Sperberauge

Der Bundesrat will das Klima retten – mit Protz-Autos

Marco Diener © zvg

Marco Diener /  Viola Amherd hat ihn schon, Albert Rösti und Guy Parmelin bekommen ihn bald: den BMW i7 – ein Monster von einem Auto.

«Viel zu gross. Viel zu schwer. Viel zu stark. Die meisten Hersteller produzieren keine vernünftigen Elektroautos, sondern protzige.» So hatte Infosperber im Dezember die Elektroautos beschrieben, welche die meisten Hersteller auf den Schweizer Markt bringen.

Zum Beispiel der BMW i7

Zur Illustration diente der BMW i7, der Ende letzten Jahres gerade lanciert worden war. Er ist fast fünfeinhalb Meter lang und beinahe zwei Meter breit. Voll beladen wiegt er 3250 Kilo. Er lässt sich also gerade noch ohne Lastwagen-Führerausweis fahren. Ein Vernunftauto sieht anders aus.

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Die neue Chauffeurlimousine von Viola Amherd: ein BMW i7.

Teil des «Klimapakets»

Doch ausgerechnet den BMW i7 beschafft der Bund nun für drei Bundesräte. Und zwar in der mittleren Ausführung. Er leistet 544 PS, er beschleunigt in 4,7 Sekunden von 0 auf 100, und er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde. Zuerst bekommt ihn Viola Amherd (Die Mitte); danach sind Albert Rösti und Guy Parmelin (beide SVP) an der Reihe.

Das VBS teilt mit, es kaufe «für die Departemente im Grundsatz nur noch rein elektrisch betriebene Fahrzeuge». Und weiter: «Diese Massnahme wurde im Zuge des Klimapakets des Bundesrates für die Bundesverwaltung beschlossen.» Die BMW entsprächen «den ökologischen Grundsätzen der Beschaffung und Nutzung von Verwaltungsfahrzeugen».

Eine Chauffeurlimousine

Die Kolosse, die weit über drei Tonnen wiegen, sollen also unser Klima retten. Und womöglich die Bevölkerung auch noch von der Energiewende überzeugen und sie für die Strommangellage sensibilisieren.

Den VBS-Leuten scheint der Kauf der BMWs, die ohne Sonderausstattung 171’900 Franken kosten, nicht ganz geheuer zu sein. Jedenfalls rechtfertigen sie die Beschaffung: «Den Mitgliedern des Bundesrates sowie dem Bundeskanzler oder der Bundeskanzlerin steht während ihrer Amtsausübung ein Repräsentationsfahrzeug mit Fahrerin oder Fahrer zur Verfügung.» Eine so genannte Chauffeurlimousine. In einem Video, das wie ein Werbespot von BMW aussieht, wird dem Volk die neue Staatskarrosse vorgestellt.

Es ginge auch anders

Nur: Warum müssen Repräsentationsfahrzeuge immer Protz-Autos sein? Die Schweiz könnte auch auf eine andere Art repräsentieren – auf eine bescheidenere. Mit einem einigermassen normalen Elektroauto. Bundesrat Alain Berset kam ja seinerzeit auch nicht schlecht an, als er sich in New York fürs Aktenstudium kurzerhand auf einen Bordstein setzte.

Weiterführende Informationen:

Infosperber: Elektroautos auf Abwegen

Infosperber: Der weltbeste Motorenbauer dämpft die Elektroauto-Euphorie


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

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Die Klimapolitik kritisch hinterfragt

Die Menschen beschleunigen die Erwärmung der Erde. Doch kurzfristige Interessen verhindern griffige Massnahmen.

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14 Meinungen

  • am 17.06.2023 um 11:20 Uhr
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    Dieser Autos passen nicht zu unsererer einfachen Schweizer Art. Ich dachte die fahren ÖV? Hier in ZH fahren meistens Expats solche Karren!

  • am 17.06.2023 um 12:10 Uhr
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    Wasser predigen und Wein trinken! Es muss ja nicht gerade ein Golf sein, es dürfte aber noch andere geeignete E-Autos geben welche mit weniger Gewicht auskommen. Gewicht muss bewegt werden und kostet Energie, die wir ja sparen müssen. Der Bundesrat mit dem Slogan «Wir sind die Besten, aber auch wir brauchen nicht das Beste» wäre sicher sympathischer.

  • am 17.06.2023 um 14:29 Uhr
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    Bundesrätin Amherd und die Bundesräte Rösti und Parmelin sind für mich völlig unglaubwürdig, wenn sie das tun. Die Elektromobilität hat ihre Unschuld komplett verloren. Auch wenn solche Autos leiser sind als fossil betriebene dürfte ihre Klimaschädlichkeit und Gesundheitsschädigung durch Feinstaub grösser sein als sogar bei bescheideneren Benzinautos. Wobei ich gar nicht wissen will, mit welchen anderen viel zu schweren und schnellen Autos unsere Verwaltungsleute auf Staatskosten herumfahren, von den ebenfalls benutzten noch viel schädlicheren Militärfahrzeugen und Fluggeräten (auch privaten, da ist auch BR Berset kein Vorbild) ganz zu schweigen.

  • Portrait_Josef_Hunkeler
    am 17.06.2023 um 14:31 Uhr
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    Plus c.. tu moeurs.

    Warum Bundesräte mit 240 kmh durch die Gegend fahren sollten ist wohl den wenigsten Steuerzahlern verständlich zu vermitteln. Die CH-Höchstgeschwindigkeit liegt doch einiges tiefer.

    Sind diese Entscheidträger alle Aktionäre von BMW, von Rheinmetall …

    Wo hört dieser Spuk denn endlich auf ?

    Wie war das mit dem Papa-Mobil ?

  • am 17.06.2023 um 23:57 Uhr
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    Also eine VORBILDFUNKTION sieht anders aus – wer nur hat diese Schnapsidee gehabt? Genau so wird man immer mehr unglaubhafter, man muss sich nicht wunder über immer mehr Staatsverdrossenheit der Bürger.

  • am 18.06.2023 um 00:09 Uhr
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    Sicher, der Bundesrat zu Fuss erscheint sympathisch, aber das Geprotze mit den grossen Fahrzeugen macht leider Schule:(

    Elektromobilität ist sinnvoll, wenn am richtigen Ort eingesetzt: bei leichten Fahrzeugen bis ca. 400kg. Sowieso sollte unser ganzer Fahrzeugpark leichter werden. Elektromotoren, vernünftig eingesetzt, gehört die Zukunft, oder wer hat schon ein benzinbetriebenen Rasierapparat gesehen?

    Hier zwei schnelle Fahrzeuge mit Effizienz, Riesen-Spassfaktor und ohne Grosstuereien – Verbrauchen 4x weniger Strom als Elektroautos:

    https://dirtstore22.ch/produkt/surron-l1e-sinster22-edition-mit-strassenzulassung-38ah/

    https://zeromotorcycles.com/de-ch/model/zero-ds

  • am 18.06.2023 um 07:21 Uhr
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    Ja – zu allen Kommentaren und ein Merci für den Artikel.
    Und vor allem Leute mit wenig Geld, bringen die hohen Strom-Preise arg in die Bredouille.
    Hinzu kommt, dass es Menschen gibt, welche den Strom z.B. zum Pumpen von Wasser (in Haus, Garten und Landwirtschaft) benötigen und nicht zum luxuriös in der Weltgeschichte herum zu fahren.

  • am 18.06.2023 um 10:14 Uhr
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    Wie repräsentativ ein BR-Auto sein soll, will ich hier nicht diskutieren.
    Es ist aber anzumerken, dass das gleichmässige Bewegen von mehr oder weniger Gewicht (bei gleicher Form) nicht mehr bzw. weniger Energie braucht.
    Die Energie wird für das Beschleunigen gebraucht und beim Abbremsen von reinen Benzin- und Dieselfahrzeugen in Wärme umgewandelt – bei Hybrid- oder Elektroantrieb wird sie zu ca. 2/3 zurückgewonnen und wieder gespeichert. (Test mit BMWi3: https://bit.ly/3NytC6t)

    • am 19.06.2023 um 08:58 Uhr
      Permalink

      Das ist unvollständig, Herr Grafhuis. Am meisten Energie wird für grosse Höhenunterschiede verwendet und ein Teil kann auch zurückgewonnen werden, wie Sie schreiben. Auf ebener Strecke bei geringeren Geschwindigkeiten ist es jedoch der Rollwiderstand der Reifen, der am meisten zählt, und dieser ist direkt proportional zum Gewicht.

  • am 18.06.2023 um 13:52 Uhr
    Permalink

    Dieser Artikel zeigt mir nur, dass Herr Diener hier gerne die Neiddebatte anheizt.
    Nun sind es «umweltfreundliche,CO2 sparende Elektroautos» , die unsere «Staatsdiener» erhalten sollen, er möchte Ihnen auch vorschreiben wie gross ,schwer , schnell usw. diese sein sollen.
    So lange uns unsere Staatsdiener nicht vorschreiben werden , welches Auto sich jeder von persönlich kaufen darf , dann sollten unsere «Staatsdiener» auch fahren dürfen , was entsprechend einen repräsentativen Charakter hat. Sollte es dazu kommen , dass uns unsere «Staatsdiener» uns vorschreiben sollten , was wir fahren dürfen, dann sollte sie selbst zu Fuss laufen oder mit Elektrofahrrad fahren .
    Herr Diener ,ich kenne nicht ihre politische Gesinnung, aber eine Neiddebatte hat noch nie etwas gebracht.

    • am 19.06.2023 um 09:12 Uhr
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      Es geht hier nicht um Neid, Herr Komorek, sondern um das politische Vorbild. Ein Umweltminister, der ein solches Auto fährt, selbst von der SVP, kann z.B. notwendige Energie- und Klimaschutzmassnahmen nicht glaubwürdig vertreten. Auf der anderen Seite geht es um Repräsentation bei Staatsanlässen, wo viel schlimmere, oft gepanzerte, Fahrzeuge in anderen Ländern üblich sind. Auch hier finde ich, dass die Schweiz Bescheidenheit als Tugend und als Vorteil darstellen sollte, besonders da dies bei uns tatsächlich noch möglich ist.

  • am 19.06.2023 um 12:40 Uhr
    Permalink

    Warum nutzen die Schweizer Großkopfeten keinen VIP-Fahrdienst, der nach Bedarf Fahrzeuge stellt? Man würde stunden- oder tageweise mieten, das hält die Kosten niedrig, vermeidet Nebenkosten für Anschaffung, Service und die Auswahl ist auch größer. In der Schweiz gibt es mit Sicherheit hochkarätige Fahrdienste und Exklusiv-Autovermietungen, die so etwas machen.

  • am 19.06.2023 um 20:51 Uhr
    Permalink

    Sehr geehrter Herr Schmidt
    Das dürfen sie natürlich so sehen , ich sehe dies auf Grund der reißerischen Überschrift etwas anders,
    «Bundesrat will das Klima retten – mit Protz-Autos». Diese Überschrift sagt mir ganz klar aus , was der Autor damit bezwecken möchte.
    Ich frage mich , weshalb dies überhaupt im Infosperber ein «relevantes «Thema ist , es gibt definitiv wichtigere Themen, als über die Autos des Bundesrates zu schreiben absolut überflüssig, ausser man möchte damit oberes bezwecken.

    • Portrait Marco Diener.1 Kopie
      am 20.06.2023 um 07:32 Uhr
      Permalink

      Ich finde es nicht ganz irrelevant, wie sich der Bundesrat präsentiert, wenn er uns davon überzeugen will, dass Klimaschutzmassnahmen nötig sind.
      Und was das mit einer Neiddebatte zu tun haben soll, wie Sie in Ihrem vorigen Kommentar geschrieben haben, erschliesst sich mir nicht.

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