Umfrage: Kein «weiter so» nach Corona, sagen die Briten
Nach einer Umfrage von Ende Juni wollen nur sechs Prozent der Briten den Normalzustand vor der Coronapandemie zurück. 28 Prozent möchten «moderate Veränderungen» der Wirtschaft, ein knappes Drittel (31 Prozent) will sogar «grosse Veränderungen». Trotz oder gerade wegen der heftigen coronabedingten Rezession wollen die Briten eine gerechtere, grünere und nachhaltigere Gesellschaft.
Fast die Hälfte der 1663 von «YouGov» Befragten ist der Meinung, das die Coronavirus-Krise die Ungleichheit verschärft hat. Das Leben für soziale Gruppen, die bereits vor der Pandemie benachteiligt waren, sei nun härter, finden sie.
Mietendeckel, Jobgarantie und Grundeinkommen
Demnach wünscht sich eine grosse Mehrheit der Briten mehr Umverteilung und mehr soziale Sicherheit. «YouGov» arbeitet hauptsächlich mit Online-Umfragen, die das Meinungsforschungsinstitut durch Gewichtung der Bevölkerungsstruktur anpasst.
Die von der «New Economics Foundation» (NEON) in Auftrag gegebene Studie wurde bei der Lancierung der Kampagne «Build Back Better» veröffentlicht.
Bereits im April hatten sich von 2015 Befragten in einer anderen von NEON beauftragten Studie fast drei Viertel (72 Prozent) dafür ausgesprochen, dass die Regierung eine Arbeitsplatzgarantie leistet; etwa gleich viele (74 Prozent) wollen die Mieten deckeln oder einfrieren. Die Hälfte würde ein universelles Grundeinkommen unterstützen.
Nicht ohne Grund: Gesundheit und Wirtschaft sind die grössten Sorgen der Briten, gefolgt vom Brexit. Im April stürzte Grossbritanniens Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum Vormonat um mehr als 20 Prozent ab. Zum Sparen sei jetzt allerdings nicht der richtige Zeitpunkt, finden Grossbritanniens Bürger. Wichtiger sei es jetzt, die Wirtschaft zu stützen, Arbeitsplätze zu schaffen und öffentliche Dienstleistungen wie das Gesundheitssystem NHS zu unterstützen, findet eine Mehrheit. Dazu sollen vor allem Wohlhabende einen Betrag leisten.
Mehrere hundert prominente Briten, Gewerkschaften und Wirtschaftsvertreter haben sich für eine «gerechtere Erholungspolitik» ausgesprochen. Von der gegenwärtigen Regierungspolitik sind viele Wähler enttäuscht. So hat die konservative Partei 2015 mit der «Starter Home Initiative» erschwingliche Neubauten für alle versprochen, wofür ein Budget von 2,3 Milliarden Pfund festgelegt wurde. Bis Ende 2019 wurde kein einziges Haus gebaut.
Die «neue» Wirtschaft soll grüner werden
Die Mehrzahl der Briten wäre darüber hinaus bereit, einige Einschränkungen aus der Corona-Zeit beizubehalten, wenn dies hilft, die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten und den Klimawandel zu bekämpfen. «Es wäre zu einfach, weiterzumachen wie bisher und billiges Öl und andere Sonderangebote zu nutzen, [wie] billige Reisen, billige Kleidung, Fabriken, die billige Waren herstellen, um die Wirtschaft in Gang zu bringen», sagte ein Mitglied eines Bürgerrates, der sich mit dem Klimawandel beschäftigt, dem «Guardian». «Wir brauchen Anreize, um die Emissionen zu reduzieren … und Strafen für Menschen, die beim Bau oder Wiederaufbau von Unternehmen die Umwelt nicht berücksichtigen».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Wahrscheinlich haben sich in Libertär Kapitalistischen Nationen die realexistierenden Machtverhältnisse bereits so weit zum Vorteil der Kapitalgewaltigen, ihren Medien u. Politikern verschoben, dass die Gewalt in wichtigen Sachverhalten kaum noch demokratisch vom Volk ausgehen kann.
Wenn dem so wäre, hätte de ganze Massnahme Irrsinn wenigstens eine positive Folge, den unser System ist längst marode und nivht überlebensfähig
Danke für den Artikel und Qualitätsjournalismus insofern die Quellen mit angegeben sind. Was den Artikel noch besser machen könnte, wäre mE Anmerkungen dazu, inwiefern hier Think Tanks diese Meinungsströmungen zu lenken versuchen.
Weil die ‹Politik› – und da müsste man angelehnt an die APO Ausserparlamentarische Opposition wohl von einer ausserparlamentarischen Regierungssteuerung (oder welche Bezeichnungen gibt es dafür?) sprechen – hat da ja einige Punkte platziert in der Meinungsbildung.
‹Grüner› ist ja nur ein Label erstmal, der Bürger meint es irgendwie ‹ehrlich›, die Politik hat hinter dem Label schon allerhand wieder an Policies versteckt, die man dem Bürger mit dem Label verkaufen möchte, aber nicht ’sachdienlich› sind.
Weil es scheint, die Politik wird in Think Tanks, beim WEF, und innerhalb der Cliquen gemacht, die sich untereinander vom WEF und anderen Anlässen kennen, und nicht im Parlament und im offenen und ehrlichen Dialog mit dem Volk.
Und wie kommen ’so viele› auf die Idiotie eines Grundeinkommen? Lt. Umfrage im Link im Artikel: das war schon vorgegeben…das haben die Befragten nicht von sich aus genannt, das war nur eine der wenigen konkreten Vorgaben in der ‹Umfrage›.
Wie man mit Think Tanks, Umfragen und Medien, auch ‹alterative› und ‹kritische›, Politik macht, das wär die eigentliche Frage. ‹Plötzlich hat jeder es schon gehört und es sind ja schon mind. 50% der Bevölkerung dafür angeblich› etc. Und das Vermögen und Grosseinkommen bleibt wo es ist…