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Axpo-Spitze: Von Atomausstieg keine Spur © axpo

Axpo plant längere Laufzeit für ihre alten AKW

Hanspeter Guggenbühl /  Der Stromkonzern Axpo will seine Atomkraftwerke länger als 50 Jahre laufen lassen und damit den Ausstieg hinaus schieben.

Die Energiestrategie des Bundesrates und die neuen Stromszenarien der Elektrizitätswirtschaft haben eines gemein: Sie rechnen damit, dass die Schweizer Atomkraftwerke (AKW) nach einer Betriebsdauer von 50 Jahren stillgelegt und nicht ersetzt werden. Doch das ist lediglich eine planerische Vorgabe. Denn laut Kernenergie-Gesetz (KEG) dürfen die bestehenden Atomkraftwerke unbefristet betrieben werden, solange die Aufsichtsbehörde Ensi sie als «sicher» beurteilt.

Höheres Pensionsalter für AKW

Diesen Spielraum wollen die Betreiber ausnutzen: «Die Axpo investiert laufend in die Erneuerung ihrer Anlagen und plant, die Kernkraftwerke Beznau und Leibstadt so lange zu betreiben, wie sie sicher und wirtschaftlich sind», schreibt der Nordostschweizer Stromkonzern. Darauf angesprochen bekräftigte Axpo-Chef Heinz Karrer gestern an der Jahres-Medienkonferenz in Zürich: «Es gibt keinen Grund, zu glauben, dass man die bestehenden Kernkraftwerke nicht über 50 Jahre hinaus betreiben kann.»

Auf neue Kernkraftwerke hingegen will die Axpo verzichten, obwohl sie ihre – vor der Atomkatastrophe in Fukushima eingereichten – Neubaugesuche noch nicht zurück gezogen hat. Sie beugt sich damit dem Bewilligungsverbot für neue AKW, das Bundesrat und Parlament 2011 beschlossen haben. Auch Gaskombi-Kraftwerke, mit denen die Stromwirtschaft den Atomstrom teilweise ersetzen wollte, sind für die Axpo «keine Option, solange die Rahmenbedingungen einen rentablen Betrieb nicht ermöglichen». Stattdessen treibt die Axpo den Bau ihres Pumpspeicher-Kraftwerks «Linthal 2015» voran. Weiteres Geld investiert sie in Windkraftwerke vorwiegend im Ausland, deren Strom die meisten Staaten mit einer Einspeisevergütung quer subventionieren.

Politisch ein Klumpenrisiko

Dem grössten Schweizer Atomstrom-Produzenten geht es also darum, den etappierten Ausstieg der Schweiz aus der Atomenergie, den der Bundesrat zwischen 2019 und 2034 plant, möglichst lang hinaus zu schieben. Betriebswirtschaftlich macht das kurzfristig Sinn. Denn die Produktion von Strom in alten, weitgehend amortisierten AKW ist billig, und die Preise auf dem europäischen Strommarkt sind und bleiben auf absehbare Zeit tief.

Politisch hingegen stellt diese Atomstrategie ein Klumpenrisiko dar. Denn 2012 hat die Grüne Partei eine Volksinitiative eingereicht. Diese verlangt, dass die bestehenden Atomkraftwerke nach einer Betriebsdauer von 45 Jahren still gelegt werden. Falls das Schweizer Volk dieser Initiative zustimmt, müssen die Atomreaktoren in Beznau sofort, das Atomkraftwerk Gösgen 2024 und das jüngste in Leibstadt 2029 abgestellt werden. In diesem Fall würde die Abhängigkeit von Stromimporten in den Axpo-Versorgungsgebieten in der Nordost- und Zentralschweiz stark zunehmen.

Ergebnis besser, aber …

Zwiespältig fiel das Geschäftsergebnis der Axpo im Jahr 2011/12 (per Ende September) aus. Das Gute daran: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Betriebsgewinn (Ebit) mehr als verdoppelt auf 329 Millionen, der Konzerngewinn sogar versechsfacht auf 282 Millionen Franken. Doch ein zweiter Blick relativiert das Ergebnis: Gemessen am Umsatz von über 7,3 Milliarden Franken und gemessen an den goldenen Jahren 2003 bis 2008 ist der neuste Konzerngewinn bescheiden.

Kommt dazu: Das Ergebnis im Vorjahr war getrübt durch «Sondereffekte», etwa Wertberichtigungen, weil die Entsorgungskosten für Atomkraftwerke zu tief kalkuliert wurden. Zudem schlug die Tariferhöhung, welche die Axpo ab Januar 2011 in ihrem Versorgungsmonopol einführte, im abgelaufenen Geschäftsjahr stärker positiv zu Buche als im Vorjahr. Klammert man diese Sondereffekte aus, so hat sich das Ergebnis der Axpo gegenüber dem Vorjahr nicht verbessert.

Das ist allerdings weniger dem Management anzulasten als den wirtschaftlichen Verhältnissen: Das Überangebot an Strom in Europa drückte die Marktpreise und schmälert die Marge der produktionslastigen Axpo. Der schwache Euro schmälert die Gewinne der Schweizer Stromkonzerne zusätzlich. Investitionen in ausländische Gaskraftwerke, die Schweizer Stromkonzerne in den goldenen Jahren tätigten, erweisen sich heute als unrentabel. Im Vergleich zum Konkurrenten Alpiq, der 2011 einen Milliardenverlust verbuchte und 2012 wohl ebenfalls mit hohem Defizit abschliessen wird, schneidet die Axpo immerhin besser ab.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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Energiepolitik ohne neue Atomkraftwerke

Erstes, zweites und drittes Gebot: Der Stromverbrauch darf nicht weiter zunehmen.

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Eine Meinung zu

  • am 20.12.2012 um 20:07 Uhr
    Permalink

    Die Interessen von Axpo und Co. sind klar: Profite generieren solange wie möglich. Dass Betreiber versuchen, die Laufzeit zu verlängern, kann daher nicht überraschen. Auf den zweiten Blick lassen sich aber auch andere Gedankenspiele treiben: Wenn ein AKW politisch gewollt vom Netz muss, wird der Betreiber garantiert eine Entschädigung fordern. Und diese Forderung dürfte umso höher ausfallen, je länger ein AKW hätte am Netz bleiben können. Wer würde da nicht in die Versuchung kommen, eine so lange Lebensdauer wie nur möglich zu postulieren, selbst wenn er mit einer vorzeitigen Abschaltung rechnet?

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