UN-Guterres fordert Boykott von Werbung für fossile Treibstoffe
Unternehmen, die fossile Brennstoffe herstellen, seien die «Paten des Klimachaos». Und sie sollten in allen Ländern mit einem Werbeverbot belegt werden, ähnlich wie es für große Tabakkonzerne gelte.
Das sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres in einer Rede in New York. Die Energiekonzerne würden Milliardengewinne einstreichen, während sich in immer mehr Regionen der Erde klimabedingte Katastrophen ereignen.
Er rief diese Konzerne zu einer Kehrtwende auf: «Ihre enormen Gewinne geben Ihnen die Chance, die Energiewende anzuführen. Verpassen Sie sie nicht!» Im 21. Jahrhundert weiterhin auf fossile Energien zu setzen, sei etwa so klug, wie wenn man Ende des 19. Jahrhunderts in Hufeisen und Kutschenräder investiert hätte.
Die Banken forderte Guterres auf, fossile Energien künftig nicht mehr zu finanzieren. Auch die Werbewirtschaft und PR-Agenturen sollten sich überlegen, ob sie sich noch von den fossilen Energiekonzernen einspannen lassen wollen, um mit «Greenwashing»-Kampagnen den Klimaschutz zu hintertreiben. Letzten Endes schadeten sie sich damit selbst: «Fossile Brennstoffe vergiften nicht nur unseren Planeten – sie sind Gift für Ihre Marke.»
Auf der anderen Seite sollten auch die Regierungen aktiv dagegen vorgehen: «Viele Regierungen beschränken oder verbieten Werbung für Produkte, die der menschlichen Gesundheit schaden, wie etwa Tabak. Einige machen jetzt dasselbe mit fossilen Brennstoffen. Ich fordere alle Länder auf, die Werbung für fossile Energiekonzerne zu verbieten. Und ich fordere Medien und Technologiekonzerne auf, keine Werbung für fossile Energie mehr zu schalten.»
Neue Daten zur Klima-Krise
Anlass der Rede war der diesjährige Weltumwelttag. An diesem Tag gab der europäische Erdbeobachtungsdienst Copernicus bekannt, der Mai 2024 sei der heisseste Mai seit Beginn der Wetterbeobachtungen gewesen. Guterres zitierte auch andere Klimaforscher, die am Weltumwelttag neue Daten veröffentlicht hatten: Um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, dürften die Menschen nicht mehr als 200 Milliarden Tonnen Kohlendioxyd ausstossen. Momentan beträgt der jährliche Ausstoss 40 Milliarden Tonnen. Folglich wäre noch vor 2030 das Limit erreicht. Die Emissionen müssten jährlich um neun Prozent sinken, tatsächlich geschieht aber das Gegenteil: Im letzten Jahr sind sie um ein Prozent angestiegen.
Die Gefahr, das 1,5-Grad-Ziel zu verfehlen, ist also durchaus real. Wie die Weltorganisation für Meteorologie berichtete, liegt die Wahrscheinlichkeit, in einem der nächsten fünf Jahre das 1,5-Grad-Ziel zu überschreiten, bei 80 Prozent.
Allerdings, wie Guterres in seiner Rede betonte, ist ein kurzfristiges Überschreiten zu unterscheiden vom 1,5-Grad-Ziel auf längere Sicht. Dies ist für uns immer noch erreichbar, aber nur, wenn wir dafür härter kämpfen, als es jetzt geschieht.
Klimagerechtigkeit und Klimapolitik
Guterres unterstrich insbesondere die Frage der Gerechtigkeit: «Es ist ein Hohn auf die Klimagerechtigkeit, dass gerade diejenigen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind, am härtesten von der Krise getroffen werden: die ärmsten Menschen, die entlegensten Länder, indigene Völker, Frauen und Mädchen. Das reichste Prozent emittiert so viel CO2 wie zwei Drittel der Menschheit.»
Kritik an CO2-Kompensation
Die aktuelle Klimapolitik der westlichen Staaten wird von Guterres eher indirekt kritisiert, etwa wenn er die Politiker auffordert, sich zu entscheiden, auf welcher Seite sie stehen wollen: «Wir, die Völker, gegen die Umweltverschmutzer und Profiteure.» Das Lieblingsinstrument der Klimapolitiker, die CO2-Kompensation, erhält von ihm eine knappe, aber deutliche Abfuhr: «Wir müssen uns von zweifelhaften CO2-Kompensationen fernhalten, die das Vertrauen der Öffentlichkeit untergraben und wenig oder gar nichts zum Klimaschutz beitragen.»
Zur Originalversion der Rede auf Englisch hier.
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Keine
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