Uran-Anreicherungsanlage in Isfahan.WION.2

Die Urananreicherungsanlage in Isfahan umfasst auch andere Einheiten. © WION

«Wir müssen unbedingt in den Iran eskalieren»

Red. /  «Angefangene Kriege müssen bis zum eindeutigen Sieg fertiggekämpft werden.» Das fordert «New York Times»-Kolumnist Bret Stephens.

upg. Die «New York Times» lässt zum Nahost-Konflikt verschiedene Einschätzungen und Meinungen zu Wort kommen. Zur Meinungsbildung ist es nützlich, gegensätzliche Stimmen zu hören. Der regelmässige NYT-Kolumnist Bret Stephens schrieb Klartext. Er plädiert für eine Bombardierung wichtiger Ziele im Iran. 
In diesem Zusammenhang fiel auf, dass Präsident Joe Biden am 2. Oktober auf die Frage eines Journalisten, ob er eine Zerstörung der iranischen Uran-Anreicherungsanlagen befürworte, zuerst länger schwieg und erst dann mit «No» antwortete. 

Kolumnist Bret Stephens sah die Bilder der iranischen Raketen, die auf Israel niedergingen. Diese hätten glücklicherweise nur wenig Schaden angerichtet. Dann sei ihm durch den Kopf gegangen:

«Was wäre, wenn eine dieser Raketen mit einem nuklearen Sprengkopf bestückt gewesen wäre – einem Sprengkopf, dessen Bauweise westliche Geheimdienste, sogar der Mossad, irgendwie übersehen hatten?»

Die nuklearen Ambitionen des Iran seien klar, besonders wenn ihm seine «neuen besten Freunde» in Russland, China und Nordkorea technische Hilfe böten.

Seinen Frontseiten-Artikel überschrieb Stephens deshalb mit dem Titel:

«Wir müssen unbedingt in den Iran eskalieren» («We Absolutely Need to Escalate in Iran»).

Es sei an der Zeit, dass jemand etwas unternehme:

«Dieser Jemand wird wahrscheinlich Israel sein, das das Atomprogramm des Iran seit zwei Jahrzehnten erfolgreich verzögert, aber nicht gestoppt hat, und zwar durch SabotageAttentate auf führende WissenschaftlerCyberangriffeDokumentendiebstähle und andere verdeckte Aktionen.»

Karte.The Iran Primer
Karte Israel Iran

Der Iran stelle nicht nur für Israel eine völlig unerträgliche Bedrohung dar, «sondern auch für die USA und für alles, was noch übrig ist von der liberalen internationalen Ordnung, welche die USA anführen sollten». 

Nach den Angriffen des Iran habe Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Konsequenzen versprochen. Es dürfe «kein symbolisches Minimum» mehr sein:

«Präsident Biden muss als direkte und verhältnismässige Antwort anordnen, mindestens den Raketenkomplex Isfahan zu zerstören.»

Dort produziere der Iran viele seiner Raketen.


Was in Isfahan alles hergestellt wird:

Der indische Nachrichtensender WION stellt die Nuklearanlagen in Isfahan vor.


Mit dem Zerstören von Pipelines, Raffinerien und Ölterminals drohen

Ein weiteres Ziel könnte das riesige und verwundbare Netz von Pipelines, Raffinerien und Ölterminals sein, insbesondere auf der Insel Kharg im Persischen Golf. Die Regierung könne das Regime in Teheran darauf hinweisen, dass es diese Infrastruktur nur vor der unmittelbaren Zerstörung retten könne, wenn es die Hisbollah und die Huthis zum Rückzug auffordere und die Hamas unter Druck setze, ihre israelischen Geiseln freizulassen. 

Stephens weiter:

«Der Iran führt einen Krieg gegen unbewaffnete Handelsschiffe durch seine Huthi-Stellvertreter im Jemen. Der Iran hat andere Stellvertreter eingesetzt, um in verbündeten Ländern stationierte US-Truppen anzugreifen und zu töten. Es hat die Hisbollah ermutigt oder ihr befohlen, fast 9000 Raketen auf Israel abzufeuern, angeblich aus Solidarität mit der Hamas. Bis Israel letzten Monat schliesslich mit voller Wucht zurückschlug.»

Mit der Hisbollah im Libanon und der Hamas im Gazastreifen müsse aufgeräumt werden:  

«Angefangene Kriege müssen bis zu einem eindeutigen Sieg (‹unequivocal victory›) fertiggekämpft werden.»


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
_____________________
➔ Solche Artikel sind nur dank Ihren SPENDEN möglich. Spenden an unsere Stiftung können Sie bei den Steuern abziehen.
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.

Weiterführende Informationen

War dieser Artikel nützlich?
Ja:
Nein:


Infosperber gibt es nur dank unbezahlter Arbeit und Spenden.
Spenden kann man bei den Steuern in Abzug bringen.

Direkt mit Twint oder Bank-App



Spenden

Eine Meinung zu

  • am 4.10.2024 um 13:01 Uhr
    Permalink

    Ein widerlicher Beitrag des NYT-Kolumnisten. Spätestens seit dem Beschluss des ICJ vom Januar ist klar, wer in Nahost an der Gewaltspirale dreht. Es ist das Herrenland Israel, das in den Palästinensern und nun auch den Libanesen Untermenschen sieht, die wie Vieh hin- und hergetrieben und nach Belieben getötet werden können. Am Volk von Gaza begeht Israel einen Genozid (einen plausiblen Genozid gemäss ICJ), der noch längst nicht abgeschlossen ist. In der West Bank wüten Siedler und reissen Bulldozer Meile um Meile von Häusern nieder, obwohl auch hier der ICJ in einem jüngst ergangenen Beschluss die gesamte Besetzung als rechtswidrig erklärt hat. Jetzt ist der Libanon an der Reihe, dessen südlicher Teil wie Gaza zerbombt und unbewohnbar gemacht werden soll. Und der Westen? Der schweigt oder unterstützt das alles. Die Eskalation in den Iran ist dann nur die logische Folge.

Ihre Meinung

Lade Eingabefeld...