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Es gelang dem WWF bisher nicht, das «Schwarzbuch WWF» zu stoppen. © -

Schwarzbuch WWF ist wieder im Buchhandel

Kurt Marti /  Der WWF wollte den Verkauf des «Schwarzbuches WWF» verhindern. Vergeblich: Das Buch steht nun auf der Bestsellerliste des Spiegels.

Der WWF Deutschland versuchte im vergangenen April den Verkauf des «Schwarzbuches WWF» des Journalisten Wilfried Huismann mit allen Mitteln zu verhindern. Eine Anwaltskanzlei hatte bei grossen Buchhändlern wie Amazon oder Libri interveniert und mit Unterlassungsansprüchen gedroht, wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» damals berichtete. In vorauseilendem Gehorsam nahmen zahlreiche Buchhändler das Buch aus ihrem Programm, obwohl es dem WWF nicht gelang, vor dem Landgericht Köln mit einer einstweiligen Verfügung das Buch zu verbieten.

«Der WWF muss sich Kritik gefallen lassen»

Huismann kritisiert in seinem Buch die Nähe des WWF zur Industrie, die Intransparenz der Umweltorganisation sowie die Beteiligung an ökologisch umstrittenen Projekten. Insbesondere wirft Huismann dem WWF vor, mit Firmen zusammenzuarbeiten, die für Naturzerstörungen verantwortlich sind. Infosperber hat über das Buch berichtet (siehe Link unten).

Auch anlässlich der Verhandlung von Mitte Juni vor dem Kölner Landgericht konnte der WWF keine einstweilige Verfügung erreichen, welche das Buch verboten hätte. Die Richterin erklärte: «Der WWF muss sich Kritik gefallen lassen». Allerdings der Verlag muss in einer Neuauflage des Buches ein korrekt wiedergegebenes Interview mit einer WWF-Mitarbeiterin streichen, weil sie dieses angeblich nicht freigegeben hatte. Das Landgericht Köln hat die Parteien aufgefordert, sich bis zum 20. Juli gütlich zu einigen. Falls dies nicht der Fall ist, kommt es zu einem Urteil.

Vorwurf der «Kooperation» mit Monsanto

Am 26. Juni nahm der Buchautor Huismann im ARD-Magazin «Titel Thesen Temperamente» zum zentralen Vorwurf der «Kooperation» mit den Konzernen Monsanto und Wilmar wie folgt Stellung: «Für mich ist es wichtig, dass die Richterin klar gemacht hat, dass ich in den zentralen Punkten weiterhin sagen kann, der WWF kooperiert mit diesen grossen Umweltvernichtern wie Monsanto und Wilmar und anderen». Erstaunlicherweise war auch Marco Vollmar, der Sprecher des WWF Deutschland, gegenüber dem ARD-Magazin der Ansicht: «Der WWF arbeitet mit allen Akteuren des gesellschaftlichen Lebens zusammen». Wieso also der WWF den Begriff «Kooperation» im Zusammenhang mit Monsanto verbieten will, ist schleierhaft. Denn «Kooperation» heisst laut Duden «Zusammenarbeit, Mitwirkung».

Inzwischen ist das Buch wieder überall im Buchhandel erhältlich und rangiert in der Bestsellerliste des Spiegels bereits auf Rang 10. Die hartnäckigen Interventionen des WWF kurbeln offenbar den Verkauf des Buches zusätzlich an.
Heftige Kontroverse in den deutschen Medien

Während die Schweizer Medien – ausser Infosperber – stillschweigend über die Kontroverse hinweggingen, entbrannte in den Deutschen Medien eine heftige Kontroverse über das Buch. Die Süddeutsche Zeitung (SZ) und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) nahmen Partei für das Schwarzbuch und die Pressefreiheit. Sie setzten den Schwerpunkt auf die Niederlage des WWF vor dem Landgericht Köln. Die linke Tageszeitung (taz) hingegen strich den kleinen Erfolg des WWF heraus: «Autor muss Passage streichen».

Die Deutsche Journalisten-Union sprach von «Zensur», die Gewerkschaft Verdi von einem «nicht akzeptablen, rechtlich zweifelhaften Einschüchterungsversuch». Und Rainer Dresen, Anwalt des Gütersloher Verlagshauses, erklärte gegenüber der «Süddeutschen Zeitung», dass er schon viel erlebt habe, doch selbst bei kritischen Büchern über Scientology sei noch nie so ein massiver Druck auf den Verlag ausgeübt worden.

WWF Deutschland: «Es ist unser gutes Recht»

Ganz anders sieht das der WWF Deutschland. Auf seiner Homepage spricht er sich «gegen jede Form von Zensur» aus und «verteidigt selbstverständlich Meinungsfreiheit und Pluralismus als Garanten eines demokratischen Rechtsstaats». Es sei aber «unser gutes Recht, die Persönlichkeitsrechte unserer Umweltstiftung zu schützen». Denn Meinungsfreiheit bedeute nicht, «falsche und ehrverletzende Behauptungen aufstellen zu können».


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

keine

Zum Infosperber-Dossier:

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2 Meinungen

  • am 6.07.2012 um 06:11 Uhr
    Permalink

    Es gibt ja seitens der WWF-SpenderInnen und WWF-Mitglieder auch Möglichkeiten um sein Missfallen am Tun des WWF zu manifestieren.
    Meine Partnerin, schon seit ewigen Zeiten WWF-Mitglied, zog die Konsequenzen aus den sich häufenden negativen Schlagzeilen und gab den den Austritt…

  • am 6.07.2012 um 11:03 Uhr
    Permalink

    Liebe Redaktoren
    Seriöser Journalismus ist doch mehr, als einfach abzuschreiben, was ein leicht verirrter in einem tod langweiligen Buch festgehalten hat. Das Strickmuster im Buch ist zu simpel, um wahr zu sein und glaubhaft zu wirken. Da scheint jemand einen persönliche Feldzug gegen eine – aus meiner Sicht – sehr engagierte und erfolgreiche Organisation zu machen. Am meisten freuen sich wohl die grossen Unternehmen. Denn was gibt es besseres für die, wenn sich die – schon viel schwächeren Gegner – bekämpfen.
    Schade!

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