Sperberauge

Dating-Plattform, die Frauen respektiert, ist Milliarden wert

Monique Ryser* ©

Monique Ryser /  Die Gründerin von «Bumble» kam mit Baby zur Börsenlancierung. Ihr soziales Netzwerk ist anständig und respektvoll.

Das hat es noch nie gegeben: Die 31-jährige Whitney Wolfe Herd trug ihren einjährigen Sohn auf dem Arm, als sie den Handelstag an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq eröffnete. Die Ehre fiel ihr zu, weil die von ihr gegründete Firma «Bumble» erstmals am Markt gehandelt wurde. «Frauen machen den ersten Schritt» ist das Credo der Plattform zur Partnersuche, bei der nur Frauen den Erstkontakt auslösen können. Mit dieser Regel wollte Whitney Wolfe Herd der steigenden sexuellen Belästigung von Frauen auf solchen Portalen einen Riegel schieben.

Whitney Wolfe Herd
Mit Baby an die Nasdaq: Whitney Wolfe Herd, CEO von Bumble.

Sie weiss, wovon sie spricht: Sie war Gründungsmitglied von «Tinder», der Nummer eins der Dating-Apps, verliess das Unternehmen aber nach zwei Jahren und klagte wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Sie gewann die Klage vor Gericht und gründete daraufhin «Bumble», das sich rasch entwickelte und sich als Plattform mit Anstand etablieren konnte. Bilder mit Selfies vor Spiegeln sind verboten, ebenso Fotos in Unterwäsche oder mit verpixelten Gesichtern. Heute ist Bumble die zweitbeliebteste Dating-App in den USA und hat 12 Millionen monatliche Userinnen und User. Neben dem Bereich Dating wurden in den letzten Jahren auch die Funktionen Business hinzugefügt, bei der Frauen ein professionelles Netzwerk aufbauen können, und der Bereich «Beste Freundin» für private Kontakte.

70 Prozent der Führungspositionen bei «Bumble» sind von Frauen besetzt und die Arbeitsbedingungen werden strikt so gestaltet, dass sie auch für Mütter stimmen. Whitney Wolfe Herd ist die jüngste Frau, die je eine Firma an die Börse gebracht hat. Am Eröffnungstag legten die Aktien um 63 Prozent zu und steigerten den Wert von «Bumble» auf rund acht Milliarden US-Dollar. Die Gründerin, die voll auf die Bedürfnisse von Frauen setzt, könnte damit eine weitere gläserne Decke durchstossen: Unter den von Bloomberg gelisteten 500 reichsten Menschen der Welt sind weniger als fünf Prozent Frauen, die mit der Gründung eines eigenen Unternehmens reich geworden sind. Whitney Wolfe Herd könnte eine der nächsten sein. Und vor allem die Erste, die es geschafft hat, im virtuellen Raum ein Klima von Anstand und Respekt durchzusetzen.


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2 Meinungen

  • am 15.02.2021 um 17:09 Uhr
    Permalink

    Ein interessanter Artikel. Da könnte ich ja direkt Hoffnung bekommen, das gute Werte und Respekt wieder an Bedeutung gewinnen könnten. Ein Aufsteller, so etwas lesen zu können, in einer Welt wo derzeit ein kühles Klima weht. Der Erfolg vom Bumble zeigt doch auf, das eine grosse Zahl von Menschen das Bedürfnis hat, sich im Rahmen guter Werte und Respekt zu bewegen. Danke.

  • am 16.02.2021 um 21:54 Uhr
    Permalink

    Bumble…? !
    …therefore newspaper dating classifieds are going digital…. ?
    Something really new under the sun ? In any case, more often than not, it’s the women who actually take the decision. Do’nt they ?
    GS

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