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In Chongqings Nächten überbieten sich die Wolkenkratzer mit Farb- und Lichteffekten. © ZDF

Chongqing: Vibrierendes Leben in der grössten Stadt der Welt

Pascal Derungs /  Wolkenkratzer so weit das Auge reicht. Unerhörtes Nachtleben, scharfes Essen. «Promille-Fahrer» verdienen dank 0-Promille-Grenze.

32 Millionen Menschen wohnen in Chongqing, der Megacity im Südwesten Chinas. Es ist flächenmässig die grösste Metropole der Welt. Mit 82’403 Quadratkilometern hat das Stadtgebiet die Ausdehnung ganz Österreichs. Es entstand am 14. März 1997 durch Abtrennung vom östlichen Teil der Provinz Sichuan und Eingemeindung der umliegenden Grossregion. Seither explodierte die Bevölkerungszahl förmlich.

Chongqings Hügel formen sie zur 3D-Stadt

Obwohl im Westen noch kaum bekannt, ist Chongqing in China längst ein Touristenmagnet. Das liegt – neben dem ausschweifenden Nachtleben – nicht zuletzt an der imposanten Lage des Cityzentrums am Zusammenfluss von Jangtsekiang und Jialing Jiang.

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Die Megacity Chongqing will in die internationale Liga der Topdestinationen aufsteigen.

Besonders aber die hügelige Struktur sorgt für viele spektakuläre Aussichten und Fotosujets. Die Stadt bietet nicht nur Breite, sondern auch Höhe und Tiefe. Die urbane Architektur spielt meisterhaft mit der Vertikale und verleiht Chongqing nicht umsonst den Beinamen «Bergstadt». Über unzählige Treppen und Lifte verkehren die Menschen im Gewirr der dicht bebauten Innenstadt. Dies dokumentiert anschaulich die ZDF-Videoreportage «Megacitys – Wenn es Nacht wird in Chongqing». 

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Unzählige Treppen in und unter der Stadt verbinden Quartiere und Niveaus in Chongqing.

Spektakulär ist ein grosser Platz, der auf drei Seiten von diversen Hochbauten gesäumt ist. Auf der vierten Seite jedoch geht der Blick 22 Stockwerke hinunter in Strassenschluchten – denn der Platz ist gleichzeitig das Dach eines gigantischen, an den Hang gebauten Komplexes. Einmalig ist auch ein mehrstöckiges Gebäude, das zwei Tankstellen beherbergt – eine im Erdgeschoss und eine andere auf dem Dach. Kein Wunder wird Chongqing auch gestapelte oder 3D-Stadt genannt.

Nachts funkelt die City wie ein gigantischer Rummelplatz

In den letzten knapp 10 Jahren seien unzählige neue Hochhäuser aus dem Boden geschossen, berichtet ein Stadtführer. Die Skyline wird dominiert von einem Komplex aus acht Wolkenkratzern auf der Landzunge zwischen den beiden Flüssen, erbaut von der Raffles-Gruppe aus Singapur. Auf 250 Metern Höhe liegt – wie eine gigantische Brücke – ein Gebäudeteil quer über drei dieser Wolkenkratzer, «Sky Walk» genannt.

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Der Raffles-Komplex mit dem quergelegten Sky Walk bestimmt die Skyline Chongqings.

Die meisten Bauwerke, Hochhäuser wie Brücken, sind nachts bunt beleuchtet. Viele spielen auf ihren Fassaden grossflächig animierte Lichtspiele ab. Zusammen mit den fliessenden Lichterschlangen des Verkehrs lässt das die Stadt aus Panoramasicht wie einen pulsierenden Organismus aus einem Science-Fiction-Film erscheinen.

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Die pittoreske «Altstadt» von Chongqing wurde als Touristenattraktion komplett neu aus dem Boden gestampft.

Hauptattraktion für Touristen ist die weitverwinkelte «Altstadt» mit ihren engen Gässchen und unzähligen Garküchen, Souvenirshops, Bars und Clubs. Doch nichts daran ist alt. Das ganze Quartier über dem Flussufer wurde neu aus dem Boden gestampft.

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Das beliebteste Fotosujet in Chongqing ist die Hochbahn, die mitten durch ein Hochhaus fährt.

Eine Hochbahn, die durch den 8. Stock eines Gebäudes fährt, gibt es nur in dieser Stadt zu sehen. Um dem Massenandrang der Handyfilmer auf der Strasse zu begegnen, hat die Stadt extra eine Fototerrasse gebaut. Drei- bis viertausend Menschen pro Tag pilgern an diesen Ort, schätzt ein Stadtführer.

Der «Feuertopf» sorgt für Antrieb und Energie

Kulinarisch dominiert in Chongqing der Hot Pot – der Feuertopf. Er thront jeweils in der Mitte des Esstischs und fasst eine brodelnde Brühe mit Innereien, Tofu, Gemüse und massenweise rotem Chili. Alle am Tisch fischen mit Essstäbchen aus der Suppe, wonach sie gelüstet – Hauptsache scharf. Drei Tage ohne Hot Pot bringe Unglück, diktiert ein Einheimischer dem ZDF-Team in die Kamera.

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Drei Tage ohne Feuertopf bringt Unglück, besagt ein Sprichwort in Chongqing.

Der Tempel des Hot-Pot-Kults ist ein Restaurant mit über 6’000 Plätzen, verteilt über mehrere Terrassen an attraktiver Hanglage über dem Fluss. Es soll das grösste Restaurant der Welt sein. Stolz verweisen die Einheimischen auf die Auszeichnung «Guinness World Records» auf einer mannshohen Leuchtanzeige beim Haupteingang. Ein Selfie ist hier Pflicht.

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Das grösste Restaurant der Welt fasst 6000 Gäste und serviert fast ausschliesslich den Feuertopf – Hot Pot.

Chongqing lockt Junge mit Freiheitsdrang an

Die Stadt ist besonders für jüngere Generationen attraktiv, die sich eine von der Familie unabhängige Existenz aufbauen wollen. Die Lebenshaltungskosten sind deutlich tiefer als in Beijing, Schanghai oder Shenzhen. Mit den vielen Beschäftigungsmöglichkeiten im florierenden Kultursektor verspricht sie Selbstverwirklichung. Der Dienstleistungssektor lockt mit einem hohen Mass an Selbstbestimmung, wie zum Beispiel bei Kurier- und Taxidiensten. Eine Besonderheit stellen die «Promille-Fahrer» dar. Über eine Handy-App bestellt, fahren sie auf kleinen, faltbaren E-Bikes los, um Autofahrenden nachts aus der Patsche zu helfen. Wegen des Null-Promille-Gebots riskieren diese empfindliche Strafen, wenn sie mit Alkohol am Steuer erwischt werden. Abhilfe schafft der Promille-Fahrer. Er chauffiert die Angeheiterten in deren eigenem Wagen nachhause und packt dabei sein Klapprad in den Kofferraum, sodass er nach der Fahrt gleich wieder abrufbar ist. Viele junge Menschen bieten diese Dienste an, und bei nicht wenigen ist dies nur ihr Zweit-Job neben dem Haupterwerb, dem sie tagsüber nachgehen.

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Spektakuläre Brücken verbinden die verschiedenen Stadtteile über zwei Flüsse hinweg.

Vergnügungswütige kommen voll auf ihre Kosten, denn Chongqing schläft nie. Die Stadt bietet nicht nur kulinarische Genüsse rund um die Uhr, sondern auch Kino, Konzerte und Partys ohne Ende. Überraschend angesichts der eher rigiden chinesischen Moralvorstellungen hat sich auch eine LGBT-Szene etabliert. Doch das geplante ZDF-Interview mit einer Drag-Queen verhindern die Behörden. Im westlichen Fernsehen soll davon nichts zu sehen sein. Wie überall in China durchdringt die soziale und politische Kontrolle auch das ansonsten liberale und freigiebige Geschehen im öffentlichen Leben Chongqings. Die Überwachungskameras sind omnipräsent.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Flagge_China

Chinas Innenpolitik

Hohe Wachstumszahlen; riesige Devisenreserven; sozialer Konfliktstoff; Umweltzerstörung; Herrschaft einer Partei

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Eine Meinung zu

  • am 27.01.2024 um 16:49 Uhr
    Permalink

    Chongqing: Die Verwaltungseinheit ist so groß wie angegeben. Die Kernstadt selbst hat lediglich 7 Mio. Einwohner und eine Fläche von ca. 20 auf 30 km. Ringsherum Jede Menge Grün bis zu den nächsten grösseren Städten. Nachzulesen/nachzuschauen auf Wikipedia/googlemaps.
    Schade: ich habe bisher nur besseres bei Ihnen gelesen und Ihnen daher auch eine Spende überwiesen. Ansonsten freue ich mich immer über Ihren täglichen Newsletter. Weiter so.
    Gruss aus Freiburg/BRD

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