Screenshot 2024-09-25 at 17-39-16 SBB lässt Neophyten wuchern – trotz Kritik - Espresso - SRF

Goldruten am Bahndamm in Wagenhausen TG. © SRF

Neophyten-Bekämpfung à la SBB

Marco Diener /  Die SBB vernachlässigen die Neophyten-Bekämpfung. Das Resultat zeigt sich jetzt. Zum Beispiel in Wagenhausen TG.

Die SBB reagierten im Sommer ziemlich giftig auf die Kritik der jurassischen Landwirtschaftskammer (Infosperber berichtete im Juli darüber). Die Bauernvertreter hatten sich darüber beschwert, dass die SBB die Gelder zur Bekämpfung der Neophyten gekürzt hätten.

Die SBB hielten fest: «Fakt ist: Die SBB gehen in der Grünpflege gezielt vor.» Und listeten ihre Fünf-Punkte-Strategie auf:

  1. Ausbreitung von gesundheitsgefährdenden Arten verhindern.
  2. Ausbreitung von bahntechnisch problematischen Arten eindämmen.
  3. Bekämpfung von Neophyten in Naturschutzgebieten, auf Auflagefläche und Biodiversitätsflächen.
  4. Ausbreitung des schmalblättrigen Greiskrauts eindämmen.
  5. Teilnahme an kantonalen und kommunalen Bekämpfungskonzepten.

Gleichzeitig gaben die SBB aber zu, dass die Punkte 3 bis 5 nicht mehr gälten. Oder anders gesagt: Die jurassische Landwirtschaftskammer lag mit ihrer Kritik richtig. Sie ist verärgert darüber, dass die Bauern Kürzungen bei den Direktzahlungen riskieren, wenn sie die Neophyten-Bekämpfung vernachlässigen. Dass aber die SBB keine Konsequenzen zu fürchten haben.

Mannshohe Goldruten

Was die vernachlässigte Neophyten-Bekämpfung für Folgen hat, zeigt sich zum Beispiel in Wagenhausen TG. Dort wuchern am Bahndamm mannshohe Goldruten. Ein Anwohner berichtete in der Radio-Konsumentensendung «Espresso» davon. Sein Haus und sein Garten stehen direkt am Bahndamm. Er ärgert sich: «Der Bund lanciert Kampagnen, damit wir Privaten die Neophyten ausreissen. Und die SBB als Bundesbetrieb lassen sie wachsen.»

Der Hörer hatte sich, bevor er sich bei der Radiosendung meldete, an die SBB gewandt. Deren Antwort: «Aus Spargründen wurde beschlossen, dass verschiedene SBB-Strecken dieses Jahr nicht gemulcht oder gemäht werden und auch keinerlei Neophyten-Bekämpfung stattfindet.»

Auch der Wagenhausener Gemeinderat Markus Nyffeler – er ist der Umweltverantwortliche der Gemeinde – hat kein Verständnis: «Wenn wir vom Kanton aufgefordert werden, Neophyten zu bekämpfen – dann fehlt uns das Verständnis dafür, dass sich die SBB einfach aus der Verantwortung stehlen können.»

Gemeinde darf nicht bis ans Gleis

Der Gemeinderat zog in Betracht, die Neophyten am Bahndamm von seinen eigenen Angestellten bekämpfen zu lassen. Er liess es aber bleiben. Denn, so Nyffeler: «Die Sicherheitsvorschriften lassen es nicht zu. Wir müssten fünf Meter vom Gleis entfernt bleiben. Und hier sieht jeder, dass wir rund zwei Drittel stehen lassen müssten, weil wir nicht näher ans Gleis gehen dürfen. So brächte der ganze Aufwand gar nichts.»

Gegenüber «Espresso» reagierten die SBB mit Ausflüchten: «Es ist nicht so, dass wir uns gar nicht an den Aufruf des Bundes halten. Wir unterhalten unsere Grünflächen natürlich gezielt und wir bekämpfen invasive Neophyten nach den gesetzlichen Vorgaben. Aber der Fokus liegt auf Massnahmen, die für die Sicherheit und die Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs sorgen.»

Die SBB bekämpfen invasive Neophyten? In Wagenhausen sieht es nicht danach aus.


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