Darum ist Zuchtfisch keine Alternative
Die Bucht der peruanischen Hafenstadt Chimbote galt einst als «Perle des Südpazifik». Einheimische wie Touristen zog es an die schönen Strände. Doch dann kamen die Fischmehlfabriken – und mit ihnen die Umweltverschmutzung. Eine Reportage des ZDF-Magazins «Frontal21» zeigt das katastrophale Ausmass der Umweltzerstörung entlang der Küste von Chimbote.
In der Bucht reiht sich eine Fischmehlfabrik an die andere. Die Strände sind verödet, die Bucht eine Kloake. Wo sich einst Badegäste sonnten, ist der Strand zerschnitten von Abwasserrohren, die direkt ins Meer führen.
Bucht von Chimbote: Einst ein Ferienparadies, heute fest in der Hand der Fischmehlindustrie. (Quelle: ZDF)
Die blutigen Fischabfälle aus den Fabriken würden einfach in die Bucht gepumpt, kritisieren Umweltschützer. Das verseuche das Wasser und töte die gesamte Artenvielfalt im Meer, sagen sie. Romulo Aguilar, Meeresbiologe an der Universität von Chimbote, bestätigt gegenüber «Frontal21» die Beobachtungen der Umweltaktivisten. «Das hat natürlich eine enorme Auswirkung auf die Qualität des Wassers in der Bucht und auch auf den Meeresgrund und die Strände, die es hier früher einmal gab», sagt er. Das tierische Eiweiss der Fischabfälle zersetze sich im Meer, dieser Prozess verschlinge viel Sauerstoff. Deshalb habe sich der Sauerstoffanteil im Wasser und auf dem Meeresgrund stark verringert. «Das hat die Artenvielfalt in der Bucht stark angegriffen.»
Leitungsrohr am Strand: Fabriken pumpen die Fischabfälle direkt in die Bucht. (Quelle: ZDF)
Futter für Zuchtfische leert die Meere
Fischmehl ist ein elementarer Bestandteil von Fischfutter. Die meisten Zuchtfische werden damit gefüttert, da sich die Raubfische in der Natur von anderen Fischarten ernähren. Laut den Zahlen der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) stammt bereits jeder zweite Speisefisch aus Fischfarmen. Das entspricht einer Zunahme um 25 Prozent seit Mitte der 1980er Jahre, und die Nachfrage nimmt weiter stark zu. Entsprechend begehrt ist das Fischmehl. Peru ist mit Abstand der grösste Produzent weltweit, 850’000 Tonnen Fischmehl produzierte das Land im Jahr 2014. Laut «Frontal21» musste dafür fünfmal so viel Fisch gefangen und an Land verarbeitet werden, also insgesamt rund 4,5 Millionen Tonnen.
Noch immer denken viele Konsumentinnen und Konsumenten, Zuchtfische könnten die Fischbestände im Meer retten. Doch der Meeresbiologe Thilo Maack von Greenpeace stellt klar: Fischzucht sei nicht die Lösung für das Überfischungsproblem der Meere – im Gegenteil: «Die Aquakultur ist ein Grund für die Überfischung.» Laut Greenpeace landen ein Viertel bis ein Drittel aller Fänge aus dem Meer im Futter.
Haltung meist nicht artgerecht
Neben Umweltverschmutzung und Überfischung hat die Massenzucht der Fische noch eine weitere Schattenseite. In den künstlich angelegten Zuchtbecken werden die Fische selten artgerecht gehalten, wie Aufnahmen von «Frontal21» zeigen. Zum Beispiel in einer der zahlreichen Forellenfarmen in der Türkei: Statt in fliessendem Gewässer, schwimmen die Fische träge in einer kaum bewegten, trüben Brühe. Fischzucht sei nicht billig, rechtfertigt sich der Geschäftsführer der Fischfarm gegenüber «Frontal21», für das Unternehmen sei es nicht einfach, kostendeckend zu produzieren. Profit vor dem Tierwohl – das gilt hier auch für das Töten: Die Forellen werden lebendig auf Eis gelegt und ersticken qualvoll. Ihr Todeskampf dauert oft bis zu zwei Stunden. «Live chilling» heisst diese Methode im Fachjargon. Es ist die billigste Art Fische zu töten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
Auch ich habe immer angenommen Fische aus der Zucht zu essen trage dazu bei die Überfischung zu mässigen und habe wieder mal nicht mit der Dummheit der Menschheit gerechnet. Theoretisch sollte das ja so sein, man nimmt natürlich nicht an dass die Züchter so blöd sind die Zuchtfische mit gefischten Fischen, bzw. deren Pulver, zu füttern – und sich selbst damit der Daseinsberechtigung ihrer Fischfarmen zu entledigen. Gibt es keine nachhaltige Lösung?
und solche Fische essen soll noch gesund sein.