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Vor der Küste Westafrikas liegen vermutlich riesige Ölvorkommen, das weckt Begehrlichkeiten.. © BBC

Wie BP einen undurchsichtigen Gas-Deal im Senegal finanziert

D. Gschweng /  Ein windiger Geschäftsmann erhielt 2012 Ölbohr-Lizenzen im Senegal. Warum, bleibt unklar. Nun hat BP die Rechte übernommen.

2012 erwarb der Unternehmer Frank Timis mit dem Unternehmen Petro-Tim Konzessionen zur Ausbeutung von Öl- und Gasfeldern vor der Küste des Senegal. Ein obskurer Deal, der im Nachhinein viele Fragen aufwirft. Nicht zuletzt deshalb, weil BP 2017 Timis einen Teil der Rechte abkaufte. Timis verdient weiterhin Milliarden an den Lizenzgebühren.

Senegal ist ein reiches Land. Zwar leben Millionen Senegalesen in Armut, doch der Lebensstandard könnte viel höher sein. Das Land ist reich an natürlichen Ressourcen, ein Reichtum, der oft woanders hingeht, wie die BBC Anfang Juni in einer Dokumentation öffentlich machte.

Ein windiger Unternehmer und ein Unternehmen ohne jede Erfahrung

Timis, der in anderen Ländern mit Menschenrechtsverletzungen und Korruption in Verbindung gebracht wurde, sei sehr aktiv in Westafrika, sagt der Vermögensverwalter Philip Caldwell, der früher einen Offshore-Trust für Timis führte. In der BBC-Dokumentation zeigt er Bilder von Timis, der sich nach seinen Worten gerne den «Paten von Westafrika» nennt, mit den Präsidenten von Burkina Faso und Sierra Leone. «Es ist sehr erstaunlich, dass grosse britische Unternehmen, die erfolgreich in Afrika arbeiteten, die Lizenzen nicht bekommen haben, aber Petro-Tim», sagt er. Expertise im Ölgeschäft konnte das Unternehmen nicht vorweisen.

«Petro-Tim hätte die Konzessionen niemals bekommen dürfen», sagt auch der ehemalige Premierminister des Senegal, Abdoul Mbaye. Zunächst sah es jedoch danach aus, als sei die Vergabe von kurzer Dauer. Im April 2012, wenige Monate nach der Vergabe, wählten die Senegalesen einen neuen Präsidenten. Der jetzige Präsident Macky Sall trat sein Amt an mit dem Versprechen, Korruption zu bekämpfen, und liess das Geschäft überprüfen. Der Untersuchungsausschuss entschied, dass Timis die Lizenzen zurückgeben sollte. Was nicht geschah.

Ein Präsident und sein jüngerer Bruder

Sall entschied, dass Timis die beiden fraglichen Konzessionen behalten sollte. Proteste der Bevölkerung änderten daran nichts. Petro-Tim stellte den ebenfalls branchenfremden Bruder des neuen Präsidenten für viel Geld zu «Consultingzwecken» ein.

Aliou Sall bezog über fünf Jahre ein monatliches Gehalt von 25’000 Dollar, dazu wurden ihm Anteile an Timis Unternehmen versprochen, die nach Angaben der BBC etwa drei Millionen Dollar wert sind. «Ein bisschen viel für jemanden, der keinerlei Erfahrung in der Branche hat», findet der Anwalt Jeremy Carver, den die BBC befragt hat. «Das ist ein verdächtiger Deal», stellt der Experte für Due Dilligence und Korruption fest.


Eine Dokumentation der BBC über Frank Timis Milliardengeschäft im Senegal erregte Anfang Juni grosses Aufsehen.

Selbst gebohrt hat Petro-Tim im Senegal nie. Doch 2016 fand ein Unternehmen, das im Auftrag von Timis Probebohrungen finanzierte, ein grosses Öl- und Gasfeld vor der Küste Senegals. Im April 2017 kaufte der Öl-Gigant BP Timis für 250 Millionen Dollar Anteile an den Ausbeutungsrechten ab. Bedenken hatte British Petrol dabei offenbar nicht, obwohl es von den obskuren Geschäften Timis mit dem Bruder des Präsidenten wusste. Der Kauf, kündigte BP an, bringe «erhebliche Vorteile für den Senegal».

Ein Öl-Multi und ein «Buchungsfehler»

Daniel Balint-Kurti, Investigativjournalist und Mitglied der NGO «Global Whitness», die sich gegen Korruption einsetzt, hält es für «unhaltbar, dass ein Unternehmen wie BP jemanden wie Frank Timis belohnt». Das Jahresbudget Senegals habe im vergangenen Jahr 6,3 Milliarden Dollar betragen, schreibt er in einer Pressemitteilung für «Global Whitness», um die Zahlen in Relation zu setzen. 40 Prozent der senegalesischen Bevölkerung lebten von weniger als zwei Dollar am Tag, streicht er dabei heraus.

Wenige Monate nach dem Verkauf an BP, im September 2017, verliess Aliou Sall seinen Posten bei Petro-Tim und wurde Direktor der Bank «Caisse des dépôts et Consignations» oder CDC im Senegal. Im gleichen Jahr zahlte ein Treuhandfonds, der Frank Timis gehört, 250’000 Dollar «senegalesische Steuern» an eine Firma, die Aliou Salls Eigentum ist. Eine Fehlbuchung, rechtfertigte sich Timis.

Milliarden an Lizenzgebühren und ein aufgebrachtes Volk

Das ist noch nicht alles. In den kommenden 40 Jahren wird BP zwischen neun und zwölf Milliarden Dollar Lizenzgebühren an die Timis Corporation bezahlen, hat die BBC ausgerechnet. Der Lizenzvertrag gilt als der grösszügigste der Branche. Der senegalesische Oppositionspolitiker Mamadou Lamine, den der britische Sender mit dieser Summe konfrontiert hat, reagierte sichtlich fassungslos. «Ist das wahr?», fragt er im Video.

Die Enthüllungen der BBC führten im Juni zu heftigen Protesten im Senegal. Die politische Opposition verlangte eine Untersuchung. Am 25. Juni erklärte Aliou Sall seinen Rücktritt als Direktor der CDC. Der CEO von BP, Bob Dudley, den die BBC zu einem Kommentar zu bewegen versuchte, gab keine Stellungnahme ab. Macky Sall spricht von einer Verschwörung, hat aber Anfang Juni erneut angekündigt, die Verträge aufzulösen.


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3 Meinungen

  • am 12.07.2019 um 12:04 Uhr
    Permalink

    Skandalös, skrupellos und menschenverachtend.

    Leider ein systemisches Problem – wir brauchen einen Wandel.

    Das herrschende System der finanziellen Versklavung von Individuen und ganzen Völkern scheint nicht korrigierbar zu sein und es kollidiert mit den planetaren Grenzen, mit unseren Lebensgrundlagen.
    Wir brauchen ein neues gerechtes, demokratisches Geldsystem für uns alle als Basis. Verbindende, menschliche Werte müssen wieder viel höher gewichtet werden.
    Eigennutz und Machtstreben führen zum Untergang. Wir haben nur eine Chance als kooperierende Menschheitsfamilie.
    Aufklären, aufwachen und aussteigen – in eine neue Zukunft umsteigen.

    https://www.friedenskraft.ch/

  • am 13.07.2019 um 14:19 Uhr
    Permalink

    Es ist ja nicht damit getan, dass der Masse der Bevölkerungen solcher Staaten die Gewinne aus ihren Rohstoffen hinterzogen werden, sondern auch noch als Kollateralschäden und externe Kosten, ihre bisher erträglichen einfachen Lebens-
    verhältnisse zu bitterer Armut führen, siehe Nigeria.
    Die linertären Helferhelfer der Kapitalgewaltigen tönen lauthals, dass die globale Armut von 800 Mill. Menschen durch ihr heilsbringendes Schaffen in den letzten 20 Jahren stark abgenommen hat. Das ist aber eine arglistige Halbwahrheit.
    Im kommunistischen China entronnen 600 Mill. Chinesen der bitteren Armut, aber gerade in Westafrika sank das tägliche Einkommen aber von 1$ auf 0.67$.
    Hochverdichtete Durchschnittszahlen sind ein beliebtes Mittel der arglistigen Täuschung und auch eine Form des Framings.
    Woher kommen derzeit die meisten schwarzafrik. Flüchtlinge ?
    Wenn die Politik in einem Land entsprechend schlecht ist, durch westliche Korruption und verdeckte Operationen, sind bitterarme Wirtschaftsflüchtlinge eine Untergruppe von politisch verfolgten Menschen.

  • billo
    am 24.07.2019 um 21:16 Uhr
    Permalink

    Senegal ist nicht wirklich ein rohstoffreiches Land, wie der hier verlinkte Artikel behauptet. Die Phosphatlager sind längst geplündert, die Fischbestände ebenfalls, die einstigen Erdnussplantagen liegen brach, weil der internationale Markt Palmöl statt Erdnussöl nachfragt… Und der letzte Reichtum, das Erdöl vor der Küste, hat die korrupte Regierung der Republik Senegal an einen luschen Geschäftsmann verhökert; profitieren vom Reichtum wird BP, dem Volk bleibt nichts davon.
    Und dann wundert man sich, dass so viele Senegales/innen längst ausgewandert sind oder es zu tun gedenken!
    Was die Plünderung an Migration auslöst, haben wir am Beispiel der Überfischung beschrieben:
    http://www.fair-fish.ch/de/aktuell/

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