Noch nie wurden so viele fossile Rohstoffe gefördert wie 2023
Die OECD-Länder haben es geschafft, ihren Primärenergieverbrauch im vergangenen Jahr um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu drücken. In der EU sank er um 2,5 Prozent – trotz E-Auto-Boom und Wärmepumpe. Pro Kopf nahm er laut dem Weltenergiereport 2024 gar um 1,9 Prozent (OECD) und 2,9 Prozent (EU) ab.
Das klingt gut, ist aber leider kein Grund zum Feiern. Die globale Klima- und Energiestatistik, herausgegeben vom Branchenverband Energy Institute und den Beratungsfirmen KPMG und Kearney, zeichnet anhand sehr vieler Zahlen ein insgesamt düsteres Bild für die globale Energiewende.
Ausser «Corona-Delle» kaum Schritte in Richtung Nachhaltigkeit
2023 wurden so viele fossile Rohstoffe gefördert wie nie zuvor. Und die Emissionen aus der Energiegewinnung erreichten erstmals über 40 Gigatonnen CO2-Äquivalente.
Hoffnungen, dass Staaten und Wirtschaft die Corona-Zwangspause nutzen würden, um grüner und nachhaltiger zu werden, haben sich nicht erfüllt. Die globalen Klimaemissionen entwickelten sich eher als Fortschreibung der Vor-Corona-Jahre.
Der globale Energieverbrauch ist dabei zum zweiten Mal in Folge gestiegen, wenn auch nur um 2 Prozent. Damit war er 5 Prozent höher als vor der Covid-Pandemie 2019. Und noch nie wurde so viel Strom aus fossilen Rohstoffen erzeugt.
Rekordfördermengen fossiler Brennstoffe
- Öl: Die globale Erdölförderung erreichte 2023 einen neuen Höchststand. Mit 96 Millionen Barrel pro Tag lag die tägliche Fördermenge 2 Prozent höher als 2022. Den grössten Zuwachs gab es in den ölfördernden Ländern Südamerikas, besonders in Guyana. Hohe Zuwachsraten hatten auch Iran und Gabun.
- Gas: Die Gasförderung erreichte mit 4059 Milliarden Kubikmetern ein neues Rekordniveau, das ist aber nur wenig mehr als ein Jahr zuvor. Vor allem die USA und China weiteten die Fördermengen aus. Grösste Exporteure bleiben die Länder des Nahen Ostens, die USA und Australien (LNG) sowie Norwegen, Russland und die USA (Pipeline).
- Kohle: Die Kohleförderung stieg 2023 um 3 Prozent und erreichte mit 9,1 Milliarden Tonnen ebenfalls ein Allzeithoch. China, Indien und Indonesien führten die Liste der Hauptförderländer an. Bemerkenswert ist der Ausbau der Förderung in den Ländern des Nahen Ostens und der Mongolei.
Globaler Primärenergieverbrauch leicht gestiegen
Der globale Primärenergieverbrauch ist 2023 um 2 Prozent gestiegen und erreichte ein Rekordniveau von 620 Exajoule.
Ein Exajoule (EJ) ist eine Trillion Joule (1’000’000’000’000’000’000 Joule) oder 1000 Petajoule (PJ) und entspricht etwa 278 Terawattstunden.
Zum Vergleich: 2004 betrug der Primärenergiebedarf der Menschheit 464 Exajoule (IPCC), 2013 waren es 537 Exajoule und 2023 schon 620 Exajoule. Vor allem in Asien, insbesondere in China, Indien und Japan, nahm der Energieverbrauch zu, während er in Europa abnahm.
Als Primärenergie wird der Energiegehalt ursprünglicher Energieträger wie Kohle, Öl, Gas oder Biomasse bezeichnet. Benzin und Diesel wären daraus gefertigte Sekundärenergieträger. Für Sonnen-, Wind- und Wasserenergieerzeugung oder Kernkraft werden verschiedene Wirkungsgrade angenommen.
Schweiz deckt Mehrbedarf durch Wasserkraft
Die Schweiz, die 2023 insgesamt 8,5 Prozent mehr Primärenergie verbrauchte als 2022, entwickelte sich dabei gegen den Trend. Ein Einwohner oder eine Einwohnerin der Schweiz brauchte im Durchschnitt 7,8 Prozent mehr Energie als vorher. Das ist deutlich mehr als der Zuwachs in den Nicht-OECD-Ländern (3,2 Prozent). Den höheren Bedarf deckte die Schweiz allerdings fast ausschliesslich durch Wasserkraft. Die energiebedingten Emissionen blieben nahezu unverändert.
Emissionen ebenfalls auf Rekordhoch
Allein durch energetische Prozesse wurden weltweit 35 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt. Durch Energieerzeugung gelangte 2023 so viel Methan in die Atmosphäre wie nie vorher. Diese Zahlen verdeutlichen laut den Autoren des Reports die Dringlichkeit, mit der die globale Gemeinschaft handeln muss, um die Klimaziele zu erreichen.
Wer viele Klimagase erzeugt und wer weniger, hängt auch von der globalen Handelsstruktur ab. Länder mit viel fertigender Industrie wie China produzieren zwar viele Abgase. Verkauft werden die Produkte aber oft nach Europa und die USA, die dadurch die Emissionen für ihren täglichen Bedarf in andere Länder verschieben. Die Pro-Kopf-Emissionen Chinas sind dennoch geringer als jene von Ländern wie Deutschland, Frankreich und der Schweiz und liegen etwa auf dem Niveau von Spanien.
Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen noch immer gross
60 Prozent des globalen Strombedarfs wurden 2023 durch fossile Energieträger gedeckt, hauptsächlich durch Kohle, deren Verbrauch ein Allzeithoch erreichte.
Die Welt verbrauchte 2023 in etwa so viel Gas wie 2022. In Europa sank der Gasverbrauch um 7 Prozent, Europa verbrauchte dabei doppelt so viel Gas, wie es produzierte. In China und Indien wuchs der Gasverbrauch dafür um je etwa 7 Prozent.
Trotz hohem Gesamtverbrauch: Anteil Erneuerbarer steigt
Doch gibt es auch positive Entwicklungen. Der Anteil erneuerbarer Energien am globalen Energiemix lag 2023 bei 13 Prozent – fast doppelt so hoch wie 2000 mit 7 Prozent. Vor allem Photovoltaik liegt mit plus 24 Prozent weltweit im Trend, hauptsächlich getrieben durch Zuwächse in China, den USA, Indien und Japan. Auch Windenergie legte um 10 Prozent zu, während die Wasserkraft um 2 Prozent zurückging.
Den höchsten Energieverbrauch der Welt haben weiterhin die Länder Nordamerikas. In Kanada, Mexiko und den USA gab es wie in Europa einen kleinen Rückgang des Energieverbrauchs um etwa ein Prozent (1,6 Prozent pro Kopf). Die Region hat nach wie vor einen der höchsten Pro-Kopf-Verbräuche weltweit.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Weltweit wird also 1/7 der Energie erneuerbar bereitgestellt. Man bekommt diese Energielieferanten aber nicht zum Nulltarif. Es muss erst noch Energie für die Umstellung aufgewendet werden. Also für die verbleibenden 6/7, also für Infrastruktur, die vielleicht 20 oder 40 Jahre einen Nutzen abwirft. Zudem wissen wir nicht, ob der Point-of-no-Return nicht schon 20 oder mehr Jahre zurück liegt. Gleichzeitig erwartet unser Wirtschaftssystem weiterhin hohe Wachstumsraten (für Aktionäre und Pensionsfonds) – selbst bei KI wird enorm viel Energie verbraucht usw. – ist KI also im grunde genommen unintelligent?
Es ist also ziemlich klar, dass das was wir hier in Europa energiepolitisch machen, mit Deutschland als zweifelhaftem Vorbild, dass das also eigentlich ein Witz ist.
Es wird zunehmend darüber gestritten werden, wer in einigermaßen gemäßigten Zonen überhaupt leben darf – Also Grenzschutz!
Laut deutschem Amt für Statistik,
wurde der CO2 – Ausstoss von 1990 bis 2018 gesteigert:
* China: um 315.9 % auf 10.065 Mrd To
* Indien: um 330.2 % auf 2.654 Mrd To
Trotz der Deindustrialisierung Europas steigt der CO2 – Ausstoss.
Der Primärenergieverbrauch wurde gesenkt, «trotz E-Autos und Wärmepumpen». Was ist denn das für eine Logik? Nein, wegen E-Autos und Wärmepumpen, denn diese Technologien stellen Mobilität und Komfortwärme um einen Faktor effizienter bereit als Benzinautos und Ölheizungen!
Ganz offensichtlich lügt uns auch unser Bundesrat an und glaubt gar nicht an die CO2- und Klimaproblematik. Ansonsten würden die westlichen Regierungen nicht (konventionellen oder Wirtschafts-) Krieg gegen Russland, China, etc. führen, sondern absolut umgehend auf diese Staaten zugehen und weitestgehend kooperieren. Aber ganz offensichtlich ist es wichtiger den auf dem Schlachtfeld nicht zu gewinnenden Krieg gegen Russland fortzusetzen, anstatt die BRICS-Staaten (auch die neuen) mit ins Boot zu holen und zusammen mit den USA einen sofortigen Systemwechsel einzuleiten. Lieber versteckt man sich hinter dem Feigenblatt «Völkerrecht» und «kooperative Neutralität» anstatt wirklich kooperativ zu handeln. Die grossen Gegner einer globalen Umweltpolitik sind in den USA, Deutschland, Frankreich, etc. zu finden.
Ich bin mir sicher, dass die BRICS+X für eine kooperative, dezentralisierte, multipolare Wirtschafts- und Weltgemeinschaft – auch im Sinne der Umwelt zu begeistern wären.