230804 TA Swiss

Die Frage In Tamedia-Zeitungen von Basel über Zürich bis Bern lenkt vom Wesentlichen ab. © tamedia

Die Swiss zockt uns nicht ab – jeder Flug wird subventioniert

Urs P. Gasche /  «Die Flugpreise sind etwas höher – Swiss mit Rekordgewinn»: Tagesschau und Zeitungen verschweigen die unzeitgemässen Subventionen.

Zur Frage, ob die Swiss ihre Passagiere «ungerechtfertigt abzockt», veröffentlichten die Tamedia-Zeitungen sogar ein redaktionelles «Pro» und «Contra». Zwar räumt Abzocker-Bejaherin Beatrice Bösiger ein: «Gegen ein Ende der Billigflüge ist nicht grundsätzlich etwas einzuwenden.» Und Abzocker-Verneiner Konrad Staehelin meint: «Dass dieser Entwicklung der eine oder andere Spontantrip nach Barcelona zum Opfer fällt, ist aus ökologischer Sicht zu begrüssen.» Er erinnert jedoch daran, dass die Swiss «Steuern zahlt, Tausende Angestellte beschäftigt und die Schweiz mit der Welt verbindet».

«Tages-Anzeiger» und angegliederte Tamedia-Zeitungen wie auch die SRF-Tagesschau verschwiegen bei dieser Gelegenheit des Halbjahres-Abschlusses der Swiss, dass der Flugverkehr noch immer massiv subventioniert wird und die Tickets noch ungleich teurer sein müssten, wenn die Flugpassagiere für die Klimafolgen und die verursachten Umweltschäden zur Kasse gebeten würden. 

Dazu kommen Milliarden an direkten Subventionen für die Herstellung des Airbus- und der Boeing-Jets. Die Subventionen ziehen sich durch bis zu staatlich garantierten günstigen Krediten an die Flughäfen.

Zu einer seriösen Information über Flugpreise gehören folgende Basisinformationen: 

Pro Passagier- und Frachtkilometer tragen Personen- und Warentransporte in der Luft noch stärker zur Klimaerwärmung bei als der Strassenverkehr. Trotzdem ist kein Transportmittel dermassen hoch subventioniert wie der Flugverkehr: 

  • Keine Steuern auf dem Flugbenzin!
  • Keine Mehrwertsteuer auf den Flugtickets!
  • Milliardensubventionen für den Bau von Airbus- oder Boeing-Flugzeugen;
  • Wirtschaftlich schwache Fluggesellschaften wurden mit Hunderten Millionen an Steuermitteln vor dem Konkurs bewahrt;
  • Zinsgünstige oder zinslose Darlehen an Flughäfen;
  • usw.

«Über Gebühr» belastet werden nur die Steuerzahlenden, die Lärmopfer und die künftigen Opfer der Klimakrise.

Die Schweiz ist eine Insel ohne Flugticketabgaben

Alle umliegenden Länder haben – wenigstens – eine bescheidene Abgabe auf Flugtickets eingeführt. Eine solche war mit vielen Jahren Verspätung im umfassenden CO2-Gesetz enthalten, das die damalige Energieministerin Simonetta Sommaruga erarbeitete. Das Volk lehnte das Gesetz in Sommer 2021 mit 51,6 Prozent Neinstimmen ab.

Mit unlauteren Argumenten hatten die Tamedia-Zeitungen und auch die NZZ eine auch bescheidene Abgabe auf Flugtickets abgelehnt. Das Mantra von Swiss/Lufthansa lautete, die Schweiz dürfe eine solche Lenkungsabgabe auf Flugtickets «nicht im Alleingang» einführen. NZZ und Tamedia plapperten das unbedarft nach. 

Tatsächlich war schon längst das Gegenteil der Fall: Die Schweiz hat als eines der wenigen Länder Westeuropas bis heute noch keine Abgabe auf Flugtickets eingeführt. Infosperber informierte am 11. Juli 2019: «Medien folgen blind den falschen Argumenten der Swiss/Lufthansa.»

Erstmals hatte Infosperber bereits vor elf Jahren informiert: «Schweizer Wettbewerbsvorteil auf Kosten der Umwelt».

Jahrelang blieb die Abgabe auf Flugtickets auf dem politischen Parkett tabu und bleibt es auch nach dem abgelehnten CO2-Gesetz – trotz immer spürbarerer Klimakrise. 

Und noch viel mehr aus der Zeit gefallen: Weder die Lufthansa/Swiss noch der Schweizer Bundesrat noch die Ampelkoalition in Deutschland setzen sich für eine europäische Besteuerung des Flugbenzins und für eine sonst übliche Mehrwertsteuer auf allen Flugtickets ein.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Zum Infosperber-Dossier:

Velofahrer

Anders Reisen – Umwelt schonen

Wie sich der Konflikt zwischen Reiselust und Klimafrust entschärfen lässt: Alternativen im Tourismus.

Dsenflugzeug

Flugverkehr

Freiheit für die einen, Klimakiller und Lärmbelästiger für andere. Auf jeden Fall ist er hoch subventioniert.

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3 Meinungen

  • am 5.08.2023 um 12:38 Uhr
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    Die Argumente sind nachvollziehbar. Trotzdem ist die Logik natürlich lustig: Nicht erhobene Abgabe = Subvention. Somit ist unser ganzes Leben subventioniert. Der Staat hätte ja noch eine weitere Abgabe erheben können.

    • am 6.08.2023 um 09:39 Uhr
      Permalink

      Der Autor spricht im Artikel vor allem von den versteckten Subventionen: Für die gravierenden Auswirkungen des Flugverkehrs auf die Klimaerwärmung kommt der Verursacher nicht auf!
      Das beste Anschauungsbeispiel ist das jetzige Unwetter in Slowenien. Durch ein einziges Ereignis wurde gerade eben mal 1% des jährlichen BSP Sloweniens vernichtet!!

  • am 5.08.2023 um 12:53 Uhr
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    Die Subventionen (bzw. Steuervergünstigungen!) des Flugverkehrs haben nun gar nichts damit zu tun ob die Swiss aktuell ihre Kunden «abzockt» oder nicht. Unter gegebenen rechtlichen Umständen profitiert die Swiss zurzeit von knappem Angebot und grosser Nachfrage. Somit macht sie mehr Gewinn, und ab welchem %-Satz Reingewinn man von «abzocken» sprechen will, ist Definitionssache. Das Geld für die teureren Tickets geht zur Zeit in die Tasche der Swiss, mit all ihren hungrigen schwarzen Löchern (Piloten-GAV, Aktionäre,…), und das hat überhaupt keinen positiven Einfluss auf den Klimawandel.
    Flug- und Strassenverkehr über Kilometer 1:1 zu vergleichen ist Schwachsinn. Selbst bei besten westeuropäischen Strassenverbindungen sind das immer min. 20% und deutlich mehr Extrakilometer auf der Strasse.

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