Sperberauge

DUH zwingt McDonalds, die deutsche Mehrwegpflicht einzuhalten

Daniela Gschweng. © Alexander Preobrajenski

Daniela Gschweng /  Die Deutsche Umwelthilfe wies durch Stichproben nach, dass der Fast-Food-Riese das Gesetz nicht befolgt.

In Deutschland gilt seit Anfang 2024 Mehrwegpflicht – auch für Branchenriesen. Gastromen, Einzelhändler und Cateringunternehmen sind verpflichtet, Essen zum Mitnehmen auf Wunsch auch in Mehrwegverpackungen anzubieten (Infosperber berichtete).

Wer zum Beispiel in die Burger-Bude nebenan geht und nach einer Mehrwegdose oder einem Mehrwegbecher für Burger, Pommes-Frites und Getränk fragt, muss diese bekommen. Ob sich die Anbieter daran halten, wird allerdings eher selten kontrolliert.

Bei Stichproben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist nun der Branchenriese McDonalds mit Verstössen aufgeflogen. Die Umweltorganisation hatte zehn Filialen in Berlin untersucht. In vier davon bekamen die Testenden keine Mehrwegbecher – darunter zwei McDonalds-Läden und zwei Franchise-Filialen, berichtete die DUH in einer Medienmitteilung.

«Ein Armutszeugnis», findet demnach die DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. McDonalds zeige in Frankreich bereits, dass Mehrweggeschirr erfolgreich eingesetzt werden könne. «Gerade der Marktführer», sagt Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft. Vor allem für die grossen Anbieter sollte die Mehrwegangebotspflicht eine Selbstverständlichkeit sein, weil dort der meiste Verpackungsmüll anfällt.

McDonalds musste Unterlassungserklärung abgeben

Juristisch hat die DUH einen Sieg errungen. Mehrere McDonalds-Filialen mussten Unterlassungserklärungen abgeben. Beim nächsten Verstoss drohen damit Strafen.

Die DUH kritisiert McDonalds seit langem für sein Engagement gegen Mehrweglösungen bei gleichzeitiger Werbung für die eigene Umweltfreundlichkeit. Ein Werbeslogan ist beispielsweise: «Weniger ist (Mehr)weg».

McDonalds entfachte ein beispielloses Lobbying in der EU, um einer Mehrwegpflicht so weit wie möglich zu entgehen (Infosperber berichtete) und wehrte sich gerichtlich gegen die Stadt Tübingen, die eine Einwegsteuer einführen wollte. «Infosperber» verfolgte den Streit, den Tübingen 2023 gewann.

Als Massnahme gegen das Mehrweggesetz habe der Fast-Food-Konzern fast alle seiner Verpackungen auf beschichtete Papier- oder Kartonschachteln umgestellt, berichtete ein Redaktor von «Business Insider» im Januar 2023. Für die Becher gibt es ein Mehrwegsystem, aber wohl nicht in den von der DUH besuchten Filialen. Die streitbare Umweltorganisation kündigte weitere Kontrollen an.


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