach Wegen, Ihr Vermögen und Ihre Altersvorsorge langfristig zu schützen? Möchten Sie Ihr Portfolio sinnvoll ergänzen? Dann laden wir Sie herzlich ein, mehr über bewährte Strategien zur Vermögenssicherung zu erfahren. Seit Jahrtausenden gelten Gold und Silber als wertbeständige Edelmetalle. Wir zeigen Ihnen Möglichkeiten, wie physische Edelmetalle zur langfristigen Absicherung beitragen können», heisst es .
«Fruchtbare» Zeiten für dubiose Angebote
Auf der Veranstaltung soll es darum gehen, «warum unser Finanzsystem herausfordernden Zeiten gegenübersteht», welche «Risiken Altersvorsorge und Ersparnisse beeinflussen können» oder wie «Gold und Silber als physische Edelmetalle seit Jahrtausenden dazu beitragen, Vermögenswerte zu bewahren, aufzubauen und sofort Steuern sparen helfen». So ist es auf einer Einladung in PDF-Format zu lesen, die von einer Liechtensteiner Anstalt (eine Mischform zwischen Stiftung und Körperschaft) namens «ClaraFutura» stammt und welche dem Infosperber zugespielt wurde.
Demgemäss sprechen Vertreter der Firma einzelne Personen in Winterthur persönlich an und bezirzen sie mit der Aussicht, «die finanzielle Freiheit eigenverantwortlich gestalten zu können – unabhängig von Banken und vom staatlichen System». Sie berichten, wie Ängste geschürt werden, wegen dem allgemeinen Kaufkraftverlust bald mittellos dazustehen. Versicherungen und Pensionskassen könne man ohnehin nicht trauen – nur der Handel mit Edelmetallen biete einen Ausweg.
Bilder und Videos von Paletten mit echten Edelmetallen in so genannten Zollfreilagern sollen dazu verleiten, dort im eigenen Namen ein Depot anlegen zu lassen, um «entsprechend der Konjunktur und Wirtschaftslage jeweils im Wechsel Gold & Silber resp. Platin & Palladium anzukaufen und zu deponieren». Falls gewünscht, könne man die wertvollen Rohstoffe auch jederzeit innert weniger Tage physisch, steuer- und zollfrei abholen. Schliesslich gebe es im Zollfreilager keine Staatsmacht.
Zu hohe Renditen, um wahr zu sein
Ausdrucke von Excel-Tabellen auf dem PDF sollen belegen, wie sich mit dem Edelmetallhandel jährliche Gewinne von 12 Prozent oder gar deutlich mehr erzielen liessen. Wer einmalig auch nur 4000 Franken einschiesse, könne längerfristig einen «Millionengewinn» machen. Aber es wäre klug, mehr zu investieren, um den enormen Ertrag später dann in Form einer monatlichen «Goldrente» von mehreren tausend Franken geniessen zu können, heisst es weiter werbend.
Solche Versprechen sind erfahrungsgemäss meist zu verlockend, um wahr zu sein. Und wie eine genauere Betrachtung zeigt, ist die liechtensteinische Anstalt mit einer Firma namens swm-ag verbandelt ist. Diese wiederum hat keinen besonders guten Ruf. Sie vertreibt so genannte Edelmetall-Sparkonten als Altersversorgung, wie im vorhergehenden Absatz beschrieben. Doch von den Kundengeldern fliesse tatsächlich nur ein sehr geringer Teil in Gold, Silber, Platin und oder Palladium. Stattdessen gingen 80 Prozent der Gelder für Provisionen und Gebühren der Betreiber der Firma drauf, heisst es in kritischen Berichten – zum Beispiel auf Gomopa.
Gezielte Provisions- und Gebührenschinderei?
Auf Bewertungsportalen wie Trustpilot oder im Forum des Berliner Fachmediums Finanztip warnen mehrere Anleger vor der swm-ag. «Ich wurde abgezockt», heisst es dort beispielsweise oder die «Investoren» wurden ausgesaugt. Sie meinen damit wohl etwas, wofür der Rohstoffhandel berüchtigt ist und was sich unter dem Begriff «Churning» zusammenfassen lässt: Das willkürliche Umschichten von Positionen in einem Anlageportfolio durch einen Vermögensverwalter, um auf dem Rücken des Kunden möglichst hohe Provisionen zu erzielen.
Tipps zur Vermeidung von Anlagebetrug
- Seien Sie skeptisch bei hohen Renditeversprechen
- Vermeiden Sie Investitionen, die Sie nicht vollständig verstehen
- Lassen Sie sich nicht unter Zeitdruck setzen
- Überprüfen Sie die Seriosität von Finanzdienstleistern gründlich, bevor Sie investieren
Trotz dieser Vorsichtsmassnahmen kommt es immer wieder zu Betrugsfällen. Ein aktuelles Beispiel ist die Swiss Gold Treuhand AG in Zug, bei der Anleger rund 80 Millionen Franken vermissen.
Offizielle Warnlisten und Ressourcen:
Schweiz
- Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) veröffentlicht regelmässig Warnungen vor unseriösen und betrügerischen Unternehmen
- Der Schweizer Konsumentenschutz stellt eine Zusammenfassung wichtiger Warnlisten zur Verfügung.
Deutschland
- Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht Warnmeldungen zu verdächtigen Finanzdienstleistern
Internationale Ressourcen
- Die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden (IOSCO) führt eine internationale Warnliste
- Österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) bietet ebenfalls Warnhinweise
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Der Titel des Artikels ist etwas verwirrlich. Die Tipps zur Vermeidung von Anlagebetrug sind sehr berechtigt. Aber sie haben mit Gold direkt nichts zu tun. Physisches Gold, nicht «Gold in Kontoform» oder als Termingeschäft, ist eine Versicherung für schlimme Zeiten. Deponiert im Tresorfach einer seriösen Bank oder im eigenen Tresor zu Hause (mit entsprechender Versicherung) ist Gold der ultimative finanzielle Schutz für die unsichere Zukunft.