Fleisch

Der Bund will daran festhalten: Für die Förderung des Fleischverkaufs gibt er jedes Jahr Millionen aus. © Depositphotos

Fleisch-Subventionen schaden – aber der Bund will nichts ändern

Esther Diener-Morscher /  Eine verpasste Chance: Der Bund will weiterhin den Fleischkonsum ankurbeln. Obwohl das der Biodiversität schadet.

Subventionen für Fleischaktionen und Fleischwerbung fördern den Fleischkonsum. Und Fleischkonsum schadet der Biodiversität.

Trotzdem will der Bundesrat kein Geld streichen, sondern weitermachen wie bisher. Die Empfehlungen, keine solchen Subventionen mehr zu entrichten, schlägt der Bundesrat in den Wind.

Sieben Subventionen unter die Lupe genommen

Dabei hätte es eine gute Gelegenheit gegeben, die umstrittene Absatzförderung von Fleisch zu tilgen. Der Bundesrat liess nämlich bei sieben Subventionen prüfen, ob sie für die Biodiversität in der Schweiz schädlich seien und sie deshalb gestrichen werden sollten.

Die Folgerungen aus dieser Untersuchung sind ernüchternd. Der Bund will ausgerechnet bei den Subventionen für den Verkauf von Fleisch, Milch und Eiern nichts unternehmen. Dabei hätte die Regierung mit der Streichung der Subventionen Gutes für die Umwelt tun und gleichzeitig viel Geld sparen können. Der Bund zahlt derzeit rund 64 Millionen Franken pro Jahr, damit die Konsumenten mehr tierische Produkte kaufen – 60 Prozent für die Absatzförderung im Inland und 30 Prozent für die Exportförderung.

Fadenscheiniger Grund: «Wirkung nicht quantifizierbar»

Lapidar kommt die Regierung zum Schluss: Es sei nicht möglich, anhand von Effekten auf nationaler Ebene die Wirkung auf die Biodiversität auf lokaler und regionaler Ebene zu quantifizieren. Diese Aussage ist für den Bundesrat Grund genug, nichts zu unternehmen und weiterhin Millionen in Aktionen und Werbung zu stecken, welche den Konsum tierischer Produkte fördern.

Stossend ist, dass die Studie zu den Auswirkungen der Absatzförderung auf die Biodiversität eigentlich eine andere Aussage macht und die Zusammenfassung so stark gekürzt ist, dass sie irreführend ist.

Dort steht nämlich nicht nur, dass die Wirkung nicht quantifizierbar sei, sondern: «Die Evaluation hat gezeigt, dass die Wirkung der Absatzförderung auf die Biodiversität tendenziell negativ, jedoch nicht quantifizierbar ist.»

Und auch im Fazit steht nochmals deutlich: «Die bisherige Absatzförderung tierischer Produkte wirkt sich deshalb in der Tendenz, aber nicht bezifferbarem Ausmass, negativ auf die Biodiversität in der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus.»

Eine Studie von Agroscope, die der Bundesrat ebenfalls erwähnt, zeigt ebenfalls einen deutlichen Zusammenhang auf: «Bezüglich des Konsumverhaltens wurde sichtbar, dass der grösste Teil der Biodiversitätswirkung für den untersuchten Warenkorb von tierischen Nahrungsmitteln verursacht wird

Trotzdem will die Regierung seine Fördergelder für den Konsum tierischer Produkte nicht streichen. Die Regierung will auch ihren Massnahmenplan für die Klimastrategie nicht umsetzen. Dort steht, «dass die Mittel für die Absatzförderung für pflanzliche Produkte in Zukunft gestärkt werden, während jene für tierische Produkte angepasst werden.» Die erste gute Gelegenheit dazu hat der Bund verpasst.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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