«Black Friday» ist eine Konsumentenfalle
Da geriet sogar die Werbeagentur ins Stottern: «Bla-Bla-Black-Shopping-Week» heisst die Aktion beim Möbelgeschäft XXXLutz. Lutz verspricht «55 Prozent auf eine Einbauküche Ihrer Wahl», «25 Prozent auf ein Möbelstück Ihrer Wahl» oder «15 Prozent auf einen Babyartikel Ihrer Wahl».
60 Ausnahmen
Doch mit den Rabatten ist es nicht weit her. Denn sie gelten nicht für «Werbe-/Aktions-/Bester-Preis- und Online-only-Artikel». Zudem schliesst Lutz 60 (in Worten: sechzig) Marken von seinen Aktionen aus. Das hat groteske Folgen: So hat Lutz zwar 21 so genannte Babyschalen im Angebot. Das sind Autositze für Säuglinge. Den «Bla-Bla-Black-Shopping-Week»-Rabatt gibt’s aber nur auf einer einzigen Babyschale.
Nur auf «haushaltsübliche Mengen»
XXXLutz ist nur ein Beispiel. Auch andere Firmen kündigen den «Black Friday» grossspurig an, wenden dann aber so viele Ausnahmen an, dass das Sparpotential für die Konsumenten klein ist. Die Migros gewährt zwar 30 Prozent Rabatt auf Spielwaren und 40 Prozent auf Erwachsenenbekleidung, schliesst aber die Billiglinie «M-Budget» aus. Und verkauft nur «haushaltsübliche Mengen» mit Rabatt – was auch immer «haushaltsübliche Mengen» bei Spielwaren und Kleidern heissen mag.
«20 Prozent auf alle Weine» ausser…
Die Coop-Tochter Interdiscount schreibt: «Pro Kunde max. 3 Stück vom gleichen Artikel.» Das ist wenigstens klar. Doch auch Coop bietet vordergründig «20 Prozent auf alle Weine» und schliesst dann «bestehende Aktionen, Schaumweine, Champagner, Trophy, Bordeaux Primeurs 2020, Raritäten, Mondovino Highlights und Subskriptionen» aus. Noch bunter treibt es das Tochterunternehmen Livique. Dort gibts angeblich «30 Prozent auf alles online». Aber im Kleingedruckten steht dann, dass es auf sieben Marken nur 15 Prozent Rabatt gebe, auf weitere sieben Marken lediglich deren 10 und auf zwei weitere sowie auf alle Leuchtmittel gar keinen Rabatt.
Andere Firmen arbeiten mit erfundenen «Statt»-Preisen, bieten nur eine limitierte Menge an oder nerven die Käufer, indem sie ihre Angebote um Mitternacht im Internet aufschalten.
Nach dem «Black Friday» billiger
Die Konsumentenzeitschrift K-Tipp untersuchte vor vier Jahren die Preise von 300 Aktionsprodukten am «Black Friday» und danach zum Jahreswechsel. Die Hälfte der Produkte war fünf Wochen später gleich teuer wie am «Black Friday» oder sogar noch günstiger. Ein Fernseher kostete damals am «Black Friday» bei Interdiscount 2800 Franken. Kurz darauf nur noch 2300 Franken.
Denner hat bei der letztjährigen «Black-Friday»-Hysterie nicht mitgemacht. Stattdessen lancierte der Discounter eine aufsehenerregende Plakatkampagne: «Einen Tag ‹Black Friday› kann jeder. Das ganze Jahr kann nur Denner.»
Die Geschichte
Der «Black Friday» stammt aus den USA. Es ist der Freitag nach «Thanksgiving». Viele US-Amerikaner machen nach «Thanksgiving» die «Brücke»– arbeiten also am Freitag nicht, sondern machen schon die ersten Weihnachtseinkäufe.
Der «Black Friday» hat nichts mit dem «Schwarzen Freitag», dem Börsencrash von 1929 zu tun. Denn der heisst eigentlich «Black Thursday». «Schwarzer Freitag» heisst hierzulande, weil man wegen der Zeitverschiebung erst einen Tag später davon erfuhr.
Woher der Name «Black Friday» tatsächlich stammt, ist unklar. Er könnte von der Polizei in Philadelphia stammen, die den Freitag nach «Thanksgiving» schon in den sechziger Jahren so bezeichnete, weil der Tag massive Staus und volle Trottoirs brachte und deshalb kein Freudentag war.
In der Schweiz begannen kleine Internet-Läden vor 15 Jahren mit «Black-Friday»-Aktionen. Im grossen Stil führte Manor den «Black Friday» 2015 ein und soll den Umsatz gegenüber einem normalen Freitag auf Anhieb verdreifacht haben.
Viele Firmen locken nicht nur am «Black Friday» mit Rabatten. Bei Media-Markt läuft unter dem Motto «Don’t wait. Just go!» schon seit dem 19. November der «Pre-Black-Friday». Und die Swisscom-Tochter Wingo feiert sogar den «Black November».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wer nichts kauft hat einen Rabatt von 100%! Kauft nur was ihr auch braucht nicht weil es günstig ist.
Nun ja, die 20 % auf Wein bei Coop haben nichts mit «Black Friday» zu tun: Das machen die ganzjährig alle paar Wochen. Und wenn einmal die Schaumweine ausgenommen sind, dann gibts den Rabatt ein nächstes Mal nur auf Schaumweine.
Dass bestehende Aktionen oder die Suskription von den 20 % ausgeschlossen sind, liegt auf der Hand und ist Coop nicht zu verübeln.
Stimmt, Coop macht alle paar Wochen solche Aktionen. Diesmal aber explizit als Black-Friday-Aktion.