Kommentar

CS-Bussen türmen sich allein seit Juli auf 1500 Millionen

Lukas Hässig © zvg

Lukas Hässig /  Das Geld strömt nur so aus der Bank, und das Loch wird immer grösser. Der Verkauf des Tafelsilbers stopft es nicht.

Wieder fast eine Viertel Milliarde den Bach runter. So am Montag das Resultat der Einigung zwischen der Credit Suisse und Paris im Schwarzgeld-Verfahren. Kurz zuvor zahlten die Schweizer eine halbe Milliarde an die USA wegen den noch offenen Streitigkeiten um die Schrotthypotheken vor 14 Jahren, dann 200 Millionen wegen WhatsApp-Chats.

All das geschah im Oktober. Im Juli stieg der Betrag, den die CS einem Milliardär aus dem Osten überweisen muss, auf über 600 Millionen.

Total in der kurzen Zeitspanne seit dem heissen Sommer: 1500 Millionen.

Darin noch nicht inbegriffen sind die erwarteten Schadenszahlungen rund um den Greensill-Krimi mit geschlossenen Fonds. Dort könnten auf die CS weitere 1,5 bis 2 Milliarden zukommen. Das Geld strömt nur so aus der Bank. Bussen und Strafen von einer Viertel Milliarde, so wie am Montag, werden inzwischen mit einem Achselzucken hingenommen.

Ein Ausbluten auf Raten. Auf der Plusseite siehts magerer aus. Die Verkäufe Allfunds und Savoy, ein Edelhotel am Paradeplatz, bringen wohl nicht einmal 800 Millionen. Weitere Devestitionen, darunter Six, Bank now, Swisscard, dürften das Loch nicht gross füllen. Somit kommt alles darauf an, was die grossen Brocken unter dem Strich bedeuten: die geplanten Verkäufe in der Investmentbank.

Je nachdem braucht die CS mehr oder weniger frisches Kapital.

Weil sie für den Umbau mit Tausenden von Stellen, die verschwinden, und die Boni zur Zurückbehaltung von Talenten weitere Milliarden benötigt, kommt die Bank wohl nicht um eine Kapitalerhöhung herum. Wie gross diese sein wird, zeigt sich am Donnerstag. Dann präsentiert die CS ihren Plan namens «New Bank».

Die entscheidende Frage wird sein, was die Schweizer an Altlasten aus den verkauften Bereichen der Investmentbank behalten müssen. Diese «Bad Bank» wird zur Krux.

Wer will schon einen Topf voller unsicherer Assets finanzieren? An wem bleibt das Risiko am Ende hängen? Helfen würden Verkäufe, die statt ein paar Hundert Millionen wie die bisherigen einige Milliarden einbringen würden. Beispielsweise das Asset Management.

Doch das sollte Teil von New CS sein. Ein Notverkauf wäre Ultima Ratio.

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Dieser Artikel erschien am 25. Oktober auf «Inside Paradeplatz»


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5 Meinungen

  • am 26.10.2022 um 12:12 Uhr
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    Wieviel würde man sparen wenn Gehälter und Boni nicht jedes Jahr ins Unermessliche gehen würden? Generell scheinen mir die Saläre für die so hohen positionen sowieso unverhältnismässig, egal wo.
    Für Verantwortung die man selbst nicht tragen muss, nur fürs delegieren so viel Geld ein zu sacken zeigt ja welch Werte solche Unternehmen haben. Da könnendie noch so viel von Moral, Ehrlichkeit und Kompetenz erzählen, das Versagen rundum spricht Bände.

  • Portrait Thomas Kesselring
    am 26.10.2022 um 12:17 Uhr
    Permalink

    Die Forderung der geprellten Käufer der Ematum- und ProIndicus-Bonds, mit denen die CS das windige Mosambik-Projekt finanzierte, steht auch noch aus. Die entsprechenden Gerichtsentscheidungen sind für Oktober 2023 angekündigt.
    Die Zahlung von ca. 500 Millionen, zu denen die CS im Herbst 2021 von der amerikanischen Börsen- und der engl. Bankenaufsicht verurteilt wurde, waren ‚lediglich‘ Bussen. Sie haben den Weg frei gemacht für die Entschädigungsforderungen der gefoppten Gläubiger, und diese dürften gegen eine Milliarde Dollar betragen. Die Gerichtskosten wären darin noch nicht eingerechnet.

  • am 26.10.2022 um 14:56 Uhr
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    Und wer ist für die Misere verantwortlich? Wann werden ehemalige VR und GL zur Rechenschaft gezogen? Es kann sein, dass dies im Verhältnis wenig bringt. Aber es geht da m.E. um das Prinzip.

  • Felix Abt
    am 28.10.2022 um 08:18 Uhr
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    Sollte die unmoralische Marktwirtschaft durch eine «moralische» Planwirtschaft ersetzt werden?
    Auf IP verdammt Hässig die CS, weil sie “ihre Seele verkauft” hat an einen “Wüstenstatt mit einem der brutalsten Weltleader”.
    Bisher wurden Waren & Dienstleistungen unabhängig von ihrer Herkunft auf den Märkten getauscht, jetzt werden letztere zu einem Hort der höheren Moral. Wäre es nicht ehrlicher, eine kontrollierte, «moralisch einwandfreiere» Planwirtschaft zu fordern & die Eidgenossen zur Kasse zu bitten, anstatt den wegen der Sippenhaftung bösen Saudi-Bankern zu erlauben, bei der CS Geld anzulegen?
    Und warum der moralische Aufschrei erst jetzt? Hat es jemals Proteste gegeben, als Amerikaner in CH-Unternehmen investierten? Soweit sie Steuern zahlen, helfen diese der Regierung des «gewalttätigsten Landes der Welt» (Prof. Jeffrey Sachs), weiterhin Kriege & Zerstörung über die Welt zu bringen. Von den 244 Jahren, in denen die Vereinigten Staaten existieren, waren nur 15 Jahre friedlich.

    • am 28.10.2022 um 21:12 Uhr
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      Ja, es ist schwierig den Überblick zu behalten. Ich bin für das geringere Übel, die ‚freie Marktwirtschaft‘. Die funktioniert nur nicht optimal weil es Unverschämtheit, Skrupellosigkeit, Unehrlichkeit etc auf der einen Seite gibt. Und auf der anderen Seite unsägliche Dummheit, Naivität und Faulheit. Ansonsten wäre die freie Marktwirtschaft perfekt!

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