Alarmierender Schwund der Süsswasser-Arten
Wer an Biodiversität und Artensterben im Wasser denkt, denkt oft zuerst an überfischte Ozeane. Oder generell an Fische. Dabei sind Tiere wie Süsswasserkrebse und Libellen stärker bedroht, das zeigt eine aktuelle Datenanalyse.
Süsswasser beherbergt zehn Prozent aller bekannten Tierarten, obwohl weniger als ein Prozent der Erdoberfläche damit bedeckt sind. Ein Viertel aller Libellen, Krebse und viele wasserabhängige Insekten können jedoch bald aussterben. Das zeigt eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) zur Aktualisierung der Roten Liste, die erstmals detailliert die Bedrohung von Süsswassertieren darlegt.
Artenvielfalt im Süsswasser ist massiv bedroht
Fast ein Viertel aller Süsswasserlebewesen weltweit ist demnach vom Aussterben bedroht. Für die im Fachmagazin «Nature» veröffentlichte Arbeit wertete eine internationale Forschungsgruppe die Daten von mehr als 23’500 Arten aus.
Besonders gefährdet sind Zehnfusskrebse, zu denen Krabben, Krebse und Garnelen gehören. 30 Prozent dieser Spezies stehen vor dem Aussterben. Ebenso betroffen sind 26 Prozent der Süsswasserfische sowie 16 Prozent der Libellen und Libellenfliegen. Möglicherweise ist die Zahl sogar noch grösser. Für fast ein Viertel (23 Prozent) der untersuchten Arten fehlten zuverlässige Daten.
Die Forschenden warnen vor einem massiven Verlust in der Süsswassertierwelt. Seit dem Jahr 1500 sind laut IUCN bereits 89 Arten sicher und 178 Arten vermutlich ausgestorben, die meisten waren zuvor in den USA und Mexiko heimisch. Elf Arten existieren nur noch in Gefangenschaft.
Die Ursachen für die desolate Lage sind vielfältig und überlagern sich: Die grösste Bedrohung für Wasserlebewesen ist Wasserverschmutzung. Sie betrifft mehr als die Hälfte aller Arten. Staudämme und Wasserentnahme aus Binnengewässern sowie veränderte Landnutzung schränken den Lebensraum der Süsswasserspezies zusätzlich ein. Invasive Arten und Krankheiten bedrohen 28 Prozent der Tiere.
Schutzkritieren für Landtiere sind unzureichend
Gemäss einem Bericht der EU-Kommission sind Europas Gewässer in einem schlechten ökologischen und chemischen Zustand. Hauptsächlich wegen der Verschmutzung durch Industrie und Landwirtschaft.
Solche Wasseranalysen sind aber gleichzeitig auch das Problem: Das Wohlergehen von Wasserlebewesen werde zu oft ausschliesslich an der Wasserqualität festgemacht, kritisiert das Team um die IUCN-Hauptautorin Catherine Sayer aus dem britischen Cambridge.
Schutzmassnahmen, die sich ausschliesslich auf die Wasserqualität konzentrierten, griffen zu kurz. «Das kann zu suboptimalen oder sogar schädlichen Ergebnissen führen und sollte deshalb neu bewertet werden», schreiben die Forschenden. Dasselbe gelte für Schutzgebiete für Landtiere. Oft gliederten diese den Lebensraum Wasser und seine Lebewesen lediglich in das Landschutzgebiet ein. Dabei würden auch dessen Umwelt- und Schutzkriterien übernommen, Schutzbemühungen, die sich an Landtieren orientieren, seien aber oft unzureichend.
Die Schutzstrategien müssten dringend überarbeitet werden, um das Süsswasser-Ökosystem nachhaltig zu erhalten, mahnen die Forschenden. Dazu gehöre es auch, die Datenbasis zu verbessern.

Besonders hoch ist der Anteil gefährdeter Arten in Biodiversitäts-Hotspots wie dem Viktoriasee, dem Titicacasee, den Ghat-Feuchtgebieten in Indien sowie auf den Azoren. Gut sieht es aber auch in europäischen Ländern wie Spanien und der Schweiz nicht aus.
Gewässer in der Schweiz «mangelhaft»
Der Gewässerlebensraum Schweiz gehört laut Biodiversitätsbericht 2023 zu den am stärksten gefährdeten im Land. Die Qualität von 30 bis 40 Prozent der Schweizer Fliessgewässer wird wegen geringer Artenvielfalt als «mangelhaft» eingestuft. 58 Prozent der Fischarten in der Schweiz stehen auf der Roten Liste (WWF 2021), dazu sind 15 Amphibienarten gefährdet.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Mich wundert, dass die Vergiftung von Wasser, Böden, Luft ….kaum im Fokus des «Klima-Aktivismus»
steht. Die Fixierung auf CO² scheint mir eine Art Tunnelblick zu sein, der verhindert das ganze Ausmass an Zerstörung unser aller Lebensgrundlagen ins Bewußtsein zu heben.
In der Tat, diese Fixierung aufs CO² ist schon fast eine religiöse!
Der ganze umweltschädigende Rest ist so ziemlich im CO²-Getöse untergegangen.