Trump Netanyahu

Schlagzeile der «Times of India» © TOI

«Trump zwang Netanyahu, den Waffenstillstand zu akzeptieren»

Urs P. Gasche /  Netanyahu habe zwischen Israels Rechtsextremen und Trump entscheiden müssen, schreibt «Al Monitor».

Die Palästina-freundliche Online-Zeitung «Al Monitor» stützt sich auf Ausssagen eines israelischen Diplomaten.

Netanyahu und Steve Witkoff am 11. Januar
Präsident Benjamin Netanyahu mit Trumps designiertem Nahostgesandten Steve Witkoff am 11. Januar 2025 in Jerusalem

Zwei arabische Beamte erklärten gegenüber «The Times of Israel», dass Steve Witkoff, der designierte Nahost-Gesandte von Präsident Donald Trump, am 11. Januar in einem einzigen Treffen mit Premierminister Benjamin Netanyahu mehr Druck auf Israel ausgeübt habe, einem Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zuzustimmen, als Präsident Biden in einem ganzen Jahr (siehe Bild).

Tatsächlich strebte Biden zu keinem Zeitpunkt ernsthaft einen Waffenstillstand an, konstatiert die linke israelische Tageszeitung «Haaretz». Stattdessen habe Biden Israels Krieg mit schweren Waffen und Munition ununterbrochen unterstützt. Bidens «Versuche» von Waffenstillständen seien in Wirklichkeit Wahlkampfmanöver gewesen, um Wählerinnen und Wähler zu täuschen und glauben zu lassen, dass er sich wirklich sorge um die systematische Auslöschung Tausender unschuldiger Leben mit amerikanischen Bomben.

Fest steht: Wenn Biden wirklich einen Waffenstillstand gewollt hätte, den er jetzt versucht, auf seine Fahne zu schreiben, hätte er einfach Netanyahu anrufen und ihm sagen müssen: keine Waffen mehr, keine Munition mehr, keine diplomatische Rückendeckung mehr – Israel wäre gezwungen gewesen, das Feuer einzustellen.


«Haaretz»: «Der Waffenstillstand ist das Werk von Trump»

Im Folgenden informiert Infosperber über die Einschätzung der israelischen Tageszeitung «Haaretz» vom 16. Januar:

«Wir müssen der Realität ins Auge sehen. Intellektuelle Integrität ist gefragt. Die bevorstehende Rückkehr der Geiseln und das Ende der Kämpfe sind das Werk von Donald Trump. Wie ein amerikanisches Sprichwort sagt: Es war ein schmutziger Job, aber jemand musste ihn machen.

Es war Trump, in seinem unnachahmlichen Stil. Beendet den verdammten Krieg, befahl er Netanyahu – noch bevor er sein Amt antrat. Von all dem Geschwätz über die Philadelphi-Passage, den Netzarim-Korridor, die Beendigung der Hamas-Herrschaft, die dauerhafte Besiedlung des Gazastreifens oder ‹den Plan der Generäle› ist nichts mehr übrig.

So viele Worte und Geschwätz wurden für den arroganten, egozentrischen israelischen Diskurs verschwendet. Als der Tag der Inauguration in Washington näher rückte, bedurfte es nur einiger allgemeiner, aber expliziter Drohungen und eines Sondergesandten, der nicht in Princeton Politikwissenschaft studiert hatte, sondern aus der Geschäftswelt kam.

Als Netanyahu Trumps designierten Nahost-Gesandten – den Immobilienentwickler Steve Witkoff – bat, ihre Treffen auf die Zeit nach dem Sabbat zu verschieben, antwortete dieser in höchst undiplomatischer Sprache. Das berichtete der Journalist Chaim Levinson. Das Treffen fand wie geplant statt. Das Abkommen kam voran.

Endlich kommen die Amerikaner, um ihrem israelischen Protektorat zu erklären, wer der Boss ist. Wer die Kampfflugzeuge und Abfangjäger herstellt und liefert, wer die Bomben verkauft und wer die Checks für die Verteidigungshilfe unterschreibt. Es ist unfair und unangenehm, fast herzzerreissend, wenn man bedenkt, wer der Kunde ist. Aber man kann nicht darüber hinwegsehen: Es geschieht mit dem gemeinen, groben Trump. Es geschah nicht mit dem guten, freundlichen und grosszügigen Joe Biden.

Man kann sich an die endlosen Pendelfahrten von Aussenminister Antony Blinken erinnern. Wie sie ihn in Israel an der Nase herum führten. So viele Manöver und Betrügereien. Derselbe Deal hätte bereits im vergangenen Mai erzielt werden können. Das Leben von über hundert in Gaza getöteten Soldaten und wer weiss wie vielen Geiseln hätte gerettet werden können.

Der Krieg im Norden mit all seinen Opfern und Schäden wäre früher zu Ende gewesen. Welch ein schreckliches Verbrechen gegen die Identität Israels und gegen die Israelis hat die Regierung Netanyjahu-Ben Gvir mit freundlicher Genehmigung einer mitfühlenden und machtlosen amerikanischen Regierung begangen.»

Präsident Joe Biden am 15. Januar: «Dank unserer Diplomatie»

Wörtlich erklärte Biden:

«Der Waffenstillstand ist nicht nur das Ergebnis des extremen Drucks, unter dem die Hamas stand, und dem veränderten regionalen Gleichgewicht nach einem Waffenstillstand im Libanon und der Schwächung des Iran, sondern auch der hartnäckigen und akribischen amerikanischen Diplomatie. Meine Diplomatie hat in ihren Bemühungen, dies zu erreichen, nie nachgelassen.»


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