Lithiumabbau in Chile Abbau gut fürs Klima, aber problematisch  in wichtig für Klimawende,

Lithiumabbau: wichtig für globales Klima, aber lokale Schäden beim Abbau. © ZDF

Die dunklen Seiten von grünen Technologien

Geert van Dok /  Der Abbau von Rohstoffen für die Klimawende verursacht soziale und ökologische Probleme. Es braucht eine nachhaltige Lieferkette.

(Red) Der hier publizierte Artikel ist zuerst im entwicklungspolitischen Newsletter «Polit-Sichten» von Helvetas erschienen.    

Ohne den schnellen klimaneutralen Umbau von Wirtschaft und Energiesystemen, ohne DekarbonisierungDigitalisierung und eine rasche Verkehrswende, ist die Klimaerwärmung nicht zu bremsen. Zentrale Bausteine dieser Transformation sind grüne Technologien wie Photovoltaik, Windkraft und Elektromobilität. Diese sind auf eine Vielzahl kritischer Rohstoffe angewiesen und setzen insbesondere die Verfügbarkeit von Seltenen Erden, Kupfer, Lithium und Kobalt voraus. Als «kritisch» gelten diese Rohstoffe nicht nur wegen steigender Preise, drohender Verknappung, Lieferunterbrüchen und geopolitischer Abhängigkeiten, sondern vor allem auch, weil ihr Abbau häufig mit schwerwiegenden sozialen und ökologischen Problemen einhergeht. Zudem sind sie kaum durch andere Materialien zu ersetzen. 

Astronomische Preise seit 2020

Seit 2020 sind die Preise für kritische Rohstoffe rapide angestiegen und halten sich seit Ende 2022 auf hohem Niveau. So beim Kupfer, dessen Abbau wegen der damit verbundenen sozialen Konflikte und umweltschädlichen Folgen häufig in der Kritik steht. Sein Preis verdoppelte sich zwischen Frühjahr 2020 und 2022 auf das Allzeithoch von umgerechnet knapp CHF 10’000 pro Tonne und liegt aktuell bei etwa CHF 8’300. Es wird angenommen, dass der Preis in den kommenden Jahren erneut ansteigen wird

Der Abbau von Lithium aus Salzseen in Argentinien, Chile und Bolivien, wo die weltgrössten Vorkommen lagern, benötigt enorme Wassermengen und zerstört die jeweiligen Ökosysteme: Unterirdische Salzseen werden abgepumpt, in der Folge fliesst das Grundwasser aus umliegenden Gegenden nach, und der Grundwasserspiegel sinkt ab. Betroffen ist die indigene Bevölkerung, die vor allem von Viehzucht lebt. Doch die Nachfrage nach Lithium für die Elektromobilität wächst und treibt den Preis nach oben. Kostete eine Tonne Lithiumcarbonat Mitte 2021 umgerechnet weniger als CHF 9’000, belief sich der Preis 18 Monate später auf CHF 78’000. Seither sank er wieder auf aktuell rund CHF 65’000. Für das laufende Jahr wird ein Preis von rund CHF 55’000 erwartet. 

Die Förderung von Kobalt, dem «schwarzen Gold» der Demokratischen Republik Kongo, ist gezeichnet von mangelnder Arbeitssicherheit, rechtlichen Grauzonen, mangelnder Transparenz und oft auch von Kinderarbeit. Doch das Geschäft ist lukrativ, kostete doch eine Tonne Kobalt, die im Sommer 2020 für umgerechnet CHF 27’000 zu haben war, Anfang dieses Jahres an der Londoner Metallbörse (LME) CHF 44’000. Vor Jahresfrist hatte der Preis sogar bei rund CHF 64’000 gelegen. Ob die Preise wieder ansteigen, bleibt abzuwarten. Zwar dürfte die Nachfrage im laufenden Jahr verglichen mit 2022 um etwa 17’000 auf rund 194’000 Tonnen steigen, doch wird sich auch das Angebot ausweiten: Nach 182’000 Tonnen im vergangenen Jahr dürften 2023 rund 209’000 Tonnen auf den Markt kommen. 

Profite für China und für Grosskonzerne

Obwohl die meisten Abbaugebiete der kritischen Rohstoffe im Globalen Süden liegen, bedeuten diese «für die Bevölkerung an diesen Orten nicht Reichtum, sondern Umweltverschmutzung, Menschenrechtsverletzungen und Korruption», wie swissfuture festhält. Von den hohen Preisen profitiert in erster Linie eine weltweit agierende Wirtschafts- und Finanzelite, während die Förderländer kaum Nutzen daraus ziehen. So ist beispielsweise in der Demokratischen Republik Kongo, wo 70 Prozent der weltweiten Kobalterze gefördert werden, nur ein Bruchteil der Kobaltproduktion (3,5%) in den Händen des einheimischen Unternehmens Gecamines. Die grössten Kobalt-Produzenten haben ihre Sitze in China und Europa. Allein Glencore kontrolliert knapp 20 Prozent der Produktion.  

Nebst Kobalt produziert und vermarktet Glencore, der weltweit führende Rohstoffkonzern mit Sitz in Baar, unter anderem Kupfer, Nickel, Zink, Eisenerz, Aluminium und Kohle und mischt im Lithiumhandel mit. Dabei nimmt das Unternehmen zwar für sich in Anspruch, Menschenrechte zu respektieren und sich für Nachhaltigkeit zu engagieren, «um mögliche nachteilige Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt zu minimieren». Gleichzeitig aber sah und sieht sich Glencore immer wieder mit Vorwürfen hinsichtlich Korruption, Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen konfrontiert. 

Neben den grossen Rohstoffkonzernen ist China längst zu einem der wichtigsten Akteure bei der Raffinierung und dem Verbrauch von Gütern geworden, die kritische Rohstoffe benötigen, und dominiert weite Teile des Marktes. Dies gilt für die Seltenen Erden ebenso wie für Kupfer, Lithium und Kobalt. So kontrollieren chinesische Anleger verschiedene Lithium-Bergbauunternehmen, auf die ein Drittel der weltweiten Produktion entfällt. Und bei der Kobaltproduktion kontrollieren chinesische Anteilseigner zwei Firmen, die zusammengenommen etwa 14 Prozent der Weltproduktion ausmachen. 

Energiewende dank «grünem Kolonialismus»

Bei der Förderung und Weiterverarbeitung kritischer Rohstoffe sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen weit verbreitet. Im Interesse der grünen Technologien kommt es zu Landraub («Green Grabbing») und Zwangsumsiedlungen. Zudem bleibt die lokale Bevölkerung vom wirtschaftlichen Nutzen weitgehend ausgeschlossen; die Gewinne fliessen in die Taschen der Hersteller und Anleger im Globalen Norden einschliesslich China. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass «die reichsten 1 Prozent in den letzten zwei Jahren fast doppelt so viel Vermögen angehäuft haben wie der Rest der Welt zusammengenommen», wie Oxfam in einer aktuellen Studie aufgezeigt hat. Das Vermögen dieser Superreichen wuchs dabei um USD 26 Billionen.  

Doch die Rohstoffausbeutung im Globalen Süden wird mit dem Hinweis auf den Klimawandel und den dringend notwendigen grün-technologischen Umbau Mittel zum Zweck. Stillschweigend wird hin- und angenommen, dass diese Form der Rohstoff-Ausbeutung für die Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Agenda 2030 unumgänglich ist. Mit der Folge, dass soziale Bewegungen von «grünem Kolonialismus» sprechen – eine Kritik, die auch an der Klimakonferenz COP 26 vor gut einem Jahr in Glasgow seitens der Entwicklungsländer vorgebracht wurde.  

Der Begriff steht für eine grün-technologische Energiepolitik, bei der transnationale Konzerne, internationale Organisationen und westliche Regierungen Einfluss auf die Politik in den Förderländern nehmen, um die Kontrolle darüber zu gewinnen – und damit die Ausbeutung und Aneignung der Rohstoffe legitimieren. «Reiche Länder setzen darauf, ihre Klimaziele zu erreichen, ohne dass sie im eigenen Land härtere Massnahmen ergreifen müssen», sagt die Ökonomin Vijaya Ramachandran vom Breakthrough Institute. «Es ist zu verlockend für die Staats- und Regierungschefs reicher Länder – einschliesslich derer, die viel Öl und Gas produzieren – anderen Einschränkungen aufzuerlegen. Die Verfolgung von Klimazielen auf dem Rücken der Ärmsten ist nicht nur heuchlerisch, sondern auch unmoralisch, ungerecht und grüner Kolonialismus in seiner schlimmsten Form.» 

Der steinige Weg zur Nachhaltigkeit

Fakt ist: Das Erreichen der Pariser Klimaziele setzt den weiteren Ausbau grüner Technologien voraus. Eine kohlenstoffarme Zukunft ist mineralintensiv, benötigen saubere Technologien doch deutlich mehr (kritische) Rohstoffe als die auf fossilen Brennstoffen beruhenden Technologien. Allerdings ist auch deren Gewinnung mit Treibhausgasemissionen verbunden. Um diese Emissionen möglichst zu reduzieren, wird dem Recycling der Rohstoffe und der Wiederverwendung von Komponenten grüner Technologien wie Lithium-Ionen-Batterien in Zukunft eine Schlüsselrolle zukommen. Doch wird das nicht genügen. Der Bergbau wird weiterhin benötigt, um die erforderlichen Mineralien in genügendem Ausmass zu liefern, zumal das Recyclingpotenzial von kritischen Rohstoffen aufgrund hoher Kosten und technischer Probleme sehr unterschiedlich ist. 

Die Weltbank hat daher 2020 die «Initiative für klimafreundlichen Bergbau» (Climate-Smart Mining Initiative) lanciert, mit der sie sicherstellen will, dass kritische Rohstoffe auf nachhaltige und umweltfreundliche Weise gewonnen werden. Sie will mit Regierungen, Entwicklungsakteuren, Industrie und Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um die bei der Klimawende, speziell bei der Herstellung grüner Technologien entstehenden Emissionen zu minimieren. Zugleich will sie auf ressourcenreiche Entwicklungsländer zugehen, damit diese die Mineralien für saubere Energietechnologien verantwortungsvoll und möglichst klimaneutral abbauen und liefern. 

Die Initiative der Weltbank ist begrüssenswert, aber sie wird nicht genügen. Sie liefert eher ungewollt globalen Playern und Grosskonzernen ein Feigenblatt, um Rohstoffe weiterhin ungebremst abzubauen. Zielführender wäre es, verstärkt in die Recycling-Forschung zu investieren, um nur so viel abzubauen, wie für die klimaneutrale Transformation tatsächlich benötigt wird. Gleichzeitig müssten Unternehmen auf der Grundlage der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht entlang der Wertschöpfungskette und gesellschaftlichen Verantwortung in den Abbaugebieten gerecht werden. Da Freiwilligkeit zu oft zu leeren Versprechen führt, braucht es dringend staatliche Regulierungen, wie sie in der Schweiz die Petition «Für ein griffiges Konzernverantwortungsgesetz» verlangt, die im Dezember 2022 mit über 217’000 Unterschriften eingereicht wurde.  

Oder Regulierungen wie in der EU, wo die EU-Kommission vor einem Jahr eine Richtlinie über die Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen angenommen hat, um «ein nachhaltiges und verantwortungsvolles unternehmerisches Verhalten in allen globalen Wertschöpfungsketten zu fördern». Trotz gegenteiliger Beteuerungen der früheren Justizministerin Karin Keller-Sutter im Jahr 2020, «international abgestimmt» vorzugehen und sich an den Berichterstattungs- und Sorgfaltspflichten der EU zu orientieren, wartet die Schweiz ab. Der Bundesrat hat jüngst beschlossen, bis Ende 2023 die Auswirkungen der EU-Richtlinie zu den neu geplanten Sorgfaltspflichten vertieft zu analysieren. Eine erste Vernehmlassung für eine angepasste Nachhaltigkeitsberichterstattung ist frühestens für 2024 geplant. Die Regierung spielt auf Zeit. 


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Der Autor Geert van Dok war bis vor kurzem Verantwortlicher Politische Kommunikation bei Helvetas, einer Organisation der Entwicklungszusammenarbeit.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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23 Meinungen

  • am 27.02.2023 um 16:04 Uhr
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    Danke für diesen Artikel, der den ganzen Zwiespalt der «grünen» Technologien schön zusammenfasst. Wenn unsere Energiewende auch sozial nachhaltig (also fair auf alle verteilt) sein sollte, müsste sie sich ja zudem auf eine Weltbevölkerung von 8 Mrd. Menschen hochrechnen lassen. Ich bin nicht sicher, ob es da reichen würde, einfach den Rohstoffabbau sozialer und ökologischer auszugestalten. Es wäre die schiere Menge, die unseren Lebensstil unnachhaltig machen würde.
    Darum fehlt mir auch in diesem Artikel die Frage des Weniger, die sich in unserer begrenzten Welt zwingend stellt: Wie finden wir als Gesamtgesellschaft zu weniger Mobilität, weniger Freizeitmarkt, weniger Datenfluss, weniger Hightech? Oder anders (in den Worten von Infosperber-Leser U. Keller) gefragt: Wie finden wir mehr «Zeit, erfüllende Beziehungen, Kreativität, Verbundenheit mit den Mysterien des Lebens sowie mit der unbändigen Schönheit der Natur»?

    • am 28.02.2023 um 11:52 Uhr
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      Genau, um den Klima-, Biodiversitäts- und anderen Krisen zu begegnen geht es nicht ohne das «Weniger».

  • am 27.02.2023 um 23:20 Uhr
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    Ich kann einen Besuch in einem Uhrenmuseum empfehlen, dort werden auch die Arbeitstische der Uhrmacher von damals ausgestellt, Anno 1873. Alles funktionierte wunderbar ganz ohne Elektrizität. Es gab pro Woche nur 1 «Sonntagsbraten». Und Flugzeuge gab es damals auch nicht, und Ferien in Bali schon gar nicht. Und wir waren damals 1.5 Mia Menschen auf dieser Welt.
    Aber schon damals haben wir massenhaft Wale abgeschlachtet, nur um an Lampen-Öl zu gelangen. Erdöl ist erst mit Rockefeller aufgekommen – zu Beginn als Lampen-Öl. Wir sind heute kein bisschen besser als damals, und werden auch in 50 Jahren nicht besser sein als heute. Wenn wir weiter ungehemmt konsumieren; dann wird das nix, mit dem Klima.

  • am 28.02.2023 um 08:34 Uhr
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    Grüne Technologie ist weder smart noch grün. Sie ist nach wie vor «mehr vom Gleichen» in unserem wachstumsabhängigen System. Wir sind alle abhängig davon und die, die es innerlich nicht sind, probiert man mehr und mehr mit internationalen Agenden zur restlosen Technologisierung ihres Lebens zu zwingen. Auch da ist persönliche Standhaftigkeit gefragt.

    • am 28.02.2023 um 20:54 Uhr
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      Zuoberst auf den internationalen Agenden stehen immer nach Erdöl, Kohle und Gas! Das macht uns
      abhängig. Sind sie stark genug dem zu widerstehen?

      • am 1.03.2023 um 21:49 Uhr
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        Ja

      • am 1.03.2023 um 21:52 Uhr
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        Ich meine allerdings nicht die Abhängikeit von irgendeiner Energiequelle, ich meine die innere Abhängikeit vom Materialismus einerseits und die ökonomische Abhängigkeit des Systems vom Wirtschaftswachstum.

      • am 4.03.2023 um 11:08 Uhr
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        Ja, da betreten wir die philosophische Wiese. Wie hatte schon Rousseau geschrieben: Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner zu Fuss. Und das ist, glaube ich, auch heute nicht anders.
        Die westlichen Demokratien haben die freie Entfaltung der persönlichen Möglichkeiten auf ihre Fahnen geschrieben (Individualismus). Ein grosser Teil davon ist wirtschaftliche Freiheit und Fortschritt. Wir hatten damit grossen Erfolg. Und unsere Ansprüche sind massiv gewachsen. Damit haben wir in den südlicheren Regionen Begehrlichkeiten geweckt. Jeder möchte dort auch ein grosses, schönes, schnelles Auto haben. Nun droht uns China mit einem staatlich gelenkten Kapitalismus sogar zu überholen. Herausforderungen ohne Ende! Wie die lebhafte Diskussion hier zeigt, wird bei uns darüber nachgedacht und debattiert. Und es gibt ja Individuen die sich auf diesen Weg begeben (wie Sie). Aber das sehe ich nicht direkt mit Technologien verknüpft.

  • am 28.02.2023 um 20:49 Uhr
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    Das Ganze ist eine tendenziöse negative Zusammenschreibe gegen die aktuell laufende Umstellung auf nachhaltige Energieerzeugung. Wenn man den Beitrag durchliest, macht es einem so richtig Mut die De-Karbonisierung anzugehen. Ironie off….
    Ich bin enttäuscht, dass IS da nicht kritisch ist und eine ganze Litanei von inzwischen längst überholten oder wiederholten Sachverhalten auflistet.
    Lithium Akkus werden heute Primär für Handys, Laptops und viele andere tragbare elektronische Geräte verwendet. Australien fördert aktuell mehr als doppelt soviel Lithium wie Argentinien, Chile und Bolivien.
    Der Akku einem Auto (BEV) enthält etwa 10kg Lithium. Er hält gut und gerne 8 Jahre. Und ist dann noch nicht «kaputt» Sein elektrisches Fassungsvermögen hat dann etwa 20% nachgelassen. Er kann aber immer noch sehr gut als Speicher für eine PV Anlage gebraucht werden. Da es noch nicht lange genug elektrische Autos gibt, gibt es noch keine Auto-Akkus zum rezyklieren. ……..

    • am 1.03.2023 um 07:39 Uhr
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      @Robert Richner:

      Naja, man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, was geht mich der Kolonialismus und die Zerstörung ferner Erdteile an. Uns betrifft’s ja nicht (unmittelbar) und die Welt gehört den Erfolgreichen und Starken, oder? Und stark ist Europa und seine Ableger (noch), dank jahrhundertelanger Ausbeutung der ganzen Erde.

      Doch nehmen Sie bitte auch wahr, was da die Menschen aus dem betroffenen globalen Süden dazu sagen. Ich möchte fast wetten, ohne es zu wissen, dass in Australien (das zwar aktuell viel fördern mag, aber dessen Lithiumvorräte offenbar nicht mit den Lateinamerikanischen vergleichbar sind) auch wieder mal die Aborigines von der Ausbeutung betroffen sind.

      Der Kolonialismus scheint Europa ja regelrecht im Blut zu liegen. Doch irgendwann wird uns das auch hier auf unsere eigenen Füße fallen – und ich fürchte, das hat schon begonnen …

      • am 4.03.2023 um 10:43 Uhr
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        Was hat das mit den neuen Technologien zu tun die hier zur Diskussion stehen? Gerade weil Europa (und auch Nordamerika) zu den wirtschaftlich führenden Nationen gehören, sollten wir uns auch einer gewissen Vorbildfunktion bewusst sein. Und wir haben (noch) die wirtschaftlichen Möglichkeiten und das Bewusstsein, dass das Ganze für die betroffenen Menschen verträglich umgesetzt werden soll. Sie haben vielleicht auch schon realisiert, dass die technische Realisierung der Elektromobilität in China einen extrem hohen Stellenwert geniesst und mächtig vorangetrieben wird. Und ich wage doch zu bezweifeln wie stark ökologische, soziale und arbeitsrechtliche Aspekte bei der Beschaffung der Rohstoffe durch die Chinesen eine Rolle spielen. Der Elektronikmarkt (Computer, Notebooks, Handys, und, und…) wird bereits von den Chinesen beherrscht. Dass Europa eine unrühmliche Geschichte mit dem Kolonialismus hat ist wohl wahr. Aber da können die neuen Technologien nichts dafür. Machen wir’s besser!

    • am 1.03.2023 um 10:38 Uhr
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      Der Artikel macht darauf aufmerksam, dass der unreflektierte Einsatz von elektrischen Technologien die einen schädlichen Rohstoffe durch andere ersetzt. Jeder Rohstoff hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Kupferleitungen können z.B. endlos rezykliert werden und manchmal auch – bedingt – durch Aluminium ersetzt werden.
      Das Hauptproblem der «neuen» Technologie ist die übertriebene Erwartunghaltung der meisten Leute, welche durch Reboundeffekte zu einer Verschlechterung führen kann. Das ist besonders deutlich bei den verhältnismässig leichten und ungiftigen Lithium-basierten Batterien, welche zu *schwereren* und *mehr» Elektroautos führen, also die gravierenden Nachteile der automobilen Mobilität nur in einigen Bereichen verbessern, in andern aber verschlimmern. Usw. Deshalb ist es wichtig, dass in Artikeln wie diesem die Nachteile betont werden, um die Reboundeffekte zu verkleinern.

      • am 4.03.2023 um 10:23 Uhr
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        Sie schreiben von einem «unreflektierten Einsatz.» Nun, das was im Rahmen der sog. erneuerbaren Energien möglich geworden ist, wurde in den letzten ca. 50 Jahren entwickelt und erarbeitet. Gleichzeitig hat man viele Zusammenhänge in der Natur, in der Meteorologie und in der Klimakunde erforscht. Die «leichten und ungiftigen Lithium Batterien» führen zu schwereren Autos? So zwingend wie sie dies darstellen, ist es nicht. Es ist sehr wohl möglich elektrische Autos zu bauen, die wesentlich kompakter sind als die heute vielfach anzutreffenden Verbrenner- SUVs. Vieles entspringt halt auch unserer über Jahrzehnte gewachsenen Anspruchshaltung. Eine umfassende Analyse von neuen Möglichkeiten basiert auf dem SWOT-Ansatz (Strength, Weakness, Opportunities, Threats = Stärken, Schwachpunkte, Chancen, Nachteile). Mit dem oben dargestellten wollte ich darauf hinweisen, dass noch nie in der Geschichte der Menschheit, die Anwendung neuer Technologien so umfassend analysiert worden ist.

  • am 28.02.2023 um 22:01 Uhr
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    Ein unheimlich wichtiges Thema. Gut dass sich Infosperber dessen immer wieder annimmt.
    Weil Politik und Wirtschaft die Klimakrise lange verschlafen haben, «das Klima» aber immer mehr Druck macht, pressiert es jetzt. Druck führt aber selten zu ausgewogenen Entscheidungen. Haarsträubende Entwicklungen wohin man schaut.

    Ich möchte mich grundsätzlich den bisherigen 3 Kommentaren anschließen und auch noch einmal auf eine Buchbesprechung von Hans Steiger hinweisen, die sehr gut zu diesem Thema passt: https://www.infosperber.ch/wirtschaft/wachstum/degrowth-in-einer-begrenzten-einfacheren-gerechteren-welt/
    ‹Eine Welt – ein Klima› und ‹Weniger ist mehr› sind jedenfalls empfehlenswert. V.a. Jason Hickel zeigt systematisch auf, dass exponentielles Wachstum und extremer Materialverbrauch die Grundübel sind – und bietet Alternativen. Fast ein ‹Muss› dieses Buch.

    Zur «Unersetzbarkeit» von Lithium: Wie steht’s denn eigentlich um die Natriumionenakkus? Muss es denn wirklich immer Lithium sein?

    • am 1.03.2023 um 15:58 Uhr
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      Im Moment sind wir immer noch sehr privilegiert. Langsam macht sich das Klima bemerkbar….Aber das stört uns eigentlich nicht so. Wir können weiter hin und her diskutieren was die anderen sollen und wir nicht wollen. (Wie beim Münzen werfen: Kopf – Ich gewinne, Zahl – Du verlierst). Und vor dem was «die Grenzen des Wachstums» aufzeigt sind wir auch noch 200-300 Jahre entfernt (Dass gewisse Rohstoffe wie Erdöl, Gas etc. bei übermässigem Verbrauch plötzlich nicht mehr da sind). Der Mensch braucht einen gewissen Druck bis er sich bewegt. Und dann wird das was heute zerredet und verwässert wird, plötzlich selbstverständlich (Die Sonne schickt uns noch Jahrmillionen GratisEnergie die wir noch fast nicht nutzen). Und alle wundern sich dann, warum sind wir nicht früher draufgekommen?

    • am 1.03.2023 um 16:22 Uhr
      Permalink

      Ich verstehe ihr Gegensatzpaar: «Ausgewogen – Haarsträubend» nicht. Schöner Ausdruck: degrowth. Ja, exponentielles Wachstum und extremer Materialverbrauch bedingen ein «Degrowth.» Das ist ja genau die Aussage aus dem Buch «die Grenzen des Wachstums» des Club of Rome. Die Natur erzwingt Ausgewogenheit auf drastische Weise. Wird von etwas lebenswichtigem (Wasser, Sauerstoff, Nahrung) zuviel konsumiert und ist nicht mehr genügend da, wird halt gestorben.
      Die Sonnenenergie ist eine sehr faire Energie: Die Sonne scheint immer für einen Teil der Weltbevölkerung (gut halt für die einen etwas kräftiger als für die anderen). Aber mit einer solchen Intensität, dass für alle genügend Energie da ist.
      Neben «degrowth» sind «recycle» (Kreislaufwirtschaft wie sie die Natur praktiziert) und «reorient» (Alternativlösungen) ein wichtiger Aspekt für das Überleben der Menschheit. Ihre Frage Zu den Natriumionen Akkus geht in diese Richtung. Immerhin werden wir aber noch mehrere 100Jahre Lithium haben.

      • am 2.03.2023 um 07:46 Uhr
        Permalink

        Danke für d. Nachfrage.
        Ich meine es so:
        «Ausgewogen»: Wir «entwickelte» Länder haben ja etliche existenzielle, ökologische und soziale Krisen hervorgerufen: nicht nur Krise des Klimas, auch der Bioversität, Übersäuerung und Überfischung der Meere, extreme soziale und wirtschaftliche Ungleichheit … bis hin zu verschiedensten Folgen von 5 Jhdten Kolonialismus. Wir sollten mit unseren Maßnahmen aufpassen, dass wir nicht, um eine Krise abzumildern, die anderen verschlimmern.
        «Haarsträubend»: Genau dies (s. letzter Satz) geschieht gerade aber immer wieder. ZB. Klimakrise und Vernichtung der Biodiversität werden praktisch gegeneinander ausgespielt. zB wird weltweit, auch hierzulande, der bisher (!) erneuerbare «Roh-» und «Brennstoff» (ist ja tatsächlich wichtiger Teil der Ökosysteme!) Holz in solchen Massen den Wäldern entzogen, dass die Ökosysteme kollabieren. Schädlich fürs Klima und zerstörerisch für die Biodiversität.
        Amazonasregenwald ist schon heute CO2-QUELLE
        Rest: s. zB. J. Hickel

  • am 1.03.2023 um 11:30 Uhr
    Permalink

    Lithium für Akkus wird mittelfristig nur noch für Nischenanwendungen gebraucht werden.
    Wenn auch die Energiedichte (Wh/Kg) noch Steigerungsfähig.

    Natrium-Ionen-Akkus gehört die Zukunft. Nachdem ein viel besseres Anodenmatrial entwickelt ist,
    werden es ab 2024 da Energiedichten geben, wie es die heutigen Lithium-Akkus haben.
    Natrium ist in den Weltmeeren nahezu unerschöpflich vorhanden.
    Allerdings muss das frei werdnde Chlor gebunden werden, damit die Meere nicht noc h weniger basish werden.
    Die Vorteile, es werden keine weiteren problematischen Materialen benötigt.
    Die Leistungen beim Laden u. Entladen sind sehr viel höher.
    Die Kapazität sinkt kaum, auch nicht nach sehr vielen Lade- u. Entlade-Vorgängen.
    Last but not Least der Preis ist viel niedriger.
    Die Firma CATL geht von Produktionskosten von 30 USD pro KWh in ihren neuen GIGA-Fabriken mit sehr hoher Massenfertigung. Marktpreis 60 USD pro KWh ?

  • am 2.03.2023 um 08:07 Uhr
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    Es geht ja nicht nur um die Frage, wie lange reichen «uns» (und was ist mit danach kommenden Generationen, was mit anderen Lebewesen, die davon betroffen?) die bekannten Vorkommen irgendeines Elements oder Stoffes auf der Erde noch – bei heutigem Verbrauch!
    Das exponentielle Wachstum der Wirtschaft macht diese Prognosen oft obsolet, der Verbrauch steigt rasant, das wird total unterschätzt. Zudem geht es auch um die Folgen der Gewinnung der Materialien, wobei idR ein Vielfaches der tatsächlich gewonnenen Rohstoffe an (Abraum-)Material bewegt werden muss, Energie dafür aufgebracht werden muss, Ökosysteme zerstört werden, Menschen heimatlos gemacht etc. pp …
    Das alles wird oft ausgeblendet.
    Natürlich ist Kreislaufwirtschaft extrem wichtig, ebenso wie Dekarbonisierung, nachhaltigere Technologien, aber wenn die Wirtschaft weltweit weiter so wachsen soll, wird das alles nix helfen. Wir sollten das Wachstum denen überlassen, die es noch nachholen müssen um menschenwürdig leben zu können.

  • am 3.03.2023 um 13:34 Uhr
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    Ohne an uns selbst zu arbeiten wird es keinen Umbruch in der Ausbeutung unserer Erde geben. Mit den Mitteln neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und neuer Technologien werden wir den Klimawandel nicht stoppen können.
    Aber darum geht es nicht, Klimawandel ist nur ein anderes Geschäftsmodell mit welchem sich Geld verdienen lässt. Und zwar unverhältnismässig viel Geld für weniger Leistung. Da spielt der Mensch als Wert, überhaupt keine Rolle mehr, aber das ist nicht erst seit heute so.

  • am 4.03.2023 um 17:25 Uhr
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    Die Wahrheit ist, wir haben schlicht nicht genug Kupfer, Lithium, Neodym, Kobalt etc. um bis 2050 nur die USA und die EU klimaneutral umzugestalten.

    Die Elektrifizierung der gesamten Wirtschaft ist ein Irrweg. Sollte wirklich der Verkehr und das Heizen komplett elektrisch erfolgen, müssen nicht nur die Überlandnetze ausgebaut werden sondern auch die Netze in alle Stadtteile, damit der Strom für Wärmepumpen und E-Autos überhaupt dahin transportiert werden kann. Laut Agora Energiewende wird sich der Strombedarf bis 2045 ca. verdreifachen. Das bedeutet im Umkehrschluss, überall wo jetzt ein Kupferkabel liegt müssen wir 2 dazulegen. Jedes E-Auto braucht ca. 8 kg mehr Kupfer als ein Verbrenner. Soviel Kupfer haben wir einfach nicht!

    Ohne E-Fuels wird es nicht gehen! Außer es geht zurück in den Lebensstandard von 1950.

    • am 5.03.2023 um 11:22 Uhr
      Permalink

      Wer die Wahrheit kennt irrt sich auch andernorts….Sie bleiben die Fakten zu ihren Behauptungen schuldig. Wieso soll die Elektrifizierung ein Irrweg sein? In der Schweiz hat die SBB schon während des ersten Weltkrieges erkannt, dass die Versorgung mit Kohle zu grosser Abhängigkeit führt und die Elektrifizierung vorangetrieben. In der Folge wurden Stauseen, Flusskraftwerke Turbinen- und Pumpstationen gebaut und der ganze Bahnbetrieb elektrifiziert. Elektrizität ist die höchstwertige Form von Energie, da sie in alle anderen Energieformen umwandelbar ist (Erzeugung von Oeko-Fuel braucht viel Strom) ). Die Versorgung mit Strom muss nicht so zentralistisch erfolgen wie sie behaupten. Wenn der Strom dort erzeugt wird wo er verbraucht wird (Hausdächer, Fassaden,..) muss er nicht über Überlandleitungen transportiert werden. Die Verfügbarkeit von Kupfer ist gesichert (870 Mio Tonnen), 32% wird rezykliert. 28Mio Tonnen Jahresbedarf. 5000 Mio Tonnen zu erschliessende Lagerstätten vorhanden.

      • am 6.03.2023 um 06:56 Uhr
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        Es sind einfach nicht genug Rohstoffe um alles und jeden auf dieser Welt auf diese Art und Weise zu elektrifizieren. Es stimmt nicht das man überall in der Welt und auf jedes Dach Solarzellen setzen kann wo man mit Wind- oder Wasserenergie nicht liefern kann. Es stimmt nicht, das alle Fahrzeuge dieser Welt, Batteriebetrieben fahren können. Nur weil wir es uns leisten könnten es zu tun und damit andere, ärmere Länder ausbeuten die es nicht mehr selber nutziessen können macht uns unsere Grüne Politik nicht besser, sondern nur kurzsichtig und dumm. Eine neue Form des Kolonialismus und Ausbeutung anderer Kontinente. Neben der jetzt schon modernen Sklavenhaltung von Billiglöhnern in Niedriglohnländern ein weiterer Trugschluss das wir die guten wären!

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