Glosse
Wenn Computer konsumieren, was sie produzieren
In der Produktion sind Computer längst auf dem Vormarsch: Bevor sie entlassen werden, erklären Kassierinnen im Selbstbedienungsladen den Konsumenten noch schnell, wie sie die Preise ihrer Einkäufe selber in den Automaten scannen können. In den Büros programmieren und bedienen Angestellte immer bessere Computer, bevor diese ihre Arbeit übernehmen. 98 Prozent aller Arbeitskräfte im Detailhandel, 96 Prozent der kaufmännischen Angestellten oder der Metzger lassen sich durch Digitalisierung ersetzen, prophezeit eine Studie der Universität von Oxford. Die «NZZ am Sonntag», welche diese Ergebnisse veröffentlichte, folgert daraus: «Uns braucht es bald nur noch als Konsumenten».
Bloss noch konsumieren – das wäre schön! Das Problem dabei: Arbeitslos gewordene Angestellte taugen nur bedingt als Konsumenten, weil sie kein Geld mehr verdienen. Doch auch dieses Problem kann die innovative Wirtschaft lösen. Als nächstes wird sie Computer erfinden, die nicht nur produzieren, sondern die erzeugten Produkte und Dienste auch konsumieren.
Wer Computer entwickeln kann, die Kundenwünsche entgegennehmen, Fleisch zuschneiden, wägen und verrechnen, wird auch fähig sein, Fleisch verzehrende Roboter zu bauen. Billett verkaufende Computer werden künftig die Fahrscheine selber kaufen, in führerlose Züge steigen oder mit computergesteuerten Flugzeugen in die Ferien reisen. Selbstfahrende Personenwagen werden zur Arbeit pendelnde Roboter befördern. Auf dem Nachhauseweg werden unsere lieben «Robies» ihr Nachtessen in computerisierten Fast-Food-Läden kaufen, bevor sie zu Hause online die von Textcomputern geschriebenen Zeitungen lesen oder den neusten Sciencefiction-Film anschauen.
Die rasche Automatisierung werde die Arbeitswelt auf den Kopf stellen und zu sozialen Konflikten führen, fürchtet Erik Brynjofsson, Autor des Buches «The Second Machine Age».
Aber auch dieses Problem lässt sich lösen: Computer sind friedfertiger, konfliktfähiger und widerstandsfähiger als Menschen. Nuklearer Strahlung oder dem Klimawandel können sie ebenfalls widerstehen. Der Menschheit wird es gelingen, eine perfekte Welt zu schaffen – indem sie sich selber abschafft.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Was mein Freund Hanspeter Guggenbühl hier als Glosse schrieb, hat leider sehr viel wahren Inhalt. Nur eines hat er noch vergessen: Nette kleine Robies, die uns unnötig gewordenen Menschen sanft vernichten und entsorgen. Dann ist endlich Schluss mit der Umweltvernichtung durch eine zu zahlreiche und zu anspruchsvolle Menschheit – vorausgesetzt, wir waren so klug, die Robies nicht auf Vermehrung und hohe Ansprüche zu programmieren…
zum Thema: kennen Sie Paul Jorion? http://www.pauljorion.com/blog/