Ohne USA hätte es den furchtbaren Krieg in Jemen nicht gegeben
«Die Kämpfe und vor allem die daraus resultierende Hungersnot haben Hunderttausende das Leben gekostet. Unzählige Jemeniten vegetieren seit Jahren in erbärmlichen Lagern als Binnenflüchtlinge vor sich hin».
Das berichtete NZZ-Reporter Daniel Böhm Ende August. Der Konflikt finde im Ausland nur noch wenig Aufmerksamkeit. Im vierspaltigen Artikel fand sich kein Wort darüber, dass die USA die saudischen Streitkräfte während Jahren militärisch unterstützten: mit dem Betanken der saudischen Kampfflugzeuge in der Luft, mit Logistik, Luftaufklärung und schweren Waffen.
Nach dem Kashoggi-Mord im Jahr 2018 kündigten die USA an, das Betanken von Koalitionsflugzeugen einzuschränken. Doch noch heute beaufsichtigen US-Rüstungskonzerne nach Informationen des Council on Foreign Relations die Wartung saudischer Flugzeuge. Im US-Kongress war die Unterstützung umstritten, doch Präsident Donald Trump legte dreimal sein Veto ein gegen Gesetzesentwürfe, mit denen Waffenverkäufe an Saudi-Arabien stark eingeschränkt worden wären.
Nachdem das von Saudi-Arabien angeführte Erdölkartell kürzlich gegen den Willen der USA eine Drosselung der Erdölförderung beschloss, schrieb Daniel Böhm am 10. Oktober in der NZZ, dass es zwischen Saudi-Arabien und den USA schon lange kriseln würde:
«So stossen sich die Amerikaner daran, dass das einst berechenbare Saudi-Arabien unter dem jungen, skrupellosen Mohammed bin Salman seit mehr als sieben Jahren einen brutalen Krieg führt.»
Wiederum kein Wort darüber, dass Saudi-Arabien diesen brutalen Krieg ohne militärische Hilfe der USA – und in geringerem Masse auch von Frankreich, Deutschland und Grossbritannien – gar nicht führen könnte. Im Gegenteil, schreibt die NZZ: Die USA hätten den siebenjährigen Krieg sogar abgelehnt. Die alleinige Schuld liege beim skrupellosen Bin Salman.
Es fällt auf, dass NZZ-Reporter Böhm noch Ende August die «Reformen des Kronprinzen» über allen Klee lobte. Frauen dürften «wieder Firmen führen und in Bands spielen». Saudi-Arabien sei heute sogar ein «Königreich der Frauen», lautete der Titel in der NZZ. Damals kein Wort davon, dass Frauen in Saudi-Arabien ihren Vätern oder Ehemännern nach wie vor gehorchen müssen, wenn diese nicht wollen, dass sie die Fahrprüfung machen und Auto fahren. Gegen den Willen ihres männlichen Vormunds dürfen Frauen auch keinen Mann heiraten. Infosperber hatte darüber berichtet: «Die NZZ redete die Diktatur in Saudi-Arabien schön.»
Wie es gerade ins Narrativ passt: Einmal das «Königreich der Frauen» und dann wieder das Regime eines jungen, skrupellosen Mohammed bin Salman.
Eine sechsmonatige Waffenruhe lief am 2. Oktober aus
«Das Ende des Waffenstillstands im Jemen lässt die Zivilbevölkerung befürchten, dass die dunklen Tage zurückkehren», meldet Al Jazeera Anfang Oktober. Bemühungen um eine Verlängerung der Waffenruhe seien bisher erfolglos geblieben. Auch während der vereinbarten Waffenruhe kam es zu Kämpfen. Im Januar trafen Kampfflugzeuge der saudischen Koalition ein Gefängnis und töteten 70 Menschen.
In den bisher sieben Kriegsjahren sind in Jemen fast 400‘000 Menschen ums Leben gekommen, Millionen wurden vertrieben. Nach Angaben der UNO handelt es sich um die weltweit grösste humanitäre Katastrophe. Rund 400‘000 Kinder seien von Hungersnot bedroht.
Es geht hauptsächlich um regionale Vorherrschaft, um noch nicht erschlossene Ölreserven und um den Zugang zum Roten Meer. Die USA sind an einer ungehinderten Durchfahrt durch die Meerenge Bab al-Mandeb interessiert, welche das Arabische und das Rote Meer verbindet und für den weltweiten Transport von Öl von grosser Bedeutung ist.
Neben dem Ukraine-Krieg über andere Kriege zu informieren, ist kein «Whataboutism»
Think Tanks, die der Nato und dem Pentagon nahestehen, wollen die öffentliche Aufmerksamkeit möglichst ausschliesslich auf die russische Aggression gegen die Ukraine lenken. Berichte über die ebenso fürchterlichen Kriege in Jemen, Somalia oder Äthiopien werden zuweilen als «Whataboutism» abgetan.
Infosperber versucht, auch die Opfer, Hungernden und Vertriebenen in anderen Regionen ernst zu nehmen und darüber ergänzend zu vielen grossen Medien immer wieder zu informieren.
Dokumentarfilm vom 11. Juni 2022 über die Situation in Jemen:
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
_____________________
Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Es ist erschreckend, welch einseitiges Weltbild von der NZZ als das meinungsbildende Medium vermittelt wird. Wir leben leben in einer Blase der «splendid Isolation», aus der wir eine Tages erwachen werden, um festzustellen, dass die Welt eine ganz andere ist.
Dazu folgender Input: Schauen Sie sich die Beweggründe von Tulsi Gabbard an, warum Sie der «Demokratischen» Partei den Rücken kehrt – sehenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=H4Z1x8Ou8VU
Solange Saud-Arabien und MBS die westliche Öl- und Finanzpolitik mitgetragen haben, waren Morde, Aufrüstung, Kriege, Völker- und Menschenrechtsverletzungen kein Problem.
Nachdem sich MBS nun aber nicht mehr an die westlichen Vorgaben hält und die Ölförderung drosselt, statt steigert, gehört er ab sofort ins Reich des Bösen und mit W. Putin zusammen ist MBS «das neue Erpresser-Duo der Welt», weil u.a. ein hoher Ölpreis die Wahlchancen der US-Demokraten noch weiter verringert.
Endlich wieder eine Stimme die auch die anderen, wirklichen Kriege ins Bewusstsein zurück holen.
Dieses Messen mit zweierlei Mass muss aufhören!
Denn auch diese Kriege verstossen gegen das Kriegsvölkerrecht, ebenso Türkei-Kurden, Syrien, Irak, Afghanistan, ja sogar die Kriege im Balkan waren Völkerrechtswidrig.
Stellt sich wirklich die Frage was durch den überzogenen Aufriss der Ukraine, denn da ist die Opferzahl eher niedrig im Verhältnis zu den anderen Auseinandersetzungen, verbergen soll oder was der wirkliche Sinn ist so wie jetzt zu verfahren anstatt wie es europäern zustehen würde, für Frieden zu sorgen.
Gleiches Recht für alle, auch für alle Kriegsverbrecher und Drohnenmörder!
Ach, im Jemen gibt es auch einen Krieg? Und mehr als 400 000 Tote? Wer hätte das gedacht, wo doch heute an allem Putin schuld ist? Running gag bei meinen Treffen mit Freunden: Bevor noch irgend jemand «Guten Tag» wünschen kann, kommt die Ansage: «Du brauchst gar nichts zu sagen, Putin hat schuld.» Zum Leidwesen der MSM kann man nun Putin nicht auch noch für den fürchterlichen Krieg im Jemen verantwortlich machen. Und Sanktionen gegen die Saudis zu verhängen geht schon gar nicht. Da verdienen unsere Rüstungskonzerne lieber mit dem Export von Waffen. Wie heuchlerisch sind doch unsere Politiker. Und es verwundert mich nicht, dass die USA auch bei diesem Völkermord ihre Hände im Spiel haben. Was sind Tausende Menschenleben gegen Profit? Interessengesteuert, inhuman, wahrheitsverzerrend und manipulativ – wie soll sich der Normalo hier noch zurechtfinden und Wahrheit von Lüge unterscheiden können? Gut, dass es IS und andere alternative Medien noch gibt – die Betonung liegt auf «noch».
Auch unser Land hat der Militärallianz, die im Jemen Krieg führte, Rüstungsgüter geliefert. Auch den Staaten, die dieser Allianz dieses Massaker logistisch möglich machten, blieben Kunden der Schweizer Rüstungsindustrie. Total der Kriegsmaterialexporte der Schweiz an die von Saudi-Arabien im Krieg im Jemen angeführte Militärallianz von 2015 – 2021: CHF 147,6 Millionen.
Laut SIPRI exportierte die Schweiz von 1975 – 2021 für 14,32 Milliarden US-Dollar Kriegsmaterial, Grosswaffen, zu Hauptsache an Nato-Staaten die auf dem Balkan, im Irak, in Afghanistan, in Afrika, im Jemen Kriege führten.
Waffenlieferungen an kriegführende Staaten sind laut der Kriegsmaterialverordnung verboten aber zur «Aufrechterhaltung einer an die Bedürfnisse der Landesverteidigung angepassten industriellen Kapazität erlaubt.» Damit kann man auch dem Teufel Waffen verkaufen.
Siehe:auch: Schweizer Munition für Fussball WM in Katar › Von Heinrich Frei › Dorfzeitung. Kultur online › Schleppnetz › Frieden, LEBENSRAUM
Die Schweiz produziert die qualitativ beste Munition für Scharfschützen-Gewehre (Sniper).
Dies ist auch eine sehr schmutzige Führung einer militätischen Auseinandersetzung.
Viel dieser Munition wird in die Ukraine geliefert, mit freundlicher Genehmigung der staatlichen Stellen um die Menschenrechte zu schützen.