Sperberauge
Verpestete Luft – mehr Corona-Tote
Im Bundesstaat Louisiana im Süden der USA gibt es eine Region, die «Krebs Allee» heisst, in der Bronx in New York eine, die «Asthma-Allee» getauft wurde. Die Namen, die diese beiden Regionen tragen, sagen genau aus, was sie sind: Die Menschen erkranken dort sehr viel häufiger als anderswo an Krebs oder Lungenkrankheiten. Der Grund ist ebenfalls bei beiden Regionen klar. Während im Landstrich der Krebs-Allee ganze 17 Erdölraffinerien und zahlreiche Chemiefabriken die Luft verpesten, sind es in South-Bronx eine fast 50’000 Quadratmeter grosse Umladestation eines Lebensmittelhändlers, ein Hub von Federal Express, eine Abfallumladestation und eine Abwasserreinigungsanlage, die für nicht abreissenden Lastwagenverkehr sorgen. Dass das Gebiet von vier Schnellstrassen umgeben ist, verschlimmert die Luftverschmutzung zusätzlich.
Klar ist, dass in diesen Gebieten, in denen eigentlich niemand leben sollte und möchte, die Wohnungen und Häuser billig sind und nur Menschen dorthin verschlagen werden, die sich nichts anderes leisten können. Klar auch, dass dort das Angebot an Schulen, Lebensmitteln, medizinischer Pflege und staatlicher Kontrolle nicht dem entspricht, was in reicheren Gegenden geboten wird. Der Teufelskreis dreht sich dann immer weiter und genau die Schwächsten der Gesellschaft sind zusätzlich noch der höchsten Luftverschmutzung ausgesetzt und werden davon krank.
Nun haben Forscher der State University of New York (SUNY) und die unabhängige Journalistenplattform ProPublica Gebiete mit hoher Luftverschmutzung und hoher Gefahr für Atemwegserkrankungen (NATA-Index) mit Gemeinden mit hohen Covid-19-Todesfallzahlen verglichen. In dieser Liste ist die Bronx an erster Stelle mit der grössten Übereinstimmung zu finden: Auf 100’000 Einwohner gab es bis im Juli dieses Jahres 281 Corona-Tote, der NATA-Index beträgt 0.73, wobei 1 das Maximum ist. Weitere Gemeinden im Staat New York gehören ebenfalls zu den Regionen mit den grössten Übereinstimmungen, an achter Stelle kommt dann West Baton Rouge, in der Krebs-Alle in Louisiana gelegen. Hier beträgt der NATA-Index 0.94, die Anzahl Covid-19-Toter pro 100’000 142.
Die US-Umweltagentur EPA wollte noch keine definitiven Schlüsse aus der Gegenüberstellung der Zahlen ziehen, wie ProPublica eine Sprecherin zitiert. Der Zusammenhang zwischen einem durch Vorerkrankungen geschwächten Körper und der Anfälligkeit auf einen schweren Corona-Verlauf gilt aber als erwiesen, ebenso der Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit, wie Infosperber berichtete.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Siehe dazu
«Corona – Ausdruck einer ökologischen Verbundkrise» (auf Infosperber)
**********************************************
Infosperber-DOSSIER:
Coronavirus: Information statt Panik
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
Danke für diesen Beitrag. Prof. Dr. Sucharit Bhakdi hat ja von Anfang an darauf aufmerksam gemacht, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Luftverschmutzung und dem gehäuften Auftreten von COVID-19 Erkrankungen. Infiziert heisst ja in den meisten Fällen nicht erkrankt. Es war aber schon früh zu sehen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Luftverschmutzung und dem Anteil der Infizierten die in der Tat erkrankten. So gehört beispielsweise die Lombardei zu den Gebieten Europas mit der schlechtesten Luftqualität. Es zeigt sich mehr und mehr, dass Fachleute wie Wodrag, Bhakdi, Tegnell oder Streeck von Anfang an Recht hatten.
@Reto Derungs: Nicht zu vergessen, dass Sucharit Bhakdi für diese Einschätzung, die sich nun immer mehr bestätigt, von den Faktenchecks durch den Dreck gezogen wurde.