NZZ-Chef Eric Gujer bagatellisiert Trumps verrückte Zollpolitik

Trumps erratische Zollpolitik mache zwar fassungslos, «doch der amerikanische Präsident ist in der Unvernunft seines Handels kein historischer Ausreisser»: So relativierte der Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» Trumps Handeln in seinem Leitartikel vom 12. April 2025.
Gujer kritisiert seit längerem die verbreitete «Panikmache» wegen Trump. Er hatte Trumps «aussenpolitischen Erfolge» während dessen erster Amtszeit gelobt. Der «NZZ»-Chef zeigte kein Verständnis dafür, dass man «sich in Europa einig» war, «dass Trumps Wiederwahl eine Katastrophe wäre».
Entgegen dem Gejammer der «kommentierenden Klasse», so Gujer, hält er Trump nicht für unberechenbarer als andere Regierende. «Irrationalität» sei die «ständige Begleiterin der Politik», stellte Gujer jetzt fest.
Präsident John F. Kennedy, «geradezu ein Anti-Trump», habe sich schliesslich genauso «töricht» verhalten, als er die USA «in den Sumpf des Vietnamkriegs zog». Gujer weiter: «Viele erklären Trumps Handeln mit seiner niedrigen Gesinnung und Primitivität. Das ist aber eine fromme Täuschung. Selbst beste Absichten schützen nicht vor Scheusslichkeiten.»
An Trumps guten Absichten zweifelt Gujer offensichtlich nicht.
Nicht der Realitätssinn, so Gujer weiter, sondern Überzeugungen würden die Politik bestimmen: «Die menschliche Gabe, die Tatsachen den Meinungen zu unterwerfen, ist nahezu unerschöpflich […] Der Mensch hat Emotionen – seine Entscheide sind im besten Fall halbwegs rational.»

Gujer tut so, als ob einzelne emotionale und irrationale Überzeugungstäter die Macht ausüben. Doch es sind mehr denn je mächtige Lobbys, Konzerne und Milliardäre, die einen entscheidenden Einfluss haben. Zuvorderst sind es der sogenannte militärisch-industrielle Komplex und die CIA, vor deren Macht bereits Präsident D. Eisenhower im Jahr 1961 gewarnt hatte. Heute ist dieser Komplex mit einem Billionen-Budget noch viel mächtiger und beeinflusst die Politik in hohem Masse.
«Trump ist klar wirtschaftsfreundlicher als Harris»
In einem Leitartikel vom letzten Sommer verlangte Gujer «Fairness für Trump».

Mitten im US-Wahlkampf schrieb Gujer: «Wäre Berechenbarkeit tatsächlich ein so entscheidendes Kriterium, müsste die europäische Politik unisono nun Trump unterstützen.» Das könne man aus seinen ersten vier Jahren im Weissen Haus schliessen.
Kamala Harris sei «ein mindestens so grosses Risiko» für Europa: «Sie ist ohnehin eine klassische interventionistische Linke […] Am Ende ist Trump klar wirtschaftsfreundlicher als Harris».
Sie habe auch «keinen transatlantischen Hintergrund und würde ihre Aussenpolitik wohl stärker auf den Pazifik und weniger auf den Atlantik ausrichten».
Harris könnte dem linken Flügel nachgeben und auf einen propalästinensischen Kurs einschwenken: «Für den alten Kontinent wäre das fatal. Von einer Eskalation im Nahen Osten wäre Europa direkt betroffen mit mehr Migration, mehr Radikalisierung und mehr Terror.»
Harris würde zwar «weniger poltern als Trump, aber der Effekt für Europa wäre der gleiche». Schliesslich gab Gujer den Rat: «Etwas mehr Unvoreingenommenheit gegenüber Trump wäre realpolitisch klug.»
«Trump hat einigen Grund, die Europäer geringzuschätzen»
Gujer informiert und kommentiert fast immer aus Sicht der Nato-Falken. Er verteidigt ebenso emotional wie rational die militärische, wirtschaftliche und politische Vorherrschaft der USA.
Die Annexion der Krim ist für ihn der «zweifellose» Beweis, dass sich «Putins aggressive Absichten nicht auf die Ukraine beschränken». Laut Gujer sind also auch die baltischen Staaten oder Polen in ernster Gefahr, von den Russen angegriffen zu werden. Gujer folgert daraus, dass die Europäer bisher viel zu wenig in die eigene Sicherheit investiert hätten: «Noch immer verfehlen einige Länder das Zwei-Prozent-Ziel der Nato», kritisierte Gujer im November 2024 und folgerte: «Trump hat also einigen Grund für seine ostentative Geringschätzung der Europäer.»
Torheit und Irrationalität ortet Gujer nicht nur als normale Erscheinung bei den Regierenden, sondern auch bei den Regierten. Weil das Wahlvolk häufig emotional, ängstlich und idealistisch entscheide, «verspricht die Unvernunft nicht selten mehr Ertrag als die Vernunft […] Die Wähler können froh sein, wenn einige wichtige Dinge richtig entschieden werden.»
Und, fügte er mit einem Seitenhieb auf die Schweizer Politik hinzu: «Es täte der Schweiz gut, wenn auch hier Elon Musk die wuchernde Bundesverwaltung verschlanken würde.»
Gujer: «Trump will verkrustete Strukturen aufbrechen»
Bereits wenige Tage nach der ersten Amtseinführung von Trump hatte NZZ-Chefredaktor Eric Gujer am 8. Februar 2017 andere Medien kritisiert. Sie hätten sich «in düsteren Szenarien überboten». Zwar leide der neue US-Präsident «offenkundig an einer narzisstischen Störung». Dies dürfe jedoch von einer «unvoreingenommenen Analyse» nicht abhalten. Zu Trumps ersten Auftritten meinte Gujer: «So viel brutale Ehrlichkeit mag verstörend wirken.»
Trump verbinde mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dass beide «verkrustete Strukturen aufbrechen wollen».
Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors
Keine
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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors.
Wer jahrzehntelang PopulistInnen zujubelt kann nicht einfach die Seite wechseln. Insofern erachte ich Hr. Guyer als befangen und gefangen im Ballon.
Gujers Ansicht hatte ich vor Gujer: «Der amerikanische Präsident ist in der Unvernunft seines Handels kein historischer Ausreisser». Nur, das entschuldigt die amerikanischen Wähler nicht. Sie haben einen Narzissten gewählt (siehe seine Unterschrift), einen Rattenfänger wie weiland der von Hameln. Auf dem Posten des Präsidenten wähnt er sich als Kaiser und König und ist Diktator. Er ist Ausbund des entfesselten Kapitalismus. Aber ein Trost bleibt: Er verkauft den Strick, an dem er aufgehängt wird. Tragisch aber, er lässt alle Amerikaner mithängen… Man muss sich bewusst sein, dass man es sich mit einem Psychopathen zu tun hat und muss den richtigen Ton anklingen lassen, wenn es ums «Verhandeln» geht. Achtung: er ist ungebildet, egoistisch und dessen bewusst, welche Macht ihm sein Amt verleiht, was er eben schamlos ausnützt. Mit dieser Betrachtung gibt es keine Schonung, auch für Guyer nicht!
Donald Trump kann abreissen, und das tut er. Er kann nicht aufbauen. Vielleicht macht das dann JD Vance. Und vielleicht auch nicht.
«gab Gujer den Rat: «Etwas mehr Unvoreingenommenheit gegenüber Trump wäre realpolitisch klug.»»
Stimme voll zu.
Aber da liegt er völlig falsch:
«Die Annexion der Krim ist für ihn der «zweifellose» Beweis, dass sich «Putins aggressive Absichten nicht auf die Ukraine beschränken». Laut Gujer sind also auch die baltischen Staaten oder Polen in ernster Gefahr, von den Russen angegriffen zu werden. Gujer folgert daraus, dass die Europäer bisher viel zu wenig in die eigene Sicherheit investiert hätten»
Klingt nach «kalter Krieger» aus der Vergangenheit.
Oder : Putin’s Angriff der Krim war ein Versuch.Leider reagierte der Westen zuwenig. Dann kam die Ukraine dran. Und wieder reagiert der Westen zuwenig : Nur scheibchenweise Waffen-Lieferungen. Sonst wären die Russen schon lange wieder zuhause.
Da befindet sich jemand auf einem Kreuzug ….