Was vor der Agrar-Abstimmung in die Nase sticht
Eine Wanderung im Jura, genauer: im Naturpark Thal westlich von Balsthal (SO). In dieser «Modellregion für nachhaltige Entwicklung» (Eigenwerbung) sollen «Landwirtschaft, Tourismus und Gewerbe von den landschaftlichen Vorzügen profitieren, diese aber schonend behandeln.» Wir waren schon früher einmal hier, im Herbst, als die Laubwälder sich goldig verfärbten und die Laubbläser in der Landschaft dröhnten.
Jetzt ist Frühling. Die Büsche blühen und die Wälder grünen lautlos. Wenn wir uns einem der verstreuten Bauernhöfe nähern, dringt zuweilen ein stechender Geruch in unsere Nasen. Periodisch unterbricht das Motorengeräusch eines Traktors die Stille der Natur.
Ein Landwirt bringt Gülle aus, und das nicht zu knapp. Fass um Fass entleert er auf die grüne Jurawiese (Bild oben) und verwandelt diese in eine Dünger-Deponie (Bild unten).
Nach jeder Fahrt erweitert sich der braune Fleck in der Landschaft, und während der Reporter das untenstehende Bild knipst, ist der güllende Landwirt bereits wieder unterwegs zum Bauernhof, wo er das Fass hinter seinem Traktor erneut füllt (alle Aufnahmen entstanden am 26. April 2021, Copyright: Hp. Guggenbühl).
Wie Überdüngung und Agrar-Initiative zusammenhängen
Nein, die Worte «Gülle» oder «Überdüngung» stehen nicht direkt im Text der Agrar-Initiativen, über die das Schweizer Volk am 13. Juni abstimmen wird. Im Vordergrund beider Vorlagen steht die Eindämmung von Pestiziden und anderen chemischen Stoffen in der Landwirtschaft, sei es durch ein Verbot (Pestizid-Initiative) oder durch Entzug von Subventionen (Trinkwasser-Initiative).
Doch indirekt bekämpft die Trinkwasser-Initiative auch die Überdüngung der Böden in der Schweiz durch Gülle oder Mist. Denn ihr – kompliziert formulierter – Text knüpft die Gewährung von Direktzahlungen fürs bäuerliche Wirken künftig an die Bedingung, dass ein Betrieb nicht nur pestizidfrei produziert, sondern sich obendrein auf einen Tierbestand beschränkt, der «mit dem auf dem Betrieb produzierten Futter ernährt werden kann». Ein regionaler Austausch von Tierfutter, so zeigt ein juristisches Gutachten, bleibt dabei weiterhin möglich.
Weniger umständlich ausgedrückt bedeutet dieser Verfassungszusatz: Wer Futtermittel importiert, um alle seine Nutztiere ernähren zu können, erhält vom Bund keine Subventionen mehr. Damit müssen Landwirtschaftsbetriebe entweder auf Direktzahlungen verzichten oder aber ihren Nutztierbestand entsprechend vermindern.
Die Hälfte des «Schweizer» Fleischs …
Dazu einige Zahlen: Heute basiert im Durchschnitt rund die Hälfte der inländischen Fleischproduktion auf Futtermittel-Importen. Bei diesen Importen handelt es sich vor allem um Kraftfutter aus Getreide und Soja. Bei Schweine- und Geflügelfleisch liegt der Importanteil über der Hälfte aller Futtermittel, beim Fleisch von Rindvieh oder Schafen – und damit auch bei Milchprodukten – deutlich unter der Hälfte. Das zeigt eine kürzlich publizierte Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW.
… und ein Viertel der Überdüngung stammt aus Importfutter
Das importierte Futter wird nicht nur – mit nahrungs-energetischem Verlust – in Fleisch, Milch, Butter und Käse umgewandelt, sondern auch in Fäkalien, welche die Bauern auf ihre Wiesen und Felder schütten. So zeigt die ZHAW-Studie: Rund ein Viertel des Stickstoffs (30 000 von total 130 000 Tonnen pro Jahr), den die Landwirtschaft allein in Form von Hofdünger (Gülle und Mist) auf ihre Wiesen und Felder ausbringt, basiert auf Futtermittel-Importen.
Vom gesamten Stickstoff-Input (total 240 000 Tonnen), der als Hofdünger plus Kunstdünger plus Immissionen aus der Luft auf die Wiesen und Äcker der Schweiz gelangt, können die Pflanzen nur knapp 60 Prozent aufnehmen. Das heisst: Die landwirtschaftliche Nutzfläche wird heute zu mehr als 40 Prozent überdüngt. Ein Teil dieses Düngerüberschusses versickert im Boden und verschmutzt das Grundwasser. Der andere Teil entweicht in die Luft und belastet damit ungewollt Wälder, Feuchtgebiete und Magerwiesen.
Von diesem gesamten Dünger-Überschuss (rund 100 000 Tonnen Stickstoff) stammt laut Studie wiederum ein Viertel aus importiertem Futter. Diese Überdüngung will die Trinkwasser-Initiative zwar nicht verbieten, aber mit dem Entzug von Direktzahlungen finanziell unattraktiver machen und damit vermindern.
Differenz von Fleisch und Fäkalien
Bleibt die Frage, warum der Anteil von Fleisch, der mit Importfutter erzeugt wird (rund die Hälfte), grösser ist als der Anteil des daraus resultierenden Düngerüberschusses (ein Viertel). Das liegt an der Verteilung des importierten Kraftfutters sowie an der Verwertung der Nahrung. Schweine und Geflügel werden mehrheitlich mit importiertem Kraftfutter gemästet. Sie wandeln einen höheren Anteil des Futters in Fleisch um und hinterlassen einen kleineren Anteil an Fäkalien. Das Rindvieh hingegen wird mit einem höheren Anteil an einheimischem Raufutter gefüttert (Gras und Heu, was Menschen nicht essen können), produziert damit aber einen kleineren Anteil an Fleisch. So wandelt ein Rind nur etwa ein Siebtel des Inputs an pflanzlichen Kalorien in Fleisch um. Entsprechend höher ist bei Rindviechern der Anteil an Fäkalien und damit an Hofdünger.
Mehr Dünger, mehr Klimagase, weniger Artenvielfalt
Über die Folgen von Überdüngung und Futtermittel-Importen hat Infosperber immer mal wieder berichtet, zum Beispiel hier und hier. Das Resultat zusammengefasst: Die Überdüngung reduziert die Vielfalt an Pflanzen und Tieren und verschmutzt Oberflächengewässer sowie Grundwasser. Und der hohe Anteil an Tieren und Fleisch in der landwirtschaftlichen Produktion sowie auf unseren Tellern fördert den Ausstoss an Treibhausgasen, insbesondere von Methan, und damit den Klimawandel.
Die vielfältigen problematischen Wirkungen der Überdüngung beschäftigen die Schweizer Umwelt- und Landwirtschaftspolitik seit Jahrzehnten. Zur Abhilfe wurden viele Massnahmen vorgeschlagen und dann wieder verwässert, oder sie scheiterten am mangelhaften Vollzug. Den viel zu hohen Tierbestand und die mit Importfutter hoch geputschte Fleischproduktion haben Bund und Parlament jedoch nie angetastet, sondern mit Subventionen teilweise noch speziell gefördert.
Mit ihrem Subventionsentzug bekämpft die Trinkwasser-Initiative dieses Problem jetzt an der Wurzel. Die Abstimmung am 13. Juni entscheidet damit auch darüber, wie stark die Überdüngung einer nächsten Generation von Wandersleuten ins Auge oder in die Nase sticht. Und wie weit dann der Naturpark Thal den Anspruch seiner Werbebotschaft «Modellregion für nachhaltige Entwicklung» erfüllen kann.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine.
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Stellungnahme des betroffenen Bauern
Zum Foto, das als Aufhänger für diesen Artikel diente, hat der betroffene Bauer Stellung genommen. Er fühlt sich zu Unrecht angeprangert, da sein Betrieb ökologisch geführt werde und nicht als Beispiel für das beschriebene Problem dienen dürfe.
«An besagter Stelle habe ich aufgrund des steilen Hanges mit einer Weitwurfdüse gearbeitet. Da ich darin noch nicht so geübt bin, gab es stellenweise mehr Gülle als an anderen Stellen. Dies ist weder meine Absicht (Überdüngung führt zu ungewünschtem Pflanzenwuchs) noch repräsentativ für die ganze Fläche der Parzelle. Um zu beurteilen, ob ich zu viel Gülle ausgebracht habe, müssen Sie die Düngerbilanz der jeweiligen Parzelle kennen. Als LandwirtIn ist man verpflichtet, regelmässig Bodenproben zu erheben und eine Nährstoffbilanz zu erstellen (durch eine externe Stelle), aufgrund dieser wird berechnet, wieviel Dünger auf diese Parzelle ausgebracht werden darf.
Einfach beim Vorbeigehen als Laie diese komplexen Zusammenhänge zu erkennen und daraus abzuleiten, ob auf einer Parzelle zu viel oder zu wenig Gülle geführt wird, ist schlicht nicht möglich und reine Spekulation. Weiter lässt die Konsistenz und die Farbe der Gülle nicht zwingend auf deren Gehalt an Stickstoff etc. schliessen. Unsere Gülle beispielsweise ist stark verdünnt.
In ihrem Bericht schreiben Sie über den Tierfutterimport und die damit verbundene Belastung des Trinkwassers durch die daraus resultierende Gülle. Dass Sie für dieses Problem aber ausgerechnet unseren Betrieb und unsere Weide zum Aufhänger nehmen, entbehrt schlicht jeder faktischen Grundlage. Unser Betrieb produziert Rindfleisch aus Mutterkuhhaltung. Sowohl die Mutterkühe, als auch die Kälber ernähren sich ausschliesslich von Raufutter vom eigenen Betrieb. Es wird weder Kraftfutter noch Raufutter (Heu/Silage) zugekauft. Es handelt sich also um einen soweit wie möglich geschlossenen Kreislauf.
Die Tiere fressen durch den Winter das Heu von der Heuwiese. Die daraus resultierende Gülle wird auf der gleichen Wiese wieder ausgebracht. Unser Betrieb / unsere Fläche und somit der Naturpark Thal hat deswegen aus meiner Sicht in ihrem Bericht über die Überdüngung nichts verloren.»
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Trinkwasser- und Pestizid-Initiative sowie das CO2-Gesetz haben das gleiche Ziel: Wirtschaften im Einklang mit der Natur!
CO2-GESETZ zu teuer? Vernünftig bleiben?
Erde, Wasser und Luft sind die Lebensgrundlagen für Fauna, Flora und uns Menschen. So weiterfahren wie bisher, ist nicht vernünftig. Wenn wir jetzt Nein sagen, werden die Umweltschäden unsere Folge-Generationen massiv belasten.
Mit der CO2-Abgabe handeln wir nach dem Verursacherprinzip. Wer überdurchschnittlich viel CO2 verursacht, bezahlt mehr, andere weniger.
Zwei Drittel der Einnahmen und die Hälfte der Flugticket-Abgaben werden pro Kopf via Krankenkasse zurückerstattet, Der Rest fliesst in den Klimafonds, womit klimafreundliche Massnahmen finanziell unterstützt und mit der Energiewende neue Arbeitsplätze generiert werden.
Sorgen wir vor, damit unsere Kinder und Enkel mit viel Lebensfreude ihren Lebensweg gestalten können. Stimmen wir, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, JA.
Wie weit die Wandersleute der Zukunft die Naturpärke geniessen können, hängt auch davon ab, wie viel davon bis dann vergandet, verbuscht, wegen Rüfen und Murgängen verwüstet oder schlicht gesperrt ist. Weil sich eine produzierend-pflegende landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr rechnet und die Flächen halt sich selber überlassen werden müssen.
Ein Artikel zum komplexen Thema kann nie alles abdecken, auch mein Beitrag nicht, aber meine Vision ist genau so realistisch wie die Gülle-Bilder der Gegenwart. Umstellen auf eine naturnähere Landwirtschaft ist ein Kraftakt, die Bauersleute stemmen die Umstellungsarbeit, wir Konsumleute den Hauptteil der Kosten, politisch und per Portemonnaie.
Am 13.6. JA stimmen und dann ist gut, genügt nicht. Sind wir bereit (statistisch pro Kopf und Jahr), statt 57 kg Fleisch sagen wir mal 37 kg zu konsumieren, aber annähernd gleich viel zu bezahlen wie für die 57, weil die Produktion ohne Importfutter viel teurer ist? Mindestens für die Übergangsphase von rund 10 Jahren, bis die Umstellung der Produktion eingespielt ist und auch die pflanzlich-ökologischen Ersatz-Lebensmittel kostendeckende Preise erzielen? Sind wir bereit, den eigenen Ernährungs-Mix rasch und für manche radikal zu ändern? Die Menschen sozialpolitisch zu unterstützen, die sich das finanziell nicht einfach leisten können? Konsequent nur Leute ins Parlament zu wählen, welche die Geldströme auch gegen Widerstände wirklich umlenken wollen? Wenn nein, nützt auch ein Urnen-Ja nichts.
Lieber Herr Guggenbühl
Herzlichen Dank für diesen Artikel. Er beschreibt einmal mehr die Problem sehr gut. Ich werde der Initiative zustimmen. Nicht ganz einverstanden bin ich mit Ihrer Aussage, Ziat «Mit ihrem Subventionsentzug bekämpft die Trinkwasser-Initiative dieses Problem jetzt an der Wurzel.»
Meiner Meinung nach brauchen wir eine Ressourcen-Lenkungsabgabe, die auch importierte Futtermittel und Kunstdünger umfasst. Die Rückerstattung der Lenkungsabgabe – eigentlich ein Form eines nachhaltiges Grundeinkommens – erlaubt es den Konsumenten bessere Preise für regionale Landwirtschaftsprodukte zu bezahlen. Da auch der Landwirt und seine Mitarbeiter ein nachhaltiges Grundeinkommen erhalten, entfällt der wirtschaftliche Druck, eine nicht nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben. Aus meiner Sicht wäre dies die Lösung, die das Problem an der Wurzel angeht und löst.
PS. Mich begeistern neue innovative Lösungen für die Zukunft viel mehr, als altes zu bekämpfen. Ich lese auch solche Texte viel lieber.
Die Weichen für diese Landwirtschaftpolitik wurden schon vor Jahrzehnten gestellt. Nun wird es sich bei den kommenden Abstimmungen zeigen, was uns das Wasser (Trinkwasser, Grundwasser, Bäche, Flüsse) wert ist. Die Bauern treiben eine verlogen Päcklipolitik. Sie haben die Wirtschaft bei der Konzernverantwortungsinitiative unterschützt, nun wird die Wirtschaft sie im Kampf gegen sauberes Wasser unterstützen.
Warum wird in den Medien nur die Landwirtschaft dermassen schikaniert , mit falsche Fakten belastet und zusätzlich noch schlecht dargestellt? Die Bilder die hier gezeigt werden stammen aus einer Region in der die Landwirtschaft anders funktioniert. Die meisten Landwirte bringen heute die Gülle mit Schleppschlauch aus nicht wie hier gezeigt! Diese Landwirte im Thal können aber keinen Schleppschlauch einsetzen da die Topographie der Landschaft dies nicht erlaubt.
Hühner und Schweine sind die schlechtesten Futterverwerter die es gibt. Hier hat wohl der Schreiberling dieses Artikels nicht wirklich eine Ahnung. Vielleicht kann uns der Schreiberling auch erklären wie die Nährstoffverluste in die Luft und in den Boden vermieden werden können! Auch wenn die Nährstoffzufuhr auf den Boden 40% reduziert wird gehen von den restlichen 60% wieder 40% verloren die dann auf dem Acker fehlen! Die Wissenschaft ist daran dieses Problem zu lösen. Leider kann man die Natur nicht überlisten und wir alle wollen essen! Wir können von der Landwirtschaft nicht Dinge verlangen die unmöglich zu lösen sind! Zudem werden in der Suisse-Bilanz der Nährstoffanfall erfasst. Dies ist auf der Welt einzigartig und wird streng kontrolliert! (hier lügt der Journalist) Dank der Suisse-Bilanz werden nur so viele Nährstoffe ausgebracht wie die Pflanzen aufnehmen können!
Als letztes möchte ich noch sagen wir haben Weltweit das beste Trinkwasser und können ab jedem Brunnen Bedenkenlos trinken soviel wir mögen!
Antwort des Autors Hanspeter Guggenbühl: Christoph Büschi irrt sich. Hühner und Schweine sind die besseren Futterverwerter als Rinder. Das bestätigt folgender Ausschnitt aus dem Welt-Agrarbericht: «Fleisch, Milch und Eier über den Umweg von Futter- mitteln aus Getreide und Ölsaaten vom Acker herzu-stellen führt zu einem gewaltigen Kalorienverlust. Die Umwandlungsrate von pflanzlichen in tierische Kalorien schwankt im Idealfall zwischen 2:1 bei Geflügel, 3:1 bei Schweinen, Zuchtfischen, Milch und Eiern und 7:1 bei Rindern.» Aber: Wenn Rinder mit Raufutter (Gras oder Heu) statt mit Kraftfutter ernährt werden, ist der grosse Kalorienverlust zu verschmerzen. Denn im Unterschied zu Weizen oder Soja kann der Mensch Gras und Heu nicht direkt essen.
Herr Guggenbühl ich nehme nicht an, dass Sie Landwirt als Beruf erlernt haben. Ihr Wissen aus den Studien und Berichten einiger Umweltverbände hilft hier nicht! Milchvieh das Milch und Fleisch produziert ist der Verlust gering hier braucht es auch wenig Kraftfutter.
Ich gebe Ihnen recht, wenn wir jetzt das Mast-Rindvieh anschauen z.B. Mutterkühe und dies mit Kraftfutter füttern ist der Verlust gross, gemessen an der Futterverwertung (7:1)! Sagen muss man auch, dass Rindvieh mit Mais gemästet wird und dies wird hier in der Schweiz angebaut = der Kreislauf ist geschlossen! Da wird kaum Importfutter verwendet ausser bei den Eiweisskomponenten. Ihre Zahl mit 7:1 ist irrelevant beim Rindvieh auch wenn sie Stimmen mag hier werden kaum Nährstoffe Importiert!
Beim Geflügel muss ein grosser Teil der Futterration importiert werden weil der Preis für Schweizer Futtergetreide zu tief ist! Hier fallen vor allem die Eiweisskomponenten ins Gewicht. Die Erlöse für Schweizer Fleisch sind zu tief um teures Futter zu verfüttern! Da beisst sich der Hund in den Schwanz! Wären die Erlöse für reines CH Fleisch, dass mit CH Futter gemästet wird höher, würde sich der Import von selbst erledigen aber diese Macht haben nur die Zwischenhändler und nicht der Bauer!
Gülle hin oder her die Nährstoffverluste werden auch bei einer Annahme der Initiativen gleich bleiben! Bei den Hühnern und Schweinen würde sich die Industrie um deren Produktion kümmern und nicht mehr die Bauernfamilien!
Wieder einem glasklarer Text von Hanspeter Guggenbühl.
Wer sich bis jetzt noch gefragt hat, ob er/sie für die Pestizid- und/oder für die Trinkwasser-Initiative stimmen soll, erhält hier die Gründe für:
Am 13. Juni 2x Ja!
Lasst Euch nicht auseinander dividieren – das ging schon einmal bei zwei gleichzeitigen Anti-AKW-Vorlagen schief!
Herr Billo Heinzpeter
Was erwarten Sie durch die Annahme der Initiativen? Springen Sie bitte nicht auf den Zuge der Hetze gegen die Landwirtschaft auf! Hier werden viele Märchen erzählt die so nicht stimmen. Die Journalisten wissen wohl mittlerweile besser wie man Landwirtschaft betreibt als die Bauern selber! Dies ist wirklich fragwürdig! Sie gehen ja auch nicht zum Bäcker und erklären ihm wie er das Brot zu backen hat!
Also eine Umstellung braucht es sowieso – weil die Natur nun zurückschlägt gegen die Chemie. Wie genau diese Umstellung stattfindet, sind bis jetzt erst Gedanken, die von Befürchtungen oder Enthusiasmus geleitet sind – und so helfen sollen eher ein «JA» oder ein «Nein» herbeizudenken. Die Politik wird bei einem «JA» die Übergangsbestimmungen noch ausformulieren müssen und da ist noch genug Zeit und Spielraum, um differenzierter auf Bio- oder Chemie-Betrieb einzugehen. Also ein «JA» wäre vorerst mal notwendig, damit die Bauernlobby nicht selbstgefällig zurücklehnt und sagt: «wir haben gewonnen – wir werden nun unsere Subventions-Politik doch wohl noch ausweiten dürfen – nicht wahr?» «weil nämlich das Volk hinter ihnen stünde!» Der Lobby, die hinter der landwirtschaftlichen Verarbeitungs-Industrie steht, muss ein gehöriger Dämpfer versetzt werden. Deshalb 2x JA JA zu Trinkwasser und Pestizid-Initiative.
@ Herrn Schenkel
10 Jahre Übergangszeit können Sie sowieso vergessen! Pflanzenzüchtungen brauchen viele Jahre bis diese auf dem Acker angebaut werden können. Weiter würde ein Ja zu den Initiativen dazu führen, dass eine riesige Klagewelle auf den Staat zukäme da die Investitionen über Generationen hinausgehen! Hier schreibt man nicht wie z.B. bei der Swisscom IT Lösungen in einem Jahr ab. Da spricht man von 20 – 30 oder mehr Jahren bis ein Stall abbezahlt ist! Diese Ställe werden mit einem Ja unrentabel!
Vielleicht sagen Sie mir noch welches Hühnchen Sie lieber essen? Das aus der Schweiz oder das aus Brasilien welches mit Antibiotika gemästet wurde und kein Tierschutz kennt.
Die beiden Initiativen sind einfach nicht zu Ende gedacht! Bei einem Ja würde der Zuckerrübenanbau sowie der Industriekartoffelanbau aus der Schweiz verschwinden da die nachgelagerten Firmen zu wenig Rohstoffe zum verarbeiten bekämen. Der Rapsanbau ist ohne Pflanzenschutzmittel unmöglich zu stemmen!
Weiter könnten viele Gewürze die heute im Regal der Supermärkte sind nicht mehr Importiert werden da diese ohne Pflanzenschutzmittel auch nicht auskommen. Ein gutes Beispiel ist Paprika! Weiter beim Kaffee und Kakao: Um den Bedarf der Industrie bei der Annahme der Initiativen zu decken, wären 21 Prozent der weltweiten Bio-Kaffeeproduktion und 50 Prozent der weltweiten Bio-Kakaoproduktion nötig. Wie soll das bitteschön umgesetzt werden? Ich habe ja auch manchmal Träume die ich gerne erfüllt hätte…
@ Christoph Büschi
Sehr geehrter Herr Büschi, ich gebe Ihnen recht, dass es wahrscheinlich Menschen in der Schweiz gibt, die noch besser über die Produktionsabläufe und -bedingungen in der Landwirtschaft bescheid wissen als der Autor des Artikels.
Leider diskreditiern Sie sich mit ihrem letzen Kommentar aber selber, da Sie nicht belegbare Zukunftsvisionen verbereiten die ebenfalls jeder wissenschaftlichen Faktenlage entbehren. Oder können Sie Ihre Thesen bezüglich des verschwindens von ganzen Produktionszweigen belegen?
Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, wie schwer es ist, Produkte zu finden die ausschliesslich aus schweizer Futtermittel erzeugt wurden. Gerade bei Schweine und Geflügel. Und ja wir behzalen den Preis gerne dafür. Unser Budget für Fleischerzeugnisse ist seit Jahren gleich hoch. Die Menge in kg die wir dafür erhalten ist nicht relevant.
Um die Fragestellung der umweltschonenden Produktionsweisen zu bearbeiten braucht es eben die Bäuererinnen, die Bauern und die Konsumenten.
Lieber Herr Guggenbühl, lieber Herr Studer, danke für den Text bzw. ihre klaren Aussagen (wahrscheinlich sind einige Leserbriefschreiber deutlich jünger als wir drei und kennen ein Buch wie «Zehn Legenden um den Hunger in der Welt» (Frances Moore-Lappé; 1977) und andere aus der Zeit von KAG, Claro-Läden, usw. halt nicht): Ich bin für zweimal ja zu den beiden Initiativen!!