EU plant Greenwashing sogar im Luftverkehr
Die Europäische Kommission bereitet derzeit Kriterien vor für die Aufnahme des Luftverkehrs in die EU-Investitionsvorschriften. Das betrifft unter anderem auch die Flugzeugproduzenten. Dabei könnten über 7000 noch zu bauende Airbus-Maschinen auf einen Schlag das Prädikat «nachhaltig» erlangen und so «grün gewaschen» werden. Das zeigt eine Datenauswertung der unabhängigen NGO «Transport & Environment» (T&E )vom 17. Februar 2023.
Für Investoren als «nachhaltig» soll ein Flugzeug demnach bereits dann gelten, wenn es in Sachen Treibstoffeffizienz das Beste seiner Klasse ist. So definiert es der Kriterienentwurf, der 2022 von der «Platform on Sustainable Finance» empfohlen wurde. «Best in Class» ist eine Maschine, sobald sie effizienter ist als Flugzeuge der älteren Generation und bei ihrem Einsatz in der Flotte einer Fluggesellschaft eine ältere Maschine ersetzt. Das treffe für über 90 Prozent der hängigen Flugzeugbestellungen von Airbus zu, heisst es im Bericht von «Transport & Environment», auch wenn die neuen Flugzeuge immer noch fast ausschliesslich mit fossilen Brennstoffen betrieben würden und nur schwache Standards für die Kraftstoffeffizienz erfüllten.
Verkehrswachstum macht Effizienzsteigerung zunichte
Moderne, treibstoffeffizientere Flugzeuge emittieren wohl etwa 10 bis 20 Prozent weniger als ältere Modelle. Doch deren Einsatz hat die CO2-Belastung nicht gesenkt. Im Gegenteil: Die Emissionen des Flugsektors sind in den letzten Jahrzehnten exponentiell gestiegen, von 1990 bis 2017 um 129 Prozent. Dies trotz Verbesserungen der Treibstoffeffizienz neuer Flugzeuge um 18 Prozent im gleichen Zeitraum. Das liegt ganz einfach am starken Wachstum des globalen Flugzeug-Bestands und an der starken Zunahme des Flugverkehrs insgesamt.
Jo Dardenne, Aviation Director der NGO T&E, sagt:
«Ein grünes Investitionsetikett auf Tausende von stark umweltverschmutzenden Flugzeugen zu kleben, ist ein Akt des reinen Greenwashing. Die Europäische Kommission muss ihren Kurs ändern. Es überrascht nicht, dass Airbus unermüdlich Lobbyarbeit leistet, um sicherzustellen, dass die Luftfahrt in den Investitionsvorschriften bleibt. Aber das wäre nur eine Nebelwand, die es ihnen ermöglicht, schmutzige Flugzeuge für die kommenden Jahre zu verkaufen. Stattdessen sollten sie ihre Anstrengungen und Investitionen auf emissionsfreie Flugzeuge konzentrieren, die wirklich umweltfreundlich sind.»
Die ganze Flugbranche könnte vom Greenwashing profitieren
Auch Fluggesellschaften werden von den EU-Investitionsvorschriften betroffen sein. Und wie es aussieht, werden sie davon profitieren. Derzeit gilt die Mehrheit der europäischen Airline-Flotten nicht als «Best in Class». Aber ihre zukünftigen Flugzeuge würden es tun. Ryanair, EasyJet und Wizz Air zum Beispiel planen ohnehin, ihre Flotten in den kommenden Jahren durch effizientere Flugzeuge der neuen Generation zu ersetzen. Diese könnten allesamt als «Best in Class» und damit als nachhaltig angesehen werden, soweit sie ältere Flugzeuge ersetzen. Und dies, obwohl auch die modernen Maschinen auf Jahre hinaus ausschliesslich mit fossilen Brennstoffen fliegen werden.
Die Fluggesellschaften werden so ihre Investitionen in zukünftige Flotten als «grün» deklarieren können. Dasselbe Label werden auch die Einnahmen aus Flügen mit diesen Maschinen tragen. In der Praxis bedeute dies, dass ein Flug von Paris nach New York an Bord eines etwas effizienteren Flugzeugs in den Augen der Kunden und der Anleger als «grün» angesehen werden dürfte, schreibt T&E. Wer dann «nachhaltige» oder «grüne» Fonds kauft, kauft damit auch Verkehrsflugzeuge.
Subventionen zuhauf für den «nachhaltigen» Flugverkehr
upg. Pro Passagier- und Frachtkilometer tragen Personen- und Warentransporte in der Luft noch stärker zur Klimaerwärmung bei als der Strassenverkehr.
Trotzdem ist kein Transportmittel dermassen hoch subventioniert wie der Flugverkehr:
- Kein Rappen Steuern auf dem Flugbenzin
- Keine Mehrwertsteuer auf den Flugtickets
- Milliardensubventionen für den Bau von Airbus- oder Boeing-Flugzeugen
- Airlines wie Al Italia und andere wurden mit Hunderten Millionen Euros Steuermitteln vor dem Konkurs bewahrt
- Zinsgünstige oder zinslose Darlehen an Flughäfen
- usw.
«Nachhaltig» belastet werden nur die Steuerzahler, die Lärmopfer und die künftigen Opfer der Klimaerwärmung.
Müsste der Flugverkehr für alle Kosten selber aufkommen, würden Produktionsstandorte von Gütern und Nahrungsmitteln nicht mehr im gleichen Ausmass in alle Welt verlagert. Die regionale Produktion würde nicht mehr unter einem massiv verzerrten Wettbewerb leiden.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Und alle, alle sind sie ehrenswerte Leut. (Shakespeare)
Immerhin hat die EU den innereuropäischen Flugverkehr der Zertifikatspflicht (EU-EHS) unterstellt. Für alle diese Flüge müssen CO2-Emissionszertifikate erworben werden. Dies verteuert die Tickets und der Treibhausgasausstoss muss innerhalb der EU kompensiert werden.
Die Fliegerei ist weltweit für rund sieben Prozent des Treibhausgasausstosses verantwortlich, Schweizer sogar «27» Prozent. Um es klar und deutlich zu sagen: Mit jedem Flug, der angetreten wird. wird das Leben eines anderen Menschen verkürzt. Denn jeder Flug befeuert die Klimakrise, und an deren schädlichen Folgen – wie Dürren oder Hitzewellen – leiden Menschen (und Tiere) auf der ganzen Welt.
https://www.wwf.ch/de/unsere-ziele/flugverkehr
Die Weltgemeinschaft sollte sich wenigstens darauf einigen, dass es eine relativ hohe Abgabe auf das Kerosin aus den Fossilen gibt.
Diese Abgabe ist gezielt für die weitere Entwicklung von SynFuel und oder E-Fuel zu verwenden.
Die neuen Solarkraftwerke in der MENA-Region {Middle East North Africa] haben Gestehungskosten für Strom von 0,01 $ pro KWh. Wenn der Wirkungsgrad bei der Elektrolyse verbessert wird und die Kosten für die CO2-Abscheidung gesenkt werden, kostet syn. Kerosin weniger als heutiges unversteuertes Kerosin.
Das bestätigt einmal mehr meine Vermutung, dass die verschiedenen Akteure in Politik und Wirtschaft selbst entweder nicht an den Klimawandel glauben, daran, dass er für den Menschen existenzbedrohend ist, oder es ihnen schlicht egal ist und sie ihren Profit für wichtiger halten – trotz gegenteiliger öffentlichen Beteuerungen. Kein klar denkender Mensch würde, vor einer existenziellen Bedrohung stehend, solche ‹Buchaltungstricks› anwenden und das für eine Lösung halten.
Wir sahen die gleiche Einstellung schon während Corona, z.B. sehr deutlich in London. Die Parties, die Text-Messages zeigen uns da ein Bild einer Elite, welche selbst nicht an die Bedrohung der Pandemie glaubte, aber die Bevölkerung gängelte und ängstigte um ihre Ziele durchzudrücken.
Das Grundmuster hier ist, was mal ‹Disaster Capitalism› genannt wurde: Man nehme eine echtes, oder erfundenes Problem, mache es medial zu einer ‹existenziellen Krise› und schlage daraus Profit.
Unbegreiflich, wie zukunftsblind gewisse Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik noch immer zu sein scheinen. Der kurzfristige Profit scheint noch immer wichtiger zu sein, als eine langfristig nachhaltige Wirtschaft.
Wenn man die Umweltbelastung pro Kilometer erfasst, kommt die Fliegerei zu gut weg. Denn die Reisedistanz ist nicht gottgegeben. Eher ist es so, dass die Zeit, die wir für die Reise aufwenden, ungefähr gesetzt ist. Für eine Woche Ferien ist für uns vielleicht eine Reisezeit von je einem halben Tag für Hin- und Rückreise akzeptabel. Wenn das Flugzeug als Option bereitsteht, dann wird Amerika zum möglichen Ziel einer einwöchigen Ferienreise. Ohne Flugzeug beschränken wir uns auf Europa.
Die Fliegerei führt dazu, dass viel grössere Strecken zurückgelegt werden.