Glosse
Wie man gute Nachrichten machen kann
Die Medien, so lautet ein Vorwurf, bringen stets das Negative. Tatsächlich sind Zeitungen und Bildschirme zurzeit voll mit Informationen über Kriege, Umweltzerstörung, Not und Armut. Selbst Medienschaffenden bereitet das zuweilen Bauchweh. Darum haben einige Redaktionen Rubriken eingerichtet mit Titeln wie «Die gute Nachricht» oder «Das hat mich gefreut». Zudem produzierten 40 Zeitungen vor einigen Wochen eine Sonderbeilage mit dem Titel «Projekte für eine bessere Welt».
Doch solche Ausnahmen reichen nicht, um die Welt ins beste Licht zu rücken. Was Medienschaffende ändern müssen, sind nicht die Informationen an sich, sondern ihren Blickwinkel. Dazu einige konstruktive Beispiele:
- Auf unseren Bildschirmen sehen wir immer mal wieder, wie die von den USA bewaffneten IS-Mörderbanden vorrücken, was die USA veranlasste, die in die Enge getriebenen Kurden ebenfalls mit US-Kriegsgerät auszurüsten. Als positiven Kontrast sollte uns die Tagesschau doch auch einmal die strahlenden Waffenhändler zeigen, die sich über das doppelte Geschäft freuen.
- Tages- und Wochenzeitungen berichten, der ökologische Fussabdruck der zunehmenden Weltbevölkerung wachse, während die ökologische Kapazität unseres Planeten stetig schrumpfe. Stattdessen könnten uns die Medien trösten, spätere Generationen würden die Ausbeutung des Naturkapitals automatisch vermindern, weil es auf der Erde immer weniger zum Plündern gibt.
- Die «Schweiz am Sonntag» meldet, die Zahl der Sozialhilfeempfänger habe sich seit 1990 verdreifacht. Das ist betrüblich, aber selbst das lässt sich positiv deuten: Immer mehr Sozialhilfebezüger dürfen selbstlos zuschauen, wie unser Bruttoinlandprodukt (BIP) und die Zahl der Milliardäre zunimmt.
Die wirklich gute Nachricht lieferte jüngst eine Studie der OECD: «Die Lebensqualität hat sich seit dem frühen 20. Jahrhundert in grossen Teilen der Welt verbessert.» Die Autoren begründen diese Aussage mit positiven Daten zum BIP, zu Löhnen, Umwelt, Bildung, Lebenserwartung und Grösse (als Mass für physisches Wohlbefinden). Grösse? Je grösser, desto besser? «Dinosaurier», denkt der Journalist – und beendet seine Jagd nach guten Nachrichten.
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
keine
Es ist wie bei den Schlagern, man geniert sich, sie auf Deutsch zu singen, darum :
Mr. Guggenbühl, you just made my day!