Kommentar
Die Baulobby leert die Hotelbetten
Fragt man die Interessenvertreter des Tourismus, warum die Zahl der Hotelgäste in den Schweizer Alpen abnimmt, sind diese um Antworten nie verlegen. Schuld sind tiefe Flugpreise, die Fernreisen verbilligen, das hohe Preisniveau und hohe Löhne im Inland, welche die Kosten steigern, bessere Tourismusförderung im nahen Ausland, der starke Franken etc.
Diese Antworten sind nicht falsch. Doch die meisten Touristiker klammern die wichtigste Ursache aus, nämlich den Bau. Der Bauboom leert die Hotelbetten. Der Bau und Ausbau von Strassen wandelt Übernachtungs- zu Tagesgästen. Der Bau von Zweitwohnungen konkurrenziert die Hotellerie. Tagesgäste und Übernachtungen in der Parahotellerie bringen den Ferienorten auch weniger touristische Wertschöpfung als Logiernächte in den Hotels. Zudem vertreibt die Betonierung der Schweizer Alpenlandschaft viele Gäste in weniger verschandelte Ferienregionen. Folge: Das Bauvolumen wächst, die Zahl der Gäste schrumpft. Die Betten werden kälter – und in manchen Bauten gibt’s gar keine Betten, weil sich die Zweitwohnungen nicht verkaufen lassen.
Darum hätte sich die Tourismus- und speziell die Hotelbranche freuen müssen, als das Schweizer Volk mit seinem Ja zur Franz-Weber-Initiative den meisten Gemeinden in den Alpen den Bau von zusätzlichen Zweitwohnungen verbot. Doch der Jubel blieb aus. Denn viele Hotelbesitzer partizipieren selber am Zweitwohnungs-Geschäft: Sie bauten und bauen auf ihrem ererbten Land Appartementhäuser. Mit dem Erlös versuchen sie, ihre Hotels zu sanieren, die sie mit dem Bau von Zweitwohnungen kannibalisieren, oder sie machen Kasse und schliessen den Hotelbetrieb.
Mit der Durchlöcherung des Zweitwohnungs-Verbotes versuchen nun die Lobbyisten des Berggebietes – von den Baulöwen über die Immobilienhaie bis zu den Hoteliervereinen –, dieses Geschäftsmodell zu retten. So wollen sie die Umnutzung von unrentablen Hotels zu Zweitwohnungen weiterhin erlauben, ebenso den Bau von neuen Zweitwohnungen, falls diese zur Vermietung ausgeschrieben werden. Damit missachten sie eine simple Erkenntnis, die Albert Einstein einst wie folgt formulierte: «Man kann Probleme nie mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Die Vorstellung, die Gäste würden, gäbe es keine guten Strassen, halt ins Hotel gehen, ist realitätsfremd. «Man» fährt hin, wo man hinkommt. Der Trend zu kürzest-Trips lässt sich nicht durch Rückbau von Strassen umkehren.
Gut analysiert Herr Guggenbühl. Und es wird nie mehr besser werden. Spekulanten aller Couleur tummeln sich auf den Bergen und verschandeln Landschaft und Natur.
Schuld ist das billige Geld, bauen ist das einzige was Heute (vorerst mal !) noch lohnt. Geld auf dem Sparbuch ist ein Verlust Geschäft, ergo sucht sich der wohlhabende andere (sprudelnde) Quellen.
Am Schluss sind alle Betten leer. Die Hotel Gäste kommen nicht mehr weil es vor lauter Kräne und Betonmischer einem die Präsenz versaut wird, und die 2. Wohnungs-Besitzer bleiben aus demselben Grund auch fern.
Gewinner wird das Ausland sein, die Schweiz schafft sich langsam ab !