Dubai-Lampen: Jetzt geht auch uns ein Licht auf
Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum ist ein rücksichtsloser Mensch. Der Herrscher des Emirats Dubai ist gleichzeitig Vizepräsident, Premierminister und Verteidigungsminister der Vereinigten Arabischen Emirate. Vor fünf Jahren hat ihn der Londoner High Court wegen Einschüchterung, Entführung und Folter verurteilt.
Aber ihm haben wir die Dubai-Lampen zu verdanken. Und das kam so: Dubai will nach eigenen Angaben «die nachhaltigste Stadt der Welt» werden. Deshalb veranlasste der Scheich den Elektrogeräte-Hersteller Philips, exklusiv für sein Emirat bessere LED-Lampen zu entwickeln. Im Herbst 2016 wurden sie auf der Messe für Wasser, Energie, Technologie und Umwelt (Wetex) in Dubai vorgestellt.
Sie sind sparsamer als herkömmliche LED-Lampen, sie haben eine längere Lebensdauer, und sie sind schaltfester. Ab 2017 gab es sie zu kaufen. Aber nur in Dubai.
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Philips verbaute mehr LED-Drähte in die Lampen und liess weniger Strom durch den einzelnen Draht fliessen. So liess sich bei gleicher Leuchtstärke ein geringerer Verbrauch erzielen. Dass die Lampen weniger warm werden, verlängert ihre Lebensdauer. Zum Vergleich:
- Herkömmliche Glühbirnen, wie sie in der Schweiz noch bis 2009 im grossen Stil verkauft wurden, hatten einen unglaublich niedrigen Wirkungsgrad. Sie erzeugten mit 5 Prozent des Stroms Licht und mit den restlichen 95 Prozent des Stroms Wärme. Die Lichtausbeute betrug bloss 10 bis 15 Lumen pro Watt.
- Die quecksilberhaltigen Sparlampen kamen immerhin auf eine Lichtausbeute von 60 Lumen pro Watt.
- Die ersten LED-Lampen waren auch nicht besser. Aber immerhin enthielten sie kein Quecksilber mehr.
- Dubai-Lampen hingegen kommen auf eine Lichtausbeute von 200 Lumen pro Watt. Ihr Wirkungsgrad beträgt gut 55 Prozent. Das heisst: Erstmals nutzte eine Lampe mehr als die Hälfte des Stroms zur Erzeugung von Licht.
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Und jetzt: Ohne grosses Aufheben haben Hersteller wie Philips oder Osram/Ledvance verbesserte LED-Lampen auch hierzulande auf den Markt gebracht. Die neuen Lampen sind sogar noch langlebiger als die Dubai-Lampen. Gleichzeitig werden noch immer technisch überholte Lampen hergestellt und verkauft. In den Regalen führt das zu einem verwirrlichen Angebot.
Beispiel Migros: In den Regalen stehen LED-Lampen von Osram mit den Bezeichnungen «LED Star Classic A 60» und «LED Classic A 60». Sie geben die gleiche Lichtmenge ab, die Lichtfarbe ist gleich, und sie kosten gleich viel. Und dennoch unterscheiden sie sich stark:
Produkt | LED Star Classic A 60 | LED Classic A 60 |
Verbrauch pro Jahr (1000 Stunden) | 6,5 Kilowattstunden | 3,8 Kilowattstunden |
Lichtmenge | 806 Lumen | 806 Lumen |
Lichtausbeute | 124 Lumen pro Watt | 212 Lumen pro Watt |
Lichtfarbe | warm-weiss (2700 Kelvin) | warm-weiss (2700 Kelvin) |
Startzeit | weniger als 0,5 Sekunden | weniger als 0,5 Sekunden |
Lebensdauer | 15’000 Stunden | 50’000 Stunden |
Anzahl Schaltzyklen | 100’000 | 500’000 |
Energieetikette | E | A |
Garantie | 3 Jahre | 5 Jahre |
Preis | Fr. 7.95 | Fr. 7.95 |
Der eigentliche Star ist also die Lampe ohne die Bezeichnung «Star».
Nun könnte man natürlich einwenden, dass es keine grosse Rolle spiele, ob eine Lampe 3,8 oder 6,5 Kilowattstunden pro Jahr verbrauche – vor allem wenn man an den Verbrauch von Backöfen, Abwaschmaschinen oder Kühlschränken denkt. Aber wenn es zum gleichen Preis sparsamere und langlebigere Lampen gibt, dann ist der Fall eigentlich klar.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Bleibt dennoch die Frage, ob es sich lohnt die aktuellen (noch gut funktionierenden) LED-Birnen im privaten Haushalt zu ersetzen. Sind bei mir immerhin an die 20 Stück. Oder doch besser abwarten, bis diese den Geist aufgeben und dann erst durch Neue ersetzen? Damals beim Wechsel von Sparlampen habe ich den niedrigeren Verbrauch in der nächsten Strom-Rechnung gesehen und nach 3-4 Monaten war die Investition bereits ammortisiert. Hier wird dies wohl kaum der Fall sein?
Indem sie eine 60-Watt-Glühbirne mit einer Sparlampe ersetzt haben, haben sie pro Jahr (1000 Betriebsstunden) etwa 48 Kilowattstunden gespart. Wenn sie nun eine Sparlampe mit einer besonders effizienten LED-Lampe ersetzen, sparen sie «nur» noch 9 Kilowattstunden pro Jahr. Ich würde sie daher nicht ersetzen.
Aber ich würde bei künftigen Käufen darauf achten, eine besonders effiziente LED-Lampe zu kaufen (erkennbar an einem Wert von mindestens 200 Lumen pro Watt). Und ich würde die effizientesten Lampen in diejenigen Leuchten schrauben, die – übers Jahr betrachtet – am längsten eingeschaltet sind.
Es gibt im Zusammenhang mit LED Lampen noch einen weiteren Aspekt, den man berücksichtigen sollte. Bei den LED Lampen ist der Blaulicht Anteil höher als bei gewöhnlichen Lampen. Vor allem bei kleinen Kindern sollte man vorsichtig sein. Es kann zu Netzhautschädigungen führen.
Das Problem stellt sich weniger bei Lampen in Wohnräumen als vielmehr bei Scheinwerfern von Fahrzeugen, weil man da in die Lichtquelle schaut, und vor allem bei Bildschirmen, weil man da starrt, also die Augen wenig bewegt und kaum blinzelt.