«Trump zwang Netanyahu, den Waffenstillstand zu akzeptieren»
Die Palästina-freundliche Online-Zeitung «Al Monitor» stützt sich auf Ausssagen eines israelischen Diplomaten.

Zwei arabische Beamte erklärten gegenüber «The Times of Israel», dass Steve Witkoff, der designierte Nahost-Gesandte von Präsident Donald Trump, am 11. Januar in einem einzigen Treffen mit Premierminister Benjamin Netanyahu mehr Druck auf Israel ausgeübt habe, einem Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zuzustimmen, als Präsident Biden in einem ganzen Jahr (siehe Bild).
Tatsächlich strebte Biden zu keinem Zeitpunkt ernsthaft einen Waffenstillstand an, konstatiert die linke israelische Tageszeitung «Haaretz». Stattdessen habe Biden Israels Krieg mit schweren Waffen und Munition ununterbrochen unterstützt. Bidens «Versuche» von Waffenstillständen seien in Wirklichkeit Wahlkampfmanöver gewesen, um Wählerinnen und Wähler zu täuschen und glauben zu lassen, dass er sich wirklich sorge um die systematische Auslöschung Tausender unschuldiger Leben mit amerikanischen Bomben.
Fest steht: Wenn Biden wirklich einen Waffenstillstand gewollt hätte, den er jetzt versucht, auf seine Fahne zu schreiben, hätte er einfach Netanyahu anrufen und ihm sagen müssen: keine Waffen mehr, keine Munition mehr, keine diplomatische Rückendeckung mehr – Israel wäre gezwungen gewesen, das Feuer einzustellen.
«Haaretz»: «Der Waffenstillstand ist das Werk von Trump»
Im Folgenden informiert Infosperber über die Einschätzung der israelischen Tageszeitung «Haaretz» vom 16. Januar:
«Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Intellektuelle Integrität ist gefragt. Die bevorstehende Rückkehr der Geiseln und das Ende der Kämpfe sind das Werk von Donald Trump. Wie ein amerikanisches Sprichwort sagt: Es war ein schmutziger Job, aber jemand musste ihn machen.
Es war Trump, in seinem unnachahmlichen Stil. Beendet den verdammten Krieg, befahl er Netanyahu – noch bevor er sein Amt antrat. Von all dem Geschwätz über die Philadelphi-Passage, den Netzarim-Korridor, die Beendigung der Hamas-Herrschaft, die dauerhafte Besiedlung des Gazastreifens oder ‹den Plan der Generäle› ist nichts mehr übrig.
So viele Worte und Geschwätz wurden für den arroganten, egozentrischen israelischen Diskurs verschwendet. Als der Tag der Inauguration in Washington näher rückte, bedurfte es nur einiger allgemeiner, aber expliziter Drohungen und eines Sondergesandten, der nicht in Princeton Politikwissenschaft studiert hatte, sondern aus der Geschäftswelt kam.
Als Netanyahu Trumps designierten Nahost-Gesandten – den Immobilienentwickler Steve Witkoff – bat, ihre Treffen auf die Zeit nach dem Sabbat zu verschieben, antwortete dieser in höchst undiplomatischer Sprache. Das berichtete der Journalist Chaim Levinson. Das Treffen fand wie geplant statt. Das Abkommen kam voran.
Endlich kommen die Amerikaner, um ihrem israelischen Protektorat zu erklären, wer der Boss ist. Wer die Kampfflugzeuge und Abfangjäger herstellt und liefert, wer die Bomben verkauft und wer die Checks für die Verteidigungshilfe unterschreibt. Es ist unfair und unangenehm, fast herzzerreissend, wenn man bedenkt, wer der Kunde ist. Aber man kann nicht darüber hinwegsehen: Es geschieht mit dem gemeinen, groben Trump. Es geschah nicht mit dem guten, freundlichen und grosszügigen Joe Biden.
Man kann sich an die endlosen Pendelfahrten von Aussenminister Antony Blinken erinnern. Wie sie ihn in Israel an der Nase herum führten. So viele Manöver und Betrügereien. Derselbe Deal hätte bereits im vergangenen Mai erzielt werden können. Das Leben von über hundert in Gaza getöteten Soldaten und wer weiss wie vielen Geiseln hätte gerettet werden können.
Der Krieg im Norden mit all seinen Opfern und Schäden wäre früher zu Ende gewesen. Welch ein schreckliches Verbrechen gegen die Identität Israels und gegen die Israelis hat die Regierung Netanyjahu-Ben Gvir mit freundlicher Genehmigung einer mitfühlenden und machtlosen amerikanischen Regierung begangen.»
Präsident Joe Biden am 15. Januar: «Dank unserer Diplomatie»
Wörtlich erklärte Biden:
«Der Waffenstillstand ist nicht nur das Ergebnis des extremen Drucks, unter dem die Hamas stand, und dem veränderten regionalen Gleichgewicht nach einem Waffenstillstand im Libanon und der Schwächung des Iran, sondern auch der hartnäckigen und akribischen amerikanischen Diplomatie. Meine Diplomatie hat in ihren Bemühungen, dies zu erreichen, nie nachgelassen.»
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wenn Herr Gasche konstatiert, dass der Deal, entsprechenden Druck auf Israel vorausgesetzt, auch vor einem Jahr hätte abgeschlossen werden können, so ignoriert er geflissentlich die Tatsache, dass auch die Hamas sich nur unter brutalen Androhungen zur Herausgabe wenigstens einiger Geiseln hat bewegen lassen. Einem Präsident Biden wäre das nie abgekauft worden.
Nun jedenfalls darf die Hamas sich konsolidieren, und weiterhin ungestraft die Zivilisten beider Seiten als Bauernopfer für ihr großes Ziel missbrauchen, Israel zu vernichten.
Wer in diesem ja seit Jahrzehnten schon andauernden Hightech-Krieg gegen eine im wesentlichen wehrlose Bevölkerung wen vernichten will beweisen die Opferzahlen unwiderlegbar.
Die zentrale Frage ist doch die, dass Biden mit einem simplen Telefonat und der Androhung keine Munition mehr zu liefern, Nethanjahus Massenmorden auf der Stelle hätte beenden können.
Meine Vermutung ist: Trump hat offenbar eine andere Vorstellung davon, welche Art Regierung er in seinem Protektorat Israel haben möchte. Zum Freund von Menschen- und Völkerrecht ist er bestimmt nicht geworden.
Vielleicht nehmen sie auch zur Kenntnis, dass die Israeli seit einem Jahr nebst einigen Terroristen auch etwa 50’000 unschuldige Kinder, Frauen und Männer massakriert haben, und deren Land dem Erdboden gleichgemacht haben, was man nur als Völkermord bezeichnen kann !!
Aha, Sie gehören also auch zu den Menschen, die immer noch glauben, wenn man alle sogen. «feinde» ausrottet (soweit es möglich ist) hat man kein Problem mehr mit Ihnen. Irrtum: genau da fangen die Probleme dann an: eine Endlosschleife durch unverbesserliche Gewaltmenschen.
Was haben die Amerikaner der israelischen Regierung wohl dafür versprochen? Dürfen sie jetzt wieder im Libanon weitermachen, sich auf den Jemen stürzen, oder gar den Iran angreifen? Die Rüstungsingustrie ist auf weitere Nachfrage angewiesen.
zit(«… bedurfte es nur einiger allgemeiner, aber expliziter Drohungen und eines Sondergesandten….») ABER : WOMIT hat der Sondergesandt denn nun gedroht ? Ich kann es im Artikel nicht finden. Gedroht hat Biden ja auch – mit «mahnenden Worten». Es wäre schon wichtig das zu wissen, um sich eine Vorstellung über die Handlungsstrategien Trumps zu verschaffen. Oder hat Trump explizit Waffen- und Geld-Lieferungen gestoppt? Das bei der Allmacht der US-Rüstungsindustrie? Oder rüstet Trump einfach im eigenen Land entsprechend auf ? Das wäre ein böses Omen. Oder ist das ganze ein Ablenkungsmanöver ? Denn jetzt geht es ja erst um Phase 1. Mal sehen, was Smotitsch und Gvir nun tatsächlich machen. Ich traue weder der Regierung Israels noch der zukünftigen US-Regierung über den Weg. Europa sollte es ebenfalls nicht tun.
Wieso ist diese hier vertretene Meinung in der Presse nicht zumindest ansatzweise vertreten?
Warum wird jede Meldung mit der Präambel eingeleitet: «Die Hamas mit ihren schrecklichen Überfall auf….» und beendet , nach nicht bestätigten Meldungen sind, nach Berichten der von der Hamas kontrollierten Insitution beim Bombenangriff xy Menschen getötet worden?, womit Grund und Berechtigung – als Enteschuldigung für Bombardements mitgeliefert werden. Wer kann dieser Presse denn wirklich glauben?
Anfangs sprach Blinken noch von «dehumanized (palästinensian people)», dieses Wort wurde aus seinem Wortschatz gestrichen.
Palästinensische Leben – dehumanized – sind eben keine «humanized» Opfer.
Diese Bilanz ist für mein Gefühl etwas zu Trump nahe. Immerhin ist das jetzige Abkommen dasselbe wie das im Mai, das die Biden-Administration konzipiert und die damaligen Unterhändler verhandelt hatten. Aber klar: der zusätzliche Druck von Trump schaffte den Durchbruch. Die grosse Frage ist: über welches Druckmittel gegen Netanyahu verfügte Trump, das Biden nicht zu Verfügung stand? Vielleicht einfach die Tatsache, dass eine Drohung, die Waffenlieferungen an Israel zu reduzieren oder gar einzustellen, aus dem Mund eines Präsidenten, der keine Wahlen mehr vor sich hat, glaubwürdiger klingt als aus dem Mund von Biden, der damals noch die nächste Präsidentenwahl gewinnen wollte und deshalb die Israellobby nicht allzu sehr verärgern durfte.
Trump hatte Netanyahu schon lange seine Unterstützung für die Erweiterung der Siedlungen in der Westbank versprochen. Ausserdem sagte der Journalist Stephan Amar aus Tel Aviv im 19:30 der RTS am 14.01.2025, D. Trump habe Netanyahu seine Unterstützung für einen Angriff auf die militärischen Installationen des Irans versprochen. Nun haben sich Ben Gvir und seine Partei entschlossen, aus der Koalition auszutreten, laut Palestine Chronical, was aber Netanyahu nicht schaden wird.
Zu M. Händel: die Hamas will Israel nicht ausrotten, sondern sie kämpft für die Befreiung Palästinas, um endlich, nach bald 80 Jahren brutaler Besatzung und Eroberung Seitens Israel, ein würdiges Menschenleben führen zu können. Wie G. Bosse traue ich weder den Amerikanern noch Israel, ihnen geht es nicht um die Menschen, sondern um lukrative Projekte im Nahen Osten!