Screenshot 2023-09-07 at 16-44-55 Sollten SUV-Fahrer draufzahlen müssen Zur Sache! Baden-Württemberg

Überall im Weg: Geländewagen in der Stadt. © SWR

Wo die dreckigsten Autos fahren

Marco Diener /  Im Berggebiet braucht es grosse und schwere Autos – am besten mit Allradantrieb. Heisst es. Die Jurassier beweisen das Gegenteil.

Der damalige St. Galler SVP-Nationalrat Elmar Bigger stellte 2010 in der Debatte über die Offroader-Initiative fest: Im Berggebiet seien die Leute «im Sommer und im Winter auf ein Fahrzeug mit Allradantrieb angewiesen.»

Weiter sagte er: «Nach den Initianten ist die Bevölkerung in Rand- und Berggebieten nicht so viel wert, dass die Autos, Jeeps und Fahrzeuge mit Allradantrieb ohne Bestrafung gelenkt werden dürfen. Im Berggebiet, bei Schnee und Steilheit, sind Transporte mit Fahrzeugen ohne Allradantrieb eine Mutprobe.»

Ähnlich tönte es auch gut zehn Jahre später vor der Abstimmung zum CO2-Gesetz. Fabio Affentranger, Präsident der Urner SVP schrieb Anfang Juni 2021 in einem Leserbrief: «Das CO2-Gesetz ist für uns auf dem Land eine gigantische Benachteiligung. Die Städter können gerne vom öffentlichen Verkehr reden.»

Wer das hört, geht davon aus, dass die Dichte an grossen und kräftigen Fahrzeugen mit Allradantrieb in den Bergen am höchsten sein muss. Aber es ist nicht so. Das zeigt die Studie «Energieverbrauch und Energieeffizienz der neuen Personenwagen und leichten Nutzfahrzeuge 2022» des Bundesamts für Energie (BFE).

Die wichtigsten Ergebnisse:

Das Gewicht

Die schwersten Autos sind im durchaus hügeligen Kanton Zug unterwegs. Im Schnitt wiegen sie 1905 Kilo.

Aber: Die leichtesten Autos verkehren in Kantonen, die mindestens so hügelig, wenn nicht sogar gebirgig sind: im Tessin (1670 Kilo), im Kanton Neuenburg (1665 Kilo) und im Jura (1652 Kilo).

Der Verbrauch

Die durstigsten Autos (in Benzinäquivalente umgerechnet) fahren im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Der Verbrauch: 6,45 Liter auf 100 Kilometer.

Die sparsamsten Fahrzeuge fahren nicht etwa im Flachland, sondern in Obwalden, im Waadtland (je 5,51 Liter) und im Kanton Freiburg (5,48 Liter).

Die Emissionen

Am meisten CO2 stossen die Autos im Kanton Appenzell Ausserrhoden aus: 137,6 Gramm auf 100 Kilometer.

Am niedrigsten ist der CO2-Ausstoss in den Kantonen Obwalden (114,7 Gramm), Waadt und St. Gallen (je 114,3 Gramm) – also auch wieder nicht in typischen Flachland-Kantonen.

Der Allradantrieb

Am höchsten ist der Anteil der Neuwagen mit Allradantrieb im Kanton Graubünden. Er beträgt 80,2 Prozent.

Unterdurchschnittlich ist der in vielen Kantonen mit ebenfalls schwieriger Topographie: Bern (47,5 Prozent), Tessin (46,2), Waadt (44,7), Neuenburg (43,7) und Jura (35,8).

Der Preis

Die teuersten Autos kaufen die Zuger und Zugerinnen. 64’200 Franken haben sie letztes Jahr im Schnitt für ein neues Auto ausgegeben. Dahinter folgen die Schwyzer (61’400 Franken) und die Ausserrhoder (58’700 Franken).

Wesentlich weniger haben die Obwaldner (45’300 Franken), die Freiburger (44’900 Franken) und die Jurassier (43’500 Franken) bezahlt.

Das Fazit

Die Zahlen zeigen: Auch in gebirgigen Kantonen wie Obwalden, dem Tessin oder der Waadt und in hügeligen Kantonen wie Neuenburg oder Jura braucht es keine Kolosse auf Rädern.

Das Gewicht, der Verbrauch und die Emissionen korrelieren ziemlich stark mit dem Preis und weniger mit der Topographie. Das zeigt sich an den beiden wohl flachsten Kantonen der Schweiz: Genf und Basel-Stadt. Die Autos, welche die Garagen in den beiden Kantonen verkaufen, sind überdurchschnittlich durstig und überdurchschnittlich teuer. Auch der Allrad-Anteil ist deutlich höher als etwa im Jura.

Deshalb das Fazit: Die Dichte an grossen und schweren Autos ist nicht dort besonders hoch, wo die Strassen steil sind, sondern dort, wo das Geld für Autos locker sitzt.

Und noch ein Wort zum Kanton Zug: Die neuen Zuger Autos sind zwar die teuersten, verbrauchen aber nicht mehr am meisten und stossen auch nicht mehr am meisten Schadstoffe aus. Das ist darauf zurückzuführen, dass im Kanton Zug der Anteil neuer Elektro-Autos bei weitem am höchsten ist. Noch 2021 kauften die Zuger und Zugerinnen die durstigsten und schmutzigsten Autos.

Absurd hoher Allrad-Anteil

Sogar Auto-Schweiz, der Verband der Automobil-Importeure, wies schon 2015 darauf hin, dass der Allrad-Antrieb bei gleichen Autos zu einem Mehrverbrauch von gegen 15 Prozent führe. Trotzdem nimmt der Anteil neuer Autos mit Allrad-Antrieb ständig zu. 2006 betrug er noch 24,9 Prozent. Inzwischen liegt er bei 50,4 Prozent. Und dies, obwohl die Winter nicht unbedingt strenger geworden sind.


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Keine
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11 Meinungen

  • am 4.10.2023 um 11:10 Uhr
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    Es gibt durchaus Gebiete in den Alpen, wo der Anteil der SUV’s exorbitant hoch ist. Nach meiner Wahrnehmung etwa rund um Gstaad und St. Moritz. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass die öffentlichen Hände in diese Gebieten über viel zu wenig Geld verfügen, um die Schneeräumung zu gewährleisten. Hinzu kommt, dass die Schneemenge in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels ohnehin massiv zugenommen hat.

  • am 4.10.2023 um 12:57 Uhr
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    Wetten dass ein VW Kübel, ein 2CV, ein R4 oder ein Fiat Panda ohne Allradantrieb genauso gut in den bergigen Kantonen unterwegs sind? Entscheidend für die Geländegängigkeit sind Gewicht, Gewichtsverteilung und Radstand – der Allradantrieb kommt für schwerstes Gelände noch oben drauf, genauso wie die Differentialsperre und Niederdruckreifen. Bestes Beispiel ist der Lada Niva: kurzer Radstand, niedriges Gewicht, niedriger Verbrauch, viel Bodenfreiheit – damit kommt man überall durch. Auch im Wald wo es eng werden kann. Diese fetten Allradbomber-SUVs sind reine Statussymbole, die keinen praktischen Wert haben. Hier noch ein Link zur Apotheose der Geländegängigkeit mit garantiert praktischem Wert – Witjas DT-30 : https://www.youtube.com/watch?v=ZguO5H_Y1Ew

  • am 5.10.2023 um 08:29 Uhr
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    Früher gab es viel Schnee, und wegen Differential rechte es, wenn ein Rad durchdrehte, um stecken zu bleiben. Heute haben alle standartmässig Anitschlupfregelung.

    Also: weniger Schnee und ein Rad mehr. Die meisten Allrad also völlig unnötig!

  • am 5.10.2023 um 08:54 Uhr
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    Der Titel ist einfach nur destruktiv. CO2 ist kein Dreck sondern Nahrung für die Bäume.

    Neue E-Autos sind mit riesigen Batterien ausgestattet die wie Kohle-Tender als Ballast mitgefahren werden und welche mehr Umweltschäden anrichten wie zehn moderne Diesel zusammen. Zudem sollte der Autor einmal über unnütze Fahrten recherchieren und nicht über zu grosse Autos weil man am Wochenende Familie hat oder nur einmal wöchentlich einen Grosseinkauf erledigen kann. Wenn schon schimpfen dann bitte über die PS-Zahlen. Gerade bei den E-Karren wo unter 400PS ja gar nichts geht. Leistungsgewicht wäre das Zauberwort Herr Diener, Leistungsgewicht! Think about. Könnte man gesetzlich regeln. Aber das will GrünGut und die Industrie nicht und lobbiert erfolgreich für ihr umweltzerstörendes Batteriegeschäft. So ein E-Auto werde ich nie im Leben kaufen. Nichts geht über Diesel. Und wenn elektrisch dann Bahn, die hat mit gutem Grund eine Oberleitung.

    • am 5.10.2023 um 20:37 Uhr
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      Ok, da gibt‘s noch irgendwas mit dem Wirkungsgrad, aber am besten sind Diesel, wenn man das AdBlue weglässt oder Abgastests manipuliert.

    • am 5.10.2023 um 20:56 Uhr
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      Wenn ich nur am Wochenende eine Familie hätte wie Sie, bräuchte ich auch ein grosses Auto – gleichsam als Kompensation. I am thinking about. Könnte man wohl nicht gesetzlich, aber wohl mit Subventionen lösen. Noch etwas zum Nachdenken: Fahren E-Autos auch ohne Bäume?

      • am 6.10.2023 um 08:45 Uhr
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        ich spreche nicht von mir, sondern von den Tesla-X Fahrern und Q7 etc. Ich rege mich auch nicht ab der Grösse der Fahrzeuge auf, aber an den PS-Protzen die mit umweltzerstörenden Batterieautos noch absurder werden. Merken Sie denn nicht wie manipuliert das alles ist? Die Industrie will Batterien, nicht der selbstständig denkende Kunde. Der „Diesel-Skandal“ hilft VW ihr E-Auto-Geschäft zu forcieren, das hat doch nichts mit Klimaschutz zu tun. Es gibt auch bald keine Autos mehr für 20‘000.- zu kaufen. Darum geht es. Business! CO2 ist kein Gift, aber wenn es davon zu viel gibt, setzt man den Hebel nicht mit Batterieautos an die das nur noch beschleunigen wegen der grauen Energie. Geld sollte dort hin gelenkt werden wo die grösste Wirkung ist und das ist garantiert nicht im Schweizer Fahrzeugpark.

      • am 6.10.2023 um 20:56 Uhr
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        Ich stimme insofern zu, als jede unnötige Autofahrt zuviel eine zuviel ist, egal mit welchem Antrieb. Und dass der Hersteller der Elektrokarre sicher nichts dagegen hat, wenn dessen Benutzer denkt, seine unnötige Fahrt sei jetzt ja nicht mehr so schlimm.
        Allerdings könnte für die deutsche Autoindustrie sozusagen der Zug abgefahren sein.
        Abgesehen davon muss aber jedes Land dort agieren, wo es halt lokal einen guten Hebel hat. Und da ist in der Schweiz der Verkehr halt zwar vielleicht eines von mehreren, aber auf jeden Fall ein wichtiges Handlungsfeld. Und immer wird es noch effizientere Ansatzpunkte geben – leider haben wir aber den Punkt, noch lange auf den idealen warten zu können, schon lange hinter uns.

  • am 6.10.2023 um 11:29 Uhr
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    Nun es scheint, dass man im BFE auch zu viel Zeit hat und diese mit unsinnigen «Studien» verbringt. Da fehlen doch noch einige Elemente in der Beurteilung um etwas Gescheites aussagen zu können. Wo beginnt denn das Gebirge? Wieviel davon hat es in den Kantonen, wie hoch sind die Gebirge? wie ausgebaut ist das Strassennetz? Wie hoch hinauf müssen die Menschen mit ihren Autos in der Regel fahren? und und und.
    Dass es in den reichen Kantonen im Flachen aber am meisten Mega SUV gibt ist ja keine neue Erkenntnis, es gibt dort auch am meisten Tesla und Ferrari etc.

  • am 6.10.2023 um 11:39 Uhr
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    Als ich noch Auto fuhr, und zwar eines mit wenig Leistung und Hinterradantrieb, blieb ich auch im schwierigsten Gelände nicht stecken. Heute sind die Strassen viel mehr ausgebaut, die Antriebs- und Bremstechnik besser, und es gibt kaum mehr Schnee; selbst in Wintersportgebieten wird gesalzen und gepflügt. Ich kann verstehen, wenn bestimmte Berufsleute im Berggebiet sich trotzdem mit Allrad ausrüsten, aber die Aussage von Bigger ist falsch.

  • am 7.10.2023 um 10:12 Uhr
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    Von Autofahrern, Autobesitzern, der Autoindustrie oder Automobilverbänden Vernunft zu erwarten ist eine Illusion. In unseren Städten wird dem motorisierten Verkehr zehn mal mehr Fläche zugestanden obwohl er zehn mal weniger Menschen transportiert als Fussgänger, Radfahrer und ÖV. Dort müsste die Politik korrigierend ansetzen. Da die Politik aber sehr stark von der Auto-Lobby beeinflusst und unterwandert wird, sind die Chancen auf eine Veränderung gleich Null. Motorisierter Verkehr wird immer noch als Antrieb und Motor vieler Wirtschaftskreise angesehen. Dies aber in zunehmendem Masse zu Lasten der Lebensqualität. Das wird sich irgendwann rächen. Denn ein Mensch ist von Natur aus kein Verkehrsmittel, sondern ein Lebewesen.

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