Sperberauge

Deutsches Bundesland bezahlt halbe Reparatur von Elektrogeräten

Daniela Gschweng. © Alexander Preobrajenski

Daniela Gschweng /  Wer in Thürigen lebt, kann seit Mitte Juni 50 Prozent der Reparaturkosten für Elektrogeräte erstattet bekommen.

Viele Elektrogeräte wären noch zu gebrauchen, landen aber dennoch auf dem Müll oder im Recycling, weil sie einen kleinen Schaden haben. Oft wäre es möglich, Geräte reparieren zu lassen, statt neue zu kaufen, doch der Eigentümer scheut Aufwand und Kosten.

Die Einwohner des deutschen Bundeslands Thüringen haben seit einigen Wochen einen Grund mehr, kaputte Elektrogeräte wieder instand setzen zu lassen – Thüringen bezahlt in einem einmaligen Projekt seit 15. Juni die Hälfte der Reparaturrechnung für gängige Elektrogeräte wie Küchenmaschinen, Handys, Fernseher und Gefriertruhen.

Kleine Zahlung überwindet grosse Trägheit

Jeder Erwachsene kann sich so maximal 100 Euro Bonus pro Jahr auszahlen lassen, wenn er die Reparaturrechnung und einen Zahlungsnachweis bei der Verbraucherzentrale Thüringen einreicht und online einen Antrag stellt.

Der Reparaturbonus war wohl der Implus, den die Thüringerinnen und Thüringer noch brauchten, um aktiv zu werden. Etwas über 1000 Anträge habe man bisher genehmigt, sagt Stefan Eisentraut von der Verbraucherzentrale Thüringen auf Nachfrage.

Am häufigsten repariert wurden Handys und Waschmaschinen

Davon entfielen besonders viele, nämlich 191, auf kaputte Handys. Geflickt werden konnten ausserdem 133 Waschmaschinen, 113 Geschirrspülmaschinen, 96 Kaffeevollautomaten und 52 Fernseher, listet Eisentraut die «Top 5» auf. Und nicht alle Reparaturen waren kostspielig, der durchschnittliche Bonus betrug 70 Euro, nur 25 Anträge wurden bisher abgelehnt.

Etwa 1000 Anträge warten noch auf Bearbeitung. Wer noch keinen Bonus bekommen hat, muss allerdings Daumen drücken. Der Reparaturbonus ist ein einmaliges Projekt des Thüringer Umweltministeriums und der Verbraucherzentrale Thüringen, für das im Haushalt 150‘000 Euro reserviert wurden. Sind diese verbraucht, gebe es erst einmal keinen Bonus mehr, bestätigt Eisentraut.

In Österreich ein alter Hut

Der Landesverband für Elektrohandwerk begrüsste die Idee, machte aber auf Einschränkungen aufmerksam. So sei es in manchem Fällen umweltfreundlicher, ein neues Gerät zu kaufen, das sparsamer mit Resourcen umgeht, als ein altes zu reparieren. Für einige Geräte gebe es auch kaum Ersatzteile.

Der Versuch lief jedoch so gut, dass nun auch andere deutsche Bundesländer Interesse zeigen, berichtet das «Redaktionsnetzwerk Deutschland» (RND). Abgeschaut hat sich das Thüringer Umweltministerium die Reparatur-Idee in Österreich. Dort wurde der Reparaturbonus zunächst für einen begrenzten Zeitraum in einzelnen Bundesländern erprobt. Schon 2019 startete beispielsweise Niederösterreich das Projekt «». Von 2022 an werden Reparaturen in ganz Österreich mit maximal 200 Euro gefördert.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

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Eine Meinung zu

  • am 27.07.2021 um 14:48 Uhr
    Permalink

    Die Idee von Thüringen ist gut, um Symptome zu bekämpfen, setzt aber am falschen Ende an.
    Für die Arbeit am Schreibtisch habe ich einen zusätzlichen Monitor am Notebook angeschlossen. Einige Monate nach dem Garantieende konnte ich ihn nicht mehr einschalten. In Internetforen sah ich, dass ich nicht der einzige war mit diesem Problem. Beim Versuch das Gehäuse zu öffnen, brach rechts unten die Kunststoffoberfläche des Schalters ab. Darunter kam eine elektronische Platine zum Vorschein. Das abgebrochene Kunststoffquadrat hatte auf der Rückseite einen kleinen Kunststoffstift mit einem Millimeter Durchmesser, der halb abgebrochen war. Dieser drückte ursprünglich auf den Schalter auf der Platine. Mit einem Zahnstocher konnte ich den Bildschirm problemlos wieder ein- und ausschalten. Auch nach mehr als zwei Jahren funktioniert der Bildschirm immer noch einwandfrei! Ich bin überzeugt, das ist ein Beispiel von geplanter Obsoleszenz. Kein Ingenieur kann so dumm sein und den Stift so schwach konstruieren um weniger als eine Rappen Kunststoff zu sparen.
    Die Realität zeigt, der «freie Markt» ist nicht fähig dieses Problem zu lösen. Es braucht Gesetze für eine längere Garantiedauer von z. B. 5 Jahren. Das spart Ressourcen und schont die Umwelt. Wer startet eine Initiative?!
    Oder mit einem nidwaldnerischen Sprichwort zusammengefasst: Wir haben zu wenig Geld, um immer das Billigste zu kaufen.

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