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Werbefoto der «International Legion for the Defense of Ukraine» auf Facebook. © ILDU

Sehr viel Lärm um nordkoreanische Soldaten in der Ukraine 

Urs P. Gasche /  In Irak und in Afghanistan waren Söldner-Truppen für die USA wichtiger, als es die nordkoreanischen Soldaten für Russland sind.

In praktisch allen Kriegen der letzten Zeit haben die Kriegsparteien ausländische Söldner bezahlt und eingesetzt. Die ukrainische Regierung tut es schon lange. 

Doch noch kaum je haben grosse Medien über ausländische Soldaten mit derart grossen Schlagzeilen informiert wie über die Soldaten aus Kim Jong-uns Nordkorea.

Als «klare Eskalation» bezeichnete der ukrainische Präsident Selensky den Einsatz nordkoreanischer Truppen im russischen Angriffskrieg. Laut ukrainischem Geheimdienst befänden sich bereits 12’000 nordkoreanische Soldaten mit 500 Offizieren und drei Generälen in Russland. Laut SDA bezeichnete die EU-Auslandbeauftragte das Mitwirken Nordkoreas als «einseitigen feindseligen Akt mit ernsthaften Konsequenzen für den Frieden und die Sicherheit in Europa und weltweit».
Bundeskanzler Olaf Scholz ergänzte während seines Indien-Aufenthalts: «Das ist schlimm. Es eskaliert die Situation weiter und zeigt gleichzeitig, dass sich der russische Präsident in grösster Not befindet.» 
Laut Nato-Generalsekretär Mark Rutte bedeutet der Einsatz für die Russen eine «signifikante Eskalation und Internationalisierung des grössten Krieges in Europa seit Jahrzehnten».


Eine Einordnung


Nordkoreanische Soldaten sind kaum an der Front einsetzbar

12’000 Soldaten brächten den Russen an der Front wenig Entlastung. Nach westlichen Quellen verliert die russische Armee jeden Tag 1000 Soldaten durch Tod oder schwere Verletzungen.

Die nordkoreanischen Soldaten sind an der Front kaum einsetzbar: Sie haben grosse Sprachprobleme. Sie kennen die russischen Kommunikationssysteme und Waffen kaum. Sie haben keinerlei Erfahrung mit intensiven Kampfeinsätzen. Es sei wahrscheinlicher, dass Russland die Nordkoreaner einsetze, um die Grenze zu bewachen, den Nachschub zu sichern oder die russischen Truppen sonstwie zu unterstützen. Das sagte der deutsche Sicherheitsexperte Christian Mölling in den Tamedia-Zeitungen.


Ausländische Söldner auf Seite der Ukraine

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Logo der ILDU

Seit dem Überfall Russlands kämpfen für die Ukraine an der Front neben der ukrainischen Armee auch ausländische Söldner. Die offizielle Armee-Einheit ILDU («International Legion for the Defense of Ukraine») vereint seit Februar 2022 freiwillige Kämpfer aus verschiedenen Ländern. Die ILDU sammelt Geld und rekrutiert ausländische Soldaten.

Zu den Kämpfern gehören ehemalige Militärangehörige aus den USA, Grossbritannien, Kanada, Polen, Frankreich, Spanien und den baltischen Staaten. Auch ehemalige Soldaten mit Kampferfahrung aus Ländern wie Georgien und den baltischen Staaten haben sich angeschlossen.

Ausserdem kämpfte eine im Jahr 2014 gegründete «Georgische Legion» bereits im Donbas auf ukrainischer Seite. Die Georgier sind auf Guerillataktiken und Kampfeinsätze spezialisiert und kämpfen zuvorderst an der Font.

Nicht zu vergessen sind einige rechtsextreme und neonazistische Gruppen aus verschiedenen Ländern, darunter auch europäische Staaten. Sie durften sich den ukrainischen Streitkräften anschliessen. Sie sind häufig in speziellen Einheiten aktiv und kämpfen an der Front gegen die russischen Truppen.


Viele Söldner in Irak

Blackwater (heute Academi) war die prominenteste private Sicherheitsfirma in Irak. Ihre Söldner schützten hochrangige Militärs und militärische Einrichtungen und gerieten wegen mehreren völkerrechtswidrigen Einsätzen in die Kritik, darunter das Massaker auf dem Platz Nisour in Bagdad.

DynCorp International rekrutierte Söldner aus verschiedenen Ländern, vor allem aus den USA, Kolumbien und osteuropäischen Staaten.

Für britische und amerikanische Sicherheitsdienste arbeiteten Gurkha-Söldner aus Nepal. Sie schützten vor allem in Hochrisikogebieten Militäreinrichtungen und militärische Konvois.

Die US-Armee engagierte auch Söldner aus Südafrika, Australien und Osteuropa. Sie garantierte sämtlichen ausländischen Söldnern Immunität vor jeglicher Strafverfolgung.

Im völkerrechtswidrigen Krieg gegen Irak gehörten auch britische, italienische, spanische, ukrainische und viele andere Truppen zur «Koalition der Willigen» – ein anderer Ausdruck für Söldner.

Ob Regierungen Söldner zur Verfügung stellen oder ob Kriegsführende Söldner im Ausland rekrutieren, macht für die Praxis des Einsatzes von Söldnern keinen Unterschied.


Anti-Söldner-Konvention der Uno nicht ratifiziert

In der Schweiz wird Militärdienst für fremde Staaten aus Neutralitätsgründen bestraft. In Deutschland ist nur das Werben oder Vermitteln von Söldnern strafrechtlich verboten. Deutschland und die Schweiz unterzeichneten zwar die Internationale Konvention von 1989 gegen die Rekrutierung, den Einsatz, die Finanzierung und die Ausbildung von Söldnern, aber beide Länder haben diese «Anti-Söldner-Konvention» bisher nicht ratifiziert. Begründung: Die modernen privaten Militär- und Sicherheitsfirmen würden eine klare Trennlinie zu traditionellem Söldnertum manchmal schwierig machen.

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Weiterführende Informationen


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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Zum Infosperber-Dossier:

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Die Ukraine zwischen Ost und West: Jetzt von Russland angegriffen

Die Ukraine wird Opfer geopolitischer Interessen. Die Nato wollte näher an Russland. Seit dem 24.2.2022 führt Russland einen Angriffskrieg.

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9 Meinungen

  • am 27.10.2024 um 17:50 Uhr
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    Es ist schon ein Unterschied, ob ich mich freiwillig melde (event. sogar als bezahlter Söldner) oder ob ich von einem Regime abkommandiert werde. Wenn ein Land seine Truppen als Unterstützung für eine fremde Macht in einem Überfallkrieg einsetzt, dann ist das nicht vergleichbar mit Söldnertum. Kein Mensch hat sich aufgeregt, als die Wagnertruppen in der Ukraine (Mali, Libyen, Syrien, Sudan, Madagaskar und Zentralafrika) eingesetzt wurden. Der Vergleich ist doch etwas dürftig und stossend. Birnen und Äpfel sind nicht das selbe

    • am 28.10.2024 um 05:12 Uhr
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      Selbstverständlich hinkt jeder Vergleich und jeder Vergleich kann (falsch gedeutet) stossend wirkend.

      Aber Herr Gasche besagt mit keinem Wort, dass der Einsatz nordkoreanischer Soldaten legitim sei. Es gibt hier einfach wieder einen Doppelstandard, dass z.B. die USA in ihren (meist völkerrechtswidrigen) Kriegen auch Söldner eingesetzt hatte (und ich vermute, dass sich die meisten auch nicht völlig freiwillig gemeldet haben, sondern aus irgendwelchen – z.B. monetären – Nöten heraus).

      Und Herr Gasche relativiert die Bedeutung für den Kriegsverlauf. Denn Putin braucht wohl nicht die Soldaten, sondern die Waffen von Nordkorea. Im Gegenzug erhält die Nordkoreanische Armee echte Kampferfahrung und ihre Waffen können im Einsatz «getestet» werden. Der 3. Weltkrieg ist vermutlich damit schon ziemlich im Gange.

    • Favorit Daumen X
      am 28.10.2024 um 08:06 Uhr
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      Die Kritik richtet sich an Kim Jong-un, dass er Söldner in den Krieg schickt. Falls er die Soldaten gezwungen hat, umso schlimmer. Vielleicht wurden diejenigen Soldaten ausgewählt, die damit Geld verdienen wollten und insofern «freiwillig» gingen.
      Russland und die Ukraine heissen Söldner willkommen, unabhängig davon, wie sie rekrutiert wurden

    • am 28.10.2024 um 19:45 Uhr
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      Russland und Nordkorea haben ein gegenseitiges militärisches Beistandsabkommen abgeschlossen. Nachdem die Ukraine Teile Russlands angegriffen hat, ist dieses Abkommen aktuell geworden. Deshalb sind die nordkoreanischen Truppen ganz legitim in Russland. Die Russen haben die Unterstützung durch Nordkorea kaum nötig, viel eher sind sie wohl zu Ausbildungszwecken dort. Aber ich vermute, dass so viel Lärm gemacht wird um diese Angelegenheit, weil damit die Entsendung südkoreanischer Flugzeuge und Piloten in die Ukraine begründet werden soll.

  • am 27.10.2024 um 17:51 Uhr
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    Ich sehe es genauso: n-kor. Soldaten lassen sich nicht ohne weiteres als Frontkräfte einsetzen. Für rückwärtige Dienste, Objektbewachung, Logistik aber schon. Als zweites wird es hier einen kräftigen Schulungseffekt geben: sie stünden mitten in derzeit wichtigsten militärtechnischen und -taktischen Evolution, dem Drohnenkrieg. Wahrscheinlich ist dies einer der Hintergründe ihres vermuteten Einsatzes. Drohnen lassen schnell und aus leicht verfügbaren Komponenten herstellen und richten ein tausendfaches ihrer eigenen Kosten an Schaden an. Für Nordkorea, dessen Armee zwar riesig aber extrem unterfinanziert ist, sind Kenntnisse im Drohneneinsatz überlebenswichtig.

  • am 28.10.2024 um 07:46 Uhr
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    Wieder einmal cui bono. Den Russen bringt es nichts, Nordkoreaner an der Front zu haben. Bei 800’000 Mann machen die angeblichen paar Tausend mehr Probleme als Nutzen. Den Nordkoreanern bringt es, wenn überhaupt, ein bisschen Kampf Erfahrung für einen winzigen Teil ihrer Truppen, was aber aufgrund der in diesem Artikel beleuchteten Sprachproblemen und grossen kulturellen Differenzen mehr als fraglich ist. Die Ukrainer, die auch die Urheber der Behauptung nordkoreanischer Präsenz sind, versuchen, die NATO aktiver in den Krieg zu ziehen und den Krieg möglichst auszuweiten. Mit fehlt im Artikel, dass sowohl Nordkorea und Russland offiziell dementieren. Beweise wurden nicht vorgelegt, es sei denn, man glaubt den Bildern, die asiatisch aussehende Männer in russischen Kampfanzügen zeigt – als ob der Vielvölkerstaat keine schlitzäugigen Männer hätte.

  • am 28.10.2024 um 08:13 Uhr
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    Nun scheint sich die «Spezialoperation» in der Ukraine für Putin doch etwas kompliziert zu gestalten. Es ist auch denkbar, dass die nordkoreanischen Einheiten eher im russischen Hinterland (Kursk) eingesetzt werden, um zu verhindern, dass dort russische Einheiten schwächeln und sich gegen den eigenen Machthaber wenden.
    Auf jeden Fall hat Putin noch einige Trümpfe im Ärmel, sodass Friedensverhandlungen, wie sie Selenski fordert, erst mal unwahrscheinlich bleiben.
    Gleichzeitig zeigt sich, dass die weltpolitischen Konfliktlinien und ihre Verbindungen untereinander immer klarer werden: Nord- und Südkorea, Iran und Naher Osten, Ukraine und Russland, Taiwan und China. Und im Fall Israels sieht man, dass eine hohe militärische Überlegenheit nicht unbedingt zu einem schnellen Frieden führt.
    Und wir erinnern uns: in den USA wurde ein Präsident gewählt, der aus dem Atomabkommen mit dem Iran kurzer Hand ausstieg und die US-Botschaft nach Jerusalem verlegte und die deutsche Politik schwieg dazu.

    • am 29.10.2024 um 07:54 Uhr
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      Selensky und Friedensgespräche im gleichen Satz. Eigentlich fordert er nur immer mehr, aber die Milliarden die in (amerikanischen)Waffen investiert wurden, brachten die Ukraine keinen Millimeter näher an Frieden. Russland kontrolliert soviel Ukrainisches Gebiet wie nie zuvor. Wer wirklichen Frieden will, schickt Diplomaten und keine Waffen. Erstaunlicherweise ist diese Tatsache im Wertewesten irgendwie in Vergessenheit geraten.

      • am 29.10.2024 um 20:36 Uhr
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        Entscheidet Selenski (selbst)? Will der Westen Frieden? Ich antworte zweimal Nein.
        Ich diagnostiziere, Russland (das eigentliche Ziel) soll zuerst so sehr wie möglich durch «andere» geschwächt werden («Vorspiel»), bevor die USA selbst zuschlagen (Strategie seit dem Genozid gegen die Indianer, seither laufend Erfahrung).
        WELT (29.3.2024): «Düstere Prognose: Polens Regierungschef Donald Tusk: Ich weiss, es klingt niederschmetternd, vor allem für die jüngere Generation, aber wir müssen uns daran gewöhnen, dass eine neue Ära begonnen hat: die Vorkriegszeit.»
        Buch «Fremdbestimmt» (Thorsten Schulte): Der ehemalige US-Präsident Harry S. Truman bemerkte über Deutschland und Russland im Juni 1941: «Lasst sie sich doch gegenseitig so weit wie möglich ausrotten».

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