Kommentar
Hollande stellt AKW Fessenheim bei Basel nicht ab
Grossmundig kündigte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal das neue «Energiewende-Gesetz» an: «Frankreich hat jetzt das fortschrittlichste Energiegesetz unter den Industrieländern.» Viele Medien übernahmen diese PR-Botschaft.
Bis 2025 soll der Anteil des Atomstroms von heute 75 auf 50 Prozent reduziert werden. Aber es gibt keinen Fahrplan, wie die 58 französischen AKW vom Netz gehen sollen. Selbst sein Wahlversprechen, das an der deutschen Grenze in der Nähe von Basel und Freiburg gelegene älteste französische AKW Fessenheim werde 2017 abgeschaltet, wird Präsident Hollande nicht einhalten. Der Druck der Atomlobby ist zu stark. Die Franzosen bleiben Geiseln der Atomkraft und nehmen damit grosse Teile Westeuropas mit in die atomare Gefangenschaft.
Das neue französische «Energiewende-Gesetz» legt eine Obergrenze für die gesamte installierten AKW-Leistung fest: 63 Gigawatt.
Das ist etwa so viel wie die französischen Reaktoren heute produzieren.
Offensichtlich sollen einige der ältesten AKW, die bis 2025 abgeschaltet werden müssen, durch neue ersetzt werden. Diese «Energiewende à la France» ist keine wirkliche Wende, sondern eher eine Festschreibung des Status Quo zugunsten der französischen Atomlobby.
Die Atom-Demokratie Frankreich verspielt ihre Zukunft. Die Zukunft gehört den Erneuerbaren. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Frankreich hat kein «fortschrittliches» Energiegesetz, sondern bleibt in der gefährlichen und todbringenden Energiepolitik des letzten Jahrhunderts stecken.
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Dieser Kommentar des langjährigen ARD-Journalisten Franz Alt erschien auch auf seinem Blog Sonnenseite.
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Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Der langjährige ehemalige ARD-Journalist Franz Alt betreibt den Blog sonnenseite.de und informiert über Möglichkeiten zur Energiewende.