Coop und Migros: Das dicke Geschäft mit regionalen Produkten
Die meisten Detailhändler führen ein Label für regionale Produkte: Bei der Migros heisst es «Aus der Region, für die Region», bei Coop «Miini Region», beim Volg «Feins vom Dorf», bei Aldi «Saveurs suisses» und bei Lidl «Klein, aber fein».
Doch damit ist überhaupt nicht gesagt, dass die Produkte aus der Nähe stammen. Migros und Coop fassen den Begriff «Region» ziemlich weit, wie Infosperber im Februar letzten Jahres berichtete. Bei Aldi und Lidl können die Produkte von irgendwo in der Schweiz stammen. Nur Volg ist ziemlich streng.
Offenbar ist es auch nicht einfach, die Ware sauber auseinanderzuhalten. So verkaufte die Migros letzten Sommer in Winterthur unter dem «Aus-der-Region»-Label sogar Kirschen, die aus Vufflens-le-Château stammten. Vufflens-le-Château liegt – wie der Name vermuten lässt – nicht in der Ostschweiz, sondern über dem Genfersee.
Und jetzt kommt auch noch heraus, dass von den angeblich regionalen Produkten die Detailhändler zünftig profitieren, während die Bauern meist leer ausgehen. Darüber berichtete kürzlich die Konsumentenzeitschrift K-Tipp (Bezahlschranke).
Mitunter wissen die Bauern nicht einmal, dass ihre Ware als regionales Produkt verkauft wird. So erfuhr ein Thurgauer Bio-Bauer vom K-Tipp, dass Coop seine Eier in Zürich als «Züri-Eier» verkauft. Thurgauer Eier als «Züri-Eier»!
Ein Bio-Bauer aus dem Solothurnischen berichtete: «Wir bekommen von den Grossverteilern keinen zusätzlichen Rappen für regionales Gemüse. Bauern haben keinen Einfluss darauf, wie die Händler ihr Gemüse vermarkten.»
Die Detailhändler hingegen profitieren sehr wohl von den regionalen Produkten. Am Stichtag fand der K-Tipp in Zürich in der Migros zehn «Züribieter» IP-Suisse-Eier für Fr. 6.30. IP-Suisse-Eier ohne Regionallabel kosteten Fr. 4.95. Das ist ein Aufschlag von beinahe 30 Prozent. Oder mehr als 13 Rappen pro Ei. Auch Coop verlangt mehr für regionale Eier – jedoch «nur» zusätzliche 11 Rappen pro «Züri»-Bio-Ei.
Aber wie gesagt: Coop zahlt den Bauern nichts dafür. Die Lieferanten der Migros ihrerseits erhalten laut K-Tipp pro Ei zusätzlich 0,7 Rappen. Das ist ziemlich schäbig, wenn man bedenkt, dass die Migros über 13 Rappen mehr verlangt.
Für die Detailhändler ist das Geschäft mit den regionalen Produkten ausgesprochen lukrativ. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich geht in einer Studie davon aus, dass die Verkäufe 8,2 Prozent des Schweizer Lebensmittelumsatzes ausmachen. Dabei gebe es bei der Kundschaft «eine erhöhte Zahlungsbereitschaft von 10 bis 45 Prozent». Und diese schöpfen die Detailhändler ganz offensichtlich ab.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Die Bauern erhalten für ihre Produkte zuwenig. Wir zahlen aber die höchsten Preise für Gemüse und Früchte. Der Zwischenhandel und Grossverteiler ( auch Fenaco, Emmi ,Cremo, Landi , in bäuerlichen Händen ) sahnen ab. Der Bauernverband will aber zu den 21Milliarden Landwirtschaftsgelder noch mehr vom Bundanstatt die bauerneigenen Betriebe an die Kandarre zu nehmen.