Axpo im Ausland Karte

Stromversorgung der Axpo in Europa, USA, Afrika und Asien © Axpo

Neue Axpo-Divisionen Solar und Wind nur im Ausland

Kurt Marti /  Der Stromkonzern Axpo setzt seine expansive Ausland-Strategie von Solar und Wind unbeirrt fort, wie das neue Organigramm zeigt.

Die grossen Stromkonzerne, insbesondere Axpo und Alpiq, foutierten sich bisher um die sichere Stromversorgung der Schweiz. Sie investierten Milliarden in die Stromproduktion im Ausland, von der die Schweiz im Krisenfall im Winter abgeschnitten sein wird, wenn die betreffenden Länder bei Stromknappheit Export-Restriktionen erlassen.

Diesen Missstand will der Bundesrat mit der anstehenden Revision des Stromversorgungs- und Energiegesetzes beseitigen: Damit es im Winter nicht zu einem Blackout kommt, soll die erneuerbare Stromproduktion im Inland vorangetrieben werden.

Ausländische Tochterfirmen Volkswind und Urbasolar aufgewertet

Trotzdem gehen die Auslandabenteuer der Schweizer Stromkonzerne munter weiter, wie Infosperber kürzlich berichtete. In diese Richtung zeigt auch die neuste Umstrukturierung beim Stromkonzern Axpo.

Wie die Axpo auf Anfrage von Infosperber bestätigt, werden die beiden im Ausland tätigen Axpo-Töchter Urbasolar und Volkswind aufs neue Geschäftsjahr zu eigenständigen Abteilungen (Divisionen) «Solar» und «Wind» neben den bisherigen Divisionen «Wasserkraft und Biomasse», «Netze», «Nuklear» und «Gas-Kraftwerke» aufgewertet. Die bisherige Division «Erneuerbare», zu der die Solar- und Windstrom-Produktion im In- und Ausland gehörte, wird Ende 2022 aufgelöst. (siehe aktuelles Axpo-Organigramm).

Neue Divisionen Solar und Wind «nicht im Schweizer Markt aktiv»

Weil sich die Exponenten der Axpo in letzter Zeit grundsätzlich für die erneuerbare Stromproduktion in der Schweiz ausgesprochen haben und entsprechende Rahmenbedingungen forderten, wollte Infosperber vom grössten Stromkonzern der Schweiz wissen, ob die beiden neuen Divisionen Solar und Wind auch in die Solar- und Windstrom-Produktion in der Schweiz investieren.

Nein, lautet die erstaunliche Antwort der Axpo: «Die beiden neuen Divisionen sind bis heute nicht im Schweizer Markt aktiv, auch wenn wir natürlich von ihrem Know-how hierzulande profitieren.» Für den Ausbau der Erneuerbaren im Bereich Solar und Wind in der Schweiz sei die «Schweizer Tochter Centralschweizerische Kraftwerke (CKW) zuständig». Die Schweiz sei «also sehr wohl im Fokus von Axpo».   

Nur zwei Prozent der solaren Leistung in der Schweiz

Im Hauptfokus der Axpo steht allerdings nicht die Schweiz. Das zeigen die solaren Ausbau-Ziele der Axpo: Bis 2030 soll der solare Zubau im Ausland insgesamt 10’000 Megawatt (MW) betragen. In der Schweiz hingegen will die Axpo die solare Leistung bis 2030 um 200 Megawatt erhöhen (jährlich 25 MW), wie sie auf Anfrage erklärte. Das entspreche rund 10’000 neuen Solaranlagen.

Im Klartext: Die Axpo-Ausbauziele in der Schweiz sind im Vergleich zum Ausland mickrig. Was in der Schweiz gebaut werden soll, entspricht gerade einmal zwei Prozent (200 MW von 10’000 MW) der geplanten Solar-Leistung im Ausland. Auch im Vergleich zur neu installierten solaren Leistung des Jahres 2020 in der Schweiz ist der Beitrag zum solaren Ausbau sehr klein. Er beträgt bloss 5,25 Prozent (25 MW von 476 MW).

Infosperber wollte deshalb von der Axpo wissen, ob der offensichtliche Ausland-Fokus nicht ein Widerspruch zur aktuellen Axpo-Forderung sei, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Solar-Wind-Investitionen in der Schweiz verbessert werden sollen?

Die Antwort der Axpo: «Gerne wird Axpo noch mehr bauen, sobald es die Rahmenbedingungen in der Schweiz zulassen.»

Bekanntlich haben vor rund zehn Jahren die Exponenten der Axpo zusammen mit den Spitzenvertretern der Stromlobby bessere Rahmenbedingungen aktiv bekämpft.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Kurt Marti war früher Beirat (bis Januar 2012), Geschäftsleiter (bis 1996) und Redaktor (bis 2003) der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES).
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Stromleitungd

Die Politik der Stromkonzerne

Elektrizitätsgesellschaften verdienen am Verkaufen von möglichst viel Strom. Es braucht endlich andere Anreize.

SolaranlageBauernhof-1

Energiepolitik ohne neue Atomkraftwerke

Erstes, zweites und drittes Gebot: Der Stromverbrauch darf nicht weiter zunehmen.

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden


Die Redaktion schliesst den Meinungsaustausch automatisch nach drei Tagen oder hat ihn für diesen Artikel gar nicht ermöglicht.

3 Meinungen

  • am 10.04.2022 um 11:36 Uhr
    Permalink

    Ich finde es ok bis positiv dass im ausland in erneuerbare, emissionsarme energie investiert wird. Ich werte die klimabilianz höher als die absolute versorgungssicherheit. Eben absolute, gute versorgungssicherheit haben wir ja trotzdem. Weitergedacht Wäre schön wenn die eu, trotz allen schwierigkeiten und unsicherheiten, in solarenergie in nordafrika investieren würde. Zuerst für den lokalen energiebedarf. Dann vieleicht den europäischen, wenn die verbindung ökologisch sinn macht. Die alten ausland investitions blamagen der schweizer staatsbetriebe sind… hoffentlich ein anderes thema.

    • am 11.04.2022 um 23:33 Uhr
      Permalink

      Die Investitionen im europäischen Ausland sind in meinen Augen nicht a priori schlecht. Sie tragen sogar in gewissem Masse zur Versorgungssicherheit der Schweiz bei, denn das europäische Stromnetz ist international verbunden, Rahmenabkommen hin oder her. Unsere Nachbarländer sind auch nicht autark und haben eigentlich kein Interesse daran, die Verbindungen zur Schweiz zu kappen.
      Die ausländischen Investitionen dürfen jedoch die inländischen nicht ersetzen. Sie sollten sie ergänzen. In der Schweiz gäbe es noch sehr viel zu tun!

      Die Solarfarmen in der Sahara scheinen mir etwas gar utopisch. Es fehlt die politische Stabilität, um solche zu bauen und betreiben. Es fehlen auch die Leitungen, um den Strom nach Europa zu bringen. Wir müssen unsere Energieprobleme hier und jetzt anpacken. Auf Lösungen, die vielleicht einmal in zig Jahren kommen könnten, dürfen wir nicht bauen.

  • am 10.04.2022 um 22:42 Uhr
    Permalink

    Den Begriff «Blackout» so zu verwenden, transportiert das falsche von der SVP gesetzte «frame», dass eine mögliche zeitweilige Stromknappheit aus erneuerbaren Quellen eine Katastrophe auslösen würde, was absolut absurd ist.

Comments are closed.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...