Kommentar
Energiewende spaltet die Energielobby
Die Energieverkäufer verfügten jahrzehntelang über ein einfaches Geschäftsmodell: Sie deckten die steigende Nachfrage mit einem zunehmenden Angebot an Strom, Erdgas und Erdöl. Die Konkurrenz beschränkte sich auf den Wärmemarkt. Dort verlor Heizöl zwar Marktanteil, aber die Ölhändler kompensierten den Rückgang mit dem wachsenden Spritverbrauch der automobilen Gesellschaft. Und weil das Geschäft florierte, fiel es der Energielobby leicht, auch politisch geschlossen aufzutreten.
Mit dieser Harmonie ist es vorbei, seit die europäische Wirtschaftskrise die Nachfrage sinken lässt und der Atomunfall in Japan eine Wende der Energiepolitik einleitet. Denn jetzt und künftig gilt es, einen schrumpfenden Energiekuchen neu zu verteilen. Neben den Öl-, Strom- und Gashändlern nähren sich daran vermehrt auch Anbieter von Solar- und Windenergie.
Dieser härtere Verteilkampf, den alte und neue Subventionen verzerren und verschärfen, spaltet die Energiewirtschaft auch politisch. Das bestätigen die widersprüchlichen Forderungen, welche die Energielobby an der Sessionsveranstaltung gestern in Bern erhob: Öl-, Gas- und Stromwirtschaft sprechen nicht mehr mit einer Stimme. Sie stellen voneinander abweichende Forderungen an die nationale Energiewende. Das schwächt ihren Einfluss auf das Parlament, das die bundesrätliche Energiestrategie in den nächsten zwei bis drei Jahren beraten und bereinigen wird. Und das ist gut so. Denn in der Energiepolitik soll das Interesse an einer sparsamen und umweltverträglichen Energieversorgung Vorrang erhalten gegenüber den Partikular-Interessen der Energieverkäufer.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Kurt Rohrbach hat von richtigen Anreizen gesprochen. Da wäre nachtzfragen.