Britische Aufsichtsbehörde verbietet Shell-Werbung
In 27 Jahren ein kohlenstofffreies Energieunternehmen zu werden und gleichzeitig das Gasgeschäft um ein Fünftel auszubauen, ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Für einen Konzern wie Shell, der mit fossilen Energien handelt, erst recht.
Wenn man dann noch behauptet, man sei «ready» für eine kohlenstofffreie Zukunft, hat man definitiv den Mund zu voll genommen. Das fand die britische Advertising Standards Authority (ASA) und verbot drei Werbeanzeigen des Mineralöl-Konzerns.
Aufsichtsbehörde findet Shell-Werbung irreführend
Das Verbot bezieht sich auf einen TV-Werbespot, ein Plakat in Bristol und eine YouTube-Anzeige von 2022. Das Plakat, das am 20. Juni 2022 in Bristol zu sehen war, enthält grossformatige Buchstaben, die sich über eine Stadtansicht von Bristol verteilen, und einen Text, der ankündigt «BRISTOL is READY for Cleaner Energy» (BRISTOL ist BEREIT für sauberere Energie, unser Titelbild).
Weiter unten auf dem Plakat steht «Im Südwesten nutzen 78’000 Haushalte zu 100 Prozent erneuerbaren Strom von Shell Energy.» Ganz unten folgt ein kleinerer Text mit dem Hinweis auf den Versorger National Grid, der die Haushalte beliefert – die Energie kommt also nicht direkt von Shell. Die YouTube-Anzeige und der TV-Spot machen ähnliche Aussagen.
Die Anzeigen seien irreführend, da sie wesentliche Informationen über die Umweltauswirkungen der Geschäftstätigkeit von Shell im Jahr 2022 ausliessen, urteilte die Werbeaufsichtsbehörde.
Die Betonung des Wortes «ready» in der Werbung erwecke zudem den Eindruck, «dass kohlenstoffärmere Energieprodukte wie die in der Werbung gezeigten bereits einen bedeutenden Anteil der Energieprodukte ausmachen, in die Shell in Grossbritannien investiert und die es verkauft, oder dass dies in naher Zukunft wahrscheinlich der Fall sein wird».
Shell: «Wer Shell-Werbung sieht, weiss Bescheid»
Shell erklärte, die Werbung solle die Aufmerksamkeit für emissionsärmere Produkte des Unternehmens erhöhen. Leute, die die Werbung sähen, seien bereits über die Geschäftstätigkeit des Unternehmens informiert und würden Shell hauptsächlich mit dem Verkauf von Benzin in Verbindung bringen.
Die britische Kontrollbehörde sah das anders. Auch die YouTube-Werbung «erwecke den Eindruck, dass kohlenstoffarme Energieprodukte einen bedeutenden Anteil an den Energieprodukten von Shell ausmachen», was tatsächlich nicht der Fall sei. Shell teilte mit, dass es mit den Feststellungen der ASA «gar nicht» einverstanden sei.
In den letzten Monaten war die ASA auch gegen Tesco-Werbung für pflanzenbasierte Burger, eine Persil-Werbung und zwei HSBC-Werbungen vorgegangen, die die Umweltfreundlichkeit der Unternehmen übertrieben darstellten.
Shell hat kürzlich angekündigt, die Ölproduktion nicht wie geplant bis zum Ende des Jahrzehnts zurückzufahren und die Gasförderung auszuweiten. Das Unternehmen plant laut dem «Guardian», bis 2035 rund 40 Milliarden Dollar in Öl und Gas zu investieren und zwischen 10 und 15 Milliarden Dollar in kohlenstoffarme Produkte. Im ersten Quartal 2023 hat das Unternehmen einen Gewinn von 9,6 Milliarden Dollar eingefahren, was die Erwartungen übertraf.
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Keine
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