Bundesamt für Umwelt Bafu Zeitschrift Die Umwelt Ernährung Mobilität Wohnen

Mobilität, Wohnen, Ernährung -- diese drei Bereiche sorgen für 64 Prozent der Umweltbelastung. © Bildschirmfoto Bundesamt für Umwelt

Gegen die Verzweiflung

Marco Diener /  Wer den Zustand von Umwelt und Klima anschaut, könnte schier verzweifeln. Das Magazin «Die Umwelt» präsentiert ein paar Mutmacher.

Ernährung, Mobilität, Wohnen: Laut der Zeitschrift «Die Umwelt» des Bundesamts für Umwelt (Bafu) sind diese drei Bereiche für 64 Prozent unserer Umweltbelastung verantwortlich. 28 Prozent gehen aufs Konto der Ernährung. 24 Prozent macht unsere Mobilität aus. Und 12 Prozent das Wohnen. Zwar können wir weder auf die Ernährung, noch auf die Mobilität und das Wohnen verzichten. Aber hier sind die wirksamsten Veränderungen möglich.

Die Ernährung

In seiner Zeitschrift stellt das Bafu eine ganze Reihe interessanter Projekte vor, mit denen sich ohne grossen Verzicht schon mal etwas bewegen lässt. Zum Beispiel bei der Ernährung:

  • In Zürich servieren städtische Betriebe wie die 50 Pflegeheime keine grossen Portionen mehr, sondern bieten bei Bedarf einen Nachschlag an. So soll der Lebensmittelverschwendung entgegengewirkt werden.
  • Schon seit zehn Jahren gibt es die «Äss-Bars». Sie verkaufen Brot und Backwaren vom Vortag. Inzwischen gibt es neun «Äss-Bars» — in Basel, Bern, Biel, Lausanne, Luzern, Winterthur und dreimal in Zürich.
  • Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickelte die App Prognolite. Sie erleichtert interessierten Wirten die Planung. Die ZHAW glich 1,5 Millionen Kassenzettel mit vergangenen Wetterprognosen, Feiertagen, Ferienterminen und Trends wie jenem nach Essen vom Imbissstand ab. Mit den Ergebnissen prognostiziert die App nun das Gästeaufkommen. So kann ein Wirt entsprechend einkaufen und Personal aufbieten.

Die Mobilität

Interessante Initiativen gibt es auch zur Mobilität:

  • Viele Leute besitzen zwar ein Auto, brauchen es aber nur selten. Mit der App Gomore bekommen Sie die Möglichkeit, es ohne viel Aufwand zu vermieten. Und wer kein Auto hat, kann eines mieten. Gomore hat europaweit 2,8 Millionen Mitglieder.
  • Der Gütertransport auf den Strassen nimmt seit Jahrzehnten zu – und damit auch die Leerfahrten. Die Firma Pickwings bringt Transporteure, die Leerfahrten vermeiden möchten, und Versender (Firmen und Private) zusammen.
  • In Bern, Luzern, Sitten und Zürich gibt es Strassenbeläge die heller sind als herkömmliche und daher weniger Wärme abstrahlen. Der Unterschied soll bis zu zwölf Grad betragen. Entwickelt hat die Beläge das National Centre for Climate Services.

Wohnen

Die Umweltbelastung lässt sich auch beim Wohnen reduzieren:

  • In der Schweiz teilen sich die meisten Leute mit ihren Nachbarn eine Waschmaschine. Aber andere Geräte wie etwa eine Bohrmaschine oder einen Mixer beschaffen alle nur für sich selber. Wer seine Geräte mit anderen teilen möchte, kann bei Pumpipumpe verschiedene Kleber mit Symbolen wie Velopumpe, Bockleiter oder Rasenmäher bestellen. Auf den Briefkasten geklebt, signalisieren die Symbole, dass es hier etwas auszuleihen gibt. Wer etwas ausleihen möchte, klingelt einfach. Die Standorte lassen sich auch auf einer Karte im Internet eintragen.
  • Rewood baut Regale, Tische, Stühle und Garderoben ausschliesslich aus Altholz.
  • Salza vermittelt zwischen Anbietern und Abnehmern von wiederverwendbaren Bauteilen. Auf der Website finden sich Bauteile wie Haustüren, Radiatoren oder Küchenabdeckungen. Der Anbieter ist für die Demontage verantwortlich, der Abnehmer für Transport und Montage.

Das Magazin «Die Umwelt» lässt sich kostenlos herunterladen oder gratis abonnieren.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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5 Meinungen

  • NikRamseyer011
    am 1.02.2023 um 12:11 Uhr
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    Alles gut und interessant. Aber das «Magazin» hat vor Jahren schon gezeigt, wie ein Café in der Peiz oder ein Freizeit-Pferd im Pensionsstall vor der Stadt (mitsamt Autöli der Besitzerin zum misten, füttern und bewegen gehen) und die Katze auf dem Sofa die Umwelt belasten. Da soll nun also jeder und jede an den rundum üblen Aussichten für unseren Planeten schuld sein. Das ist fies. Denn die Hauptschuld tragen die wenigen global(isiert)en, politischen und wirtschaftlichen Machthaber. Sie perpetuieren die Strukturen der Wachstums- und Verschleiss-Wirtschaft, von denen vorab sie selber profitieren. Diese wenigen häufen irre Reichtümer an, die sie in SuperYachten und Weltraum-Wettrennen verschleudern – während Milliarden am hungern sind. Und die Menschheit wächst um 80 Millionen jedes Jahr. Helfen könnte nur noch die Beschränkung auf 1 Kind pro Mutter – und freier Zugang zu humanen Sterbemitteln am Lebensende. Wird es wohl kaum geben. Hoffnung auch kaum mehr.

  • am 1.02.2023 um 12:29 Uhr
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    Pumpipumpe klingt sympathisch, zumal in der Einsamkeits-Ära (Beispiel: Hikikomori):
    https://www.infosperber.ch/wirtschaft/wachstum/die-epidemie-der-einsamkeit-ueberwinden/
    Aber den Titel Mutmacher finde ich mehr als übertrieben, die Beispiele sogar kontraproduktiv, weil abgelenkt durch Tropfen auf den heissen «kosmetischen» Stein, das Bewusstsein für die «medizinische» Notwendigkeit «Fundamentales, Ätiotropes, Bahnbrechendes» erst recht nicht boostet.

  • am 1.02.2023 um 14:27 Uhr
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    «Umwelt» ist das, was räumlich oder kausal um den Menschen ist. Gäbe es keine Menschen, gäbe es keine Umwelt. Oder etwas weniger dramatisch: Je weniger Menschen, desto besser für die Umwelt.

  • am 2.02.2023 um 10:30 Uhr
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    Je reicher, desto umweltschädlicher – so einfach ist das. Der Klassenkampf findet auch auf dem Rücken der Umwelt statt. Dazu kommt noch die ausgemachte Blödheit (in Ö) der Gemeinden und Verkehrsbetriebe, die es nicht einmal hinbekommen, Pendlerdienste, Schulbusse und öffentlichen Verkehr in einem winzigkleinen Land so zu koordinieren, dass die Leute auf das Auto verzichten könnten. Abseits der Hauptstrecken dauert es ca. drei- bis viermal so lang, einen Ort zu erreichen, wenn man öffentlich fährt – oft sind die Orte auch einfach gar nicht zu erreichen. Zum Staunen bringen mich auch die vielen neuen Apple Laptops, die ich ständig bei jungen Leuten sehe; so ein Ding verschmutzt massiv die Umwelt und lässt sich mittlerweile überhaupt nicht mehr selbst reparieren. Es ist ein teures Wegwerfgerät. Die alten Geräte konnte man mit Reparaturen problemlos über viele Jahre betreiben.

  • am 2.02.2023 um 19:22 Uhr
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    Grundsätzlich finde ich solche Initiativen sehr gut, die Fehlverhalten zu optimieren versuchen. Wichtiger wäre aber eine Optimierung bei den Grundproblemen. Die intensive Landwirtschaft und Tierhaltung, welche unsere Flora und Fauna bereits stark reduziert hat (CH hat europaweit einer der tiefsten %-tualen Flächen an Schutzzonen), massives Bevölkerungswachstum und natürlich weitere Grundprobleme. Solange unser Wirschaftssystem und Wohlstand nicht auf echten nachhaltigen Theorien/Lehren und Interessen fusst, solange werden die entsprechenden Rahmenbedingungen von der Politik und deren Lobbyisten nicht geschaffen. Die Auswirkungen kommen schleichend aber sie kommen bzw. sind schon spürbar.

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