Hupac setzt auf Neat und Verkehrswende
Das Geschäft der Hupac, der Marktführerin im Kombinierten Güterverkehr (KV) durch die Alpen, stagnierte in den letzten Jahren. Gründe: Die Wirtschaftskrise in Europa stoppte ab 2009 das Wachstum des Transports zwischen Nordeuropa und Italien. Als Folge davon sank das Verkehrsvolumen der Hupac leicht unter das Niveau von 2008. Die stufenweise Abwertung des Euro von 1.60 auf 1.10 Franken drückte zusätzlich auf den Umsatz und Gewinn.
Im Geschäftsjahr 2015 sank der Umsatz der Hupac gegenüber dem Vorjahr um 10,3 Prozent auf 427,5 Millionen Franken, während er gemessen in Euro etwa stabil blieb. Der Reingewinn schrumpfte gar um 19,7 Prozent auf noch 6,1 Millionen Franken. Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen bewertete die Hupac-Leitung dieses Resultat an ihrer Bilanz-Medienkonferenz als «zufriedenstellend».
Neat erhöht Produktivität
Heller als zurück ist die Sicht voraus: «Mit unserer neuen Strategie stellen wir die Weichen wieder auf Wachstum», sagte Hansjörg Bertschi, Transportunternehmer und Präsident der Hupac, gestern, 12. Mai 2016, in Zürich. «Wir drücken wieder aufs Gaspedal», bekräftigte Hupac-Direktor Bernhard Kunz. Die beiden begründen ihre Zuversicht primär mit der Neat durch den Gotthard. Diese wird die Produktivität des Schienenverkehrs auf der Nordsüdachse in zwei Etappen steigern:
- Die Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels verkürzt ab 2017 die Strecke zwischen Altdorf und Bellinzona um 30 Kilometer, verringert den Energieverbrauch der Güterzüge und vermindert Störungen im Bahnbetrieb. Bei den Zügen, die über die Luino-Linie fahren, lässt sich zudem die Zahl der Lokomotiven von drei auf eine reduzieren.
- Die Eröffnung des Ceneri-Basistunnels macht ab 2020 die ganze Strecke von Rotterdam durch den Gotthard und Ceneri nach Mailand zur Flachbahn. Das erlaubt es, auch auf der (Haupt-)Linie über Chiasso 1600 Tonnen schwere Züge mit nur einer Lok zu ziehen. Dieser zweite Produktivitätsschub ist stärker als der erste.
Verkehrswende in Italien?
Der Nutzen der Neat hängt stark vom Ausland ab, nämlich den Anschlüssen im Norden und Süden. In den letzten Jahren waren die Aussichten vor allem in Italien düster: Die Realisierung der geplanten Umlade-Terminals, die über Erfolg oder Misserfolg im Kombinierten Güterverkehr Strasse-Schiene entscheiden, stockte im Raum Mailand. Zudem hat Italien sein Bahnangebot im Güterverkehr in den letzten Jahren stark abgebaut.
Doch heute sieht Hupac-Direktor Kunz am Ende des Tunnels viel Licht: Die Projekte für zusätzliche Terminals im Raum Mailand (Brescia, Piacenca sowie Segrate bei Mailand) seien inzwischen «auf Kurs» und sollten 2020 gleichzeitig mit dem Ceneri-Basistunnel in Betrieb gehen. Unter der Regierung von Matteo Renzi werde in Italien «eine verkehrspolitische Wende» eingeleitet, schwärmt Kunz und stützt sich dabei auf neue Strategiepapiere, in die er Einsicht erhalten habe. So soll nicht nur die Luino-Linie, sondern auch der Schienenstrang bis Brindisi in Süditalien auf durchgehend 4 Meter Eckhöhe ausgeweitet werden, was zusätzlichen Gütertransport per Bahn erlaubt.
Grosses Potenzial, wenn …
Falls die italienische Verkehrswende tatsächlich hält, was Renzi angeblich verspricht, öffnet sich tatsächlich ein riesiges Potenzial für die Verlagerung von Gütern von der Strasse auf die Schiene. Denn in Italien werden heute über 90 Prozent aller Güter auf der Strasse befördert.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine